Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
Vom Netzwerk:
mit einer bronzenen Rüstung und einem Helm mit Federbusch, und entschwand zum Marterpfahl beim Rathaus hin, von der Verblüffung der Polizisten und Nachtwächter verfolgt auf dem Weg nach Alcácer Quibir.

A ls die Mulattin ihn verließ und mit dem Sohn, einer Truhe mit Paillettenkleidern und dem Pappkarton mit den Ringen aus falschem Silber und den Bakelitarmreifen in die Wohnung in Olivais Sul zog, die der Besitzer der Diskothek, in der sie arbeitete, ihr eingerichtet hatte, beschloß Pedro Álvares Cabral, nachdem er sich mit dem Kontrolleur der Wasserwerke beraten hatte, dessen Atem Mücken zu Kohle verbrannte, nach Paris auszuwandern. Diogo Cão, der seit seiner Ankunft in Portugal vom Ablesen der Zähler entbunden war, zog aus dem unter dem Bett verschlossenen Gepäck einige schlammige Dokumente hervor, setzte sich mit ihm unter dem Fieber der Tauben auf die Stufen, wies mit nautischem Finger auf die Küste der Bretagne und riet, Bitte den Obermatt, dich hier von Bord gehen zu lassen, guck genau hin, hier, und mehr brauchst du nicht zu wissen, du gehst immer geradeaus, es ist ganz einfach, du triffst auf eine Stadt mit einem sehr hohen Turm aus Eisen, und das ist es schon, ich müßte oben noch ein paar französische Schillinge haben, wenn du fünf Minuten wartest, gebe ich sie dir gleich.
    Pedro Álvares Cabral, den die Beschreibungen des betrunkenen Seemanns verwirrten, der Paris mit jedem Schluck größer machte und der Stadt die Pest von Venedig,
wo die Dogen im Strom delirierten, die visionären Statuen von Florenz und die Mandelkuchenkapitelle von Moskau, unter denen vampireske Rasputins Gräfinnen hypnotisierten, andichtete und ihm erzählte, dort würden sonntags bei Can-Can-Aufführungen Könige guillotiniert, um das Volk zu amüsieren, besuchte jede Woche seinen Sohn in der Wohnung in Olivais, in einem nicht fertiggestellten Gebäude neben dem Pausenhof einer Schule: Der Fahrstuhl setzte ihn im neunten Stock ab, der nach Terpentin und Wachs roch, er drückte die drei musikalischen Noten der Klingeln, die Mulattin öffnete ihm in silbernen Pantoffeln und im Morgenmantel mit Straußenfederkragen die gepolsterte Tür, und ich sah, Herr Admiral, das Wunder des blauen Teppichbodenrasens, das Spiegelspiel der Glasborde der Bar, das Klavier, das mit seinem feierlichen Lack dem Sarg eines Papstes ähnelte, die von mittelalterlichen Rosetten ersetzten Fensterflügel stellten einen Johannes-der-Täufer-Gewichtheber dar, der bis zur Taille in den durchsichtigen Jordan getaucht war, und auf einem Tisch aus geschnitztem Holz mit Rauchglasplatte stand zwischen zwei malaiischen Aschenbechern das Foto eines fünfzig- oder sechzigjährigen distinguierten Herren mit Zweispitz auf dem ergrauten Haar, den meine Frau respektvoll Senhor Sepúlveda nannte, und der ihr die Wohnung geschenkt, ein halbes Dutzend Fuchsfelle mit Rubinpupillen und Alsenzähnchen, dazu eine Köchin mit Rüschenschürze, fünf Dienstmädchen zum Präsent gemacht hatte, die unisono das rechte Bein auf einer Varietébühne hätten heben können, und eine strenge, maskuline schottische Hauslehrerin, Schwester von zwölf Rugbyspielern der internationalen Liga, die dem Sohn beibrachte, das Besteck
nach höfischer Art zu benutzen, einen Seitenscheitel ins Kraushaar zu pflügen und mich mit dem distanzierten Kopfnicken der Fürsten Großbritanniens in ihren Nebelschlössern zu begrüßen, so daß ich nicht wagte, mich ihm zu nähern, von seinem eisigen Winken und seiner ätherischen Silhouette eines Edelmannes weggescheucht, der mir mit dem kleinen Finger befahl, den Hintern auf den Rand der Sessel mit ihren großen Mahagoniarmlehnen abzusetzen, und mich von einer Art Samtthron aus gefühllos, mit dem Begräbnispomp königlicher Audienzen betrachtete. Donnerstags scheuchte die Mulattin die Köchin und die Dienstmädchen auf die Straße, befahl der sommersprossigen Nurse den Lord auf den eingezäunten, platanenbestandenen Alleen des Zoologischen Gartens spazierenzuführen, die ihm in der Sprache eines Staubsaugers mit Wackelkontakt die Namen der Hyänen und Affen wie ein Papagei aufsagte, oder sie befahl ihr, ihn in den Estrelapark zu führen, damit er auf einer unbequemen Eisenbank dem Walzerkonzert des Blasorchesters der Freiwilligen Feuerwehr von Mealhada zuhörte. Sie selber nahm dann, von einer japanischen Masseuse assistiert, Bäder in aromatischem Schaum, rieb sich die Nieren mit lila Algenschwämmen, deodorierte die Spatzennester der Achseln,

Weitere Kostenlose Bücher