Die Rueckkehr der Krieger
»Als ich klein war, hatten wir mal einen Kater, der das auch getan hat.«
Sie lächelte zu ihm hoch. »Mein Vater hat ihn kastrieren lassen.«
Im einen Augenblick stand er noch am Fenster, im nächsten dicht bei ihr; er drängte sie nach hinten, bis ihr Po gegen die Kommode stieÃ. »Ich war schon mal einer Frau ausgeliefert, die mich kastrieren wollte«, zischte er ihr ins Ohr. »Und glaube mir, nachdem ich sie überlebt habe, habe ich bei dir nicht die geringsten Befürchtungen, was die Sicherheit meiner Zeu-gungsfähigkeit angeht.«
Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. Sein Duft nach Sonnenlicht im Meer, sauber und erfrischend, erfüllte die wenigen Zentimeter zwischen ihnen. Sie hatte den verrückten Drang, ihre Nase an seinem Hals zu vergraben und nur dazustehen und den Geruch einzuatmen.
Stattdessen hob sie die Hände an seine Brust, um ihn abzuwehren. »Ich hab doch nicht gemeint â ich meine â natürlich tu ich dir nichts an. Ach, verdammt. Alles, was ich eigentlich sagen wollte, war, dass ich aufs Kommissariat gehen muss, um dort eine Aussage zu machen. Der Fall wird von Detective Ramirez bearbeitet.«
Conlans Schultern entspannten sich, und die Aggression, die er ausstrahlte, ging etwas zurück. Vorsichtig hob Riley einige der Schutzschilde um ihre Gedanken auf, mit denen sie sich vorher abgeschirmt hatte. Quinn und sie hatten das als Kinder oft genug durchgespielt: Zunächst galt es, imaginäre Ziegelmauern aufzurichten, später, als ihr Verstand komplexer wurde, waren es imaginäre Tore aus Titan, mit denen sie ihr Denken abschotteten.
Quinn hatte gesagt, alle ihre Tore seien aus Kryptonit, aber Riley hatte nur gelacht. »Es ist ja nicht so, als ob wir je über Superman stolpern würden, Quinn«, sagte sie einmal, als sie beide zwölf waren.
»Das kann man nie wissen«, hatte Quinn düster und dramatisch wie üblich geantwortet.
»Was ist Kryptonit?«, fragte Conlan und wickelte eine ihrer Haarsträhnen um seinen Finger.
»Was? Woher weiÃt du ⦠Ja klar. Ich hab ja die Tür geöffnet«, meinte Riley zuerst überrascht und dann einlenkend. »Okay, jetzt, wo die Tür schon mal auf ist, machen wir reinen Tisch.«
Damit hob sie die Hände an sein Gesicht, nahm alle Kraft zusammen und übermittelte zum ersten Mal in ihrem Leben einer anderen Person all ihre Gefühle, ihre Gedanken und die ganze Neugier in ihr.
Was zurückkam, zwang sie beinahe in die Knie.
Stärke. Mut. Ehrgefühl. Pflicht.
Eindrücke aus der Vergangenheit.
Ein Mann mit graumeliertem Haar und den gleichen Augen wie Conlan stand neben einer Frau, die so schön war, dass Riley aufseufzte.
Mutter. Vater.
Szenenwechsel: Ein Junge, das musste Ven sein, und ein anderer â der Furcht einflöÃende Heiler vielleicht? Sie war sich nicht sicher, denn der Junge mit den grünen Augen Alarics lächelte.
Sie hätte nie gedacht, dass der Heiler jemals im Leben gelächelt hatte.
Sie ritten auf Pferden und lachten.
Szenenwechsel: Reihen von Männern, alle riesig und muskel-bepackt, schön anzusehen und nackt bis zur Hüfte, die mit Schwertern und Dolchen in einer Art Arena kämpften.
Szenenwechsel: Feuer, Messer, Zähne, richtige Fangzähne. Schmerz. Brennender, lähmender, stechender Schmerz. Sie lag im Sterben â nein, er, er, es war Conlan, den man folterte. Sie wollten ihn töten â¦
»Nein!«, schrie sie und riss ihre Hände von seinem Gesicht weg. Dann sank sie in den Schutz seiner Arme. »Nein, nein, nein, nein.«
Als er sie sanft hochhob und festhielt, konnte sie nur bitterlich weinen.
***
Conlan blickte auf die Frau hinunter, die in seinen Armen schluchzte, und spürte, wie die Wälle, die er um sich herum gebaut hatte, einer nach dem anderen einstürzten. Es schien ihm, als höre er tatsächlich das Krachen der Ziegelsteine, und das Einzige, woran er denken konnte, war, dass er unbedingt von ihr weg musste.
Er lieà sie langsam los. Sie griff nach seinem Arm und sah mit gepeinigtem Blick zu ihm hoch. »Ich hasse sie für das, was sie dir angetan haben. Ich hoffe, du findest sie und reiÃt sie in Stücke. Oh, es tut mir so leid, Conlan. Nie â niemals hätte ich mich so in deine Innenwelt drängen sollen.«
Langsam hob sie die Hand, um die Narbe an seinem Hals zu berühren. »Es tut mir so leid«, wiederholte sie
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