Die Rückkehr der Karavellen - Roman
untergegangen war, in dem die Beamten der politischen Polizei mit ihren ungesunden Rülpsern die Luft verbrauchten.
Der Alte, der eine Arbeit als Arbeitsloser fand und sich regelmäßig vor Sonnenaufgang mit seinen Berufskollegen in Reih und Glied stellte, um den arbeitsintensiven Scheck an einem Schalter zu bekommen, der weiter entfernt war
als Rußland und an dem ein ungeduldiger Alpakaarm sich selber den Frust eines phönizischen Wucherers zubrummelte, schickte die Hälfte seines Gehalts nach Ericeira zur Bezahlung der Stunden bei der unsichtbaren Lehrerin, die seine Ehefrau in den Abgrund einer von Adagios durchzogenen Kindheit gestürzt hatte, und behielt den Rest für die Liköre der mit der Afromähne, deren fruchtiger Alkohol ihm nach dem zehnten Glas die Erinnerung an seine Mutter wiederbrachte, die auf einer Bank im Garten Baumerdbeeren schälte. Er war schon zu alt, um die vierzigjährigen Sonderangebote zu begleiten, die den Laden in Pantoffeln schlurfend und düster blickend besuchten, um den Abendtau ihrer Lenden Männern anzubieten, die bereits zu betrunken waren, um sich für ihre chimärenhaften Dienste zu interessieren, und es schmerzte ihn, daß er nicht mehr mit ihnen auf aus den Fugen geratenen Matratzen reisen und dabei durch die Risse in der Decke voll verwundertem Erstaunen das sich allmähliche Auflösen der Nacht erleben konnte. Er begnügte sich damit, sie von fern durch den Valerianaduft der Schwarzen hindurch auszuspähen, und erinnerte sich dabei daran, wie er das erste Mal, vor Angst mit den Zähnen klappernd, vom Lachen einer Frau geführt, auf ein gemietetes Zimmer gegangen war, und an die Überraschung darüber, wie er sich auf dem Schaum zweier Brüste hatte sterben fühlen, an das Scheitern des Begehrens und die Angst, den Apotheker aufzusuchen, als er das Brennen schmählicher Krankheiten in die Hose tropfen sah. Wenn die Humpelnde mandarinenvoll die letzten Neger auf die Straße der aufgeregten Käuzchen und beweglichen Schatten hinaustrieb, verabschiedete er sich feierlich von den Vierzigjährigen,
indem er ihre Jahrmarktsringe küßte wie er es als junger Mann die Grafen bei den Hofdamen der Königin beim Verlassen des Kinos oder der Offizien in der Kathedrale hatte machen sehen, und schlief dann, mit dem geheimsten seiner Finger die nackten Leiber streifend, die die frühen Morgenstunden von Regentagen bevölkern, mit offenen Augen auf den Bettüchern ein. Jeden Sonntag nahm er sich vor, nach Ericeira zu fahren, um an einer Cellostunde teilzunehmen, doch seine vom Alter verkalkten Gelenke hinderten ihn, der gelähmt in seiner für die unheilbare Magerkeit zu großen Jacke steckte, daran, sich zu bewegen, und so blieb er auf dem Bettuch ausgestreckt im Stadtteil und sah dem Winter und den malvenfarbenen Wolken zu, die wie lyrische Passagierdampfer rastlos zum Meer zogen, und aß dabei aus einer Keksschachtel, die er in die Mulde des Bauchnabels gepflanzt hatte. Sein einziges Abenteuer bestand darin, in ein kleines Zimmer in Cruz Quebrada über dem Schaum des Flusses und der Abwesenheit der Möwen zu ziehen, die sich in übermäßigen Leidenschaften an der Bahnstation verzehrten. Jetzt, in den Mußestunden seines schwierigen Berufs als Arbeitsloser, der ihn zwang, ständig Formulare in fünf Kopien auszufüllen, alles mit beglaubigter Unterschrift, nutzlose Formblätter von einem Amt zum anderen, von einem Ministerium zum anderen zu tragen, nimmer enden wollende Verhöre von Psychologen über sich ergehen zu lassen, die ihm vorschlugen, Bäume zu zeichnen und Tintenflecke zu dechiffrieren, sich Stethoskopen, Elektrokardiographen und Blutdruckmeßgeräten nutzloser Ärzte mit optometrischen Skalen an den Wänden zu unterwerfen, Fotokopien über bürgerliches und
moralisches Wohlverhalten abzugeben, die für Papierkörbe von Beamten mit eifrigen Haarschuppen bestimmt waren, und nachdem er vierzehn Stunden, in denen er vor dem Schaufenster der Bank Eisblumen von den Händen pustete, ununterbrochen gewartet hatte, um das Gehaltspapierchen zu bekommen, vergnügte er sich damit, von der Fensterbank aus die Angler an der Uferstraße zu beobachten, die klitschnaß von den wassersprühenden Windstößen und den Wellen, die die Mauer hinaufkletterten, den Fischkorb an der Ferse, in Decken und Ölzeugkapuzen gehüllt, nichtssagende Fische mit ihren Angelruten hetzten.
Zu jener Zeit erhielt er aus Ericeira einen Brief von seiner Ehefrau mit der Nachricht, daß die Musikstunden nun beendet
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