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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihre Waffen beherrschten. Das waren keine dahergelaufenen Plünderer wie die Männer, mit denen sie es gestern zu tun gehabt hatten, und selbst diese hatten schon hervorragend mit Pfeil und Bogen umzugehen verstanden. Die Assassinen aber waren nicht nur in der Lage, auf eine größere Entfernung ein Pferd zu treffen, sondern ihm auch mit einem gezielten Schuss ein Auge auszuschießen, wenn es sein musste. Wenn Rother auch nur die winzigste falsche Bewegung machte, würde er nicht einmal mehr lange genug leben, um das Geräusch der Bogensehne zu hören. Sie betete, dass er sich ruhig verhielt, doch sie sah ihn ganz bewusst nicht an, sondern drehte sich mit einer abrupten Bewegung wieder um und wandte sich an den Assassinen.
    »Schickt dich Salim?«, fragte sie.
    Der Mann nickte. Er schwieg, beinahe als hätte er ihre Gedanken gelesen, und Robin begann vorsichtige Hoffnung zu schöpfen. Entweder Salim hatte ihn ausgezeichnet instruiert, oder es war in diesem Moment tatsächlich so leicht, in ihrem Gesicht zu lesen. Das Ergebnis blieb sich gleich. Vielleicht hatte Rother doch noch eine Chance, am Leben zu bleiben.
    »Welche Befehle hat er euch gegeben?«, fragte sie.
    Der Mann zögerte einen winzigen Moment, nicht weil er die Antwort auf ihre Frage nicht kannte, sondern viel mehr, weil er sich zu wundern schien, warum sie sie überhaupt stellte.
    Robin versuchte sein Gesicht zu erkennen, aber alles, was davon sichtbar war, war ein schmaler Streifen über Nasenwurzel und Augen. Dennoch trafen sich für einen Moment ihre Blicke, und Robin las die stumme Frage in den Augen des Assassinen und beantwortete sie auf die gleiche, lautlose Art. Sie fragte sich, ob Rother das stumme Zwiegespräch bemerkte.
    »Wir sollen Euch zu ihm bringen«, antwortete der Krieger.
    Ein Teil von ihr jubilierte. Es war vorbei. Der Albtraum hatte ein Ende. Salims Männer waren gekommen, um sie zu holen, und alles war - endlich! - vorbei. Sie würde zurückkehren auf die Burg seines Vaters, zurück in ihre stillen, kühlen Gemächer, in denen es stets nach Rosen und kostbaren Essenzen roch, zurück in seine Umarmung und den Schutz, den seine bloße Nähe verhieß. Alles war vorbei. Bruder Dariusz, die Hitze, der Krieg und die Entbehrungen, das alles gehörte von diesem Moment an der Vergangenheit an.
    Ebenso wie Rother.
    »Wo ist er jetzt?«, fragte sie.
    Sie las Verwirrung in den Augen des Mannes, aber auch eine Spur von Ärger. Dann erkannte sie ihn. Sie erinnerte sich nicht an seinen Namen, aber es war ein Mann aus Salims persönlicher Leibwache - und somit auch ihrer -, und Robin spürte ihr schlechtes Gewissen; immerhin lebte sie nicht nur seit annähernd zwei Jahren mit diesen Männern zusammen, sondern hatte es bisher auch als ganz selbstverständlich hingenommen, dass jeder einzelne dieser Männer, ohne zu zögern, sein Leben hingegeben hätte, um sie zu beschützen.
    »Salim erwartet Euch in seinem Zelt vor Safet«, antwortete der Assassine endlich. »Wir sollen Euch zu ihm bringen.«
    »Nach Safet?«, wiederholte Robin überrascht. »Salim ist in …?«
    »Safet«, bestätigte der Assassine, als sie nicht weitersprach, sondern ihn nur überrascht ansah. »Er erwartet Euch in seinem Zelt.«
    Zwei, drei, schließlich zehn endlose, schwere Atemzüge lang blickte der Assassine sie ebenso durchdringend wie erwartungsvoll an, während Robins Gedanken sich wie durch zähen Teer bewegten. Was er gesagt hatte, war nicht das, was seine Worte bedeuteten. Sie hätte nicht einmal in die dunklen Augen über dem schwarzen Tuch blicken müssen, um das zu begreifen.
    »Ich verstehe«, sagte sie leise. »Dann reitet voraus und sagt meinem Herrn, dass ich zu ihm kommen werde, sobald ich meinen Auftrag erfüllt habe.«
    Der Assassine zog - leicht verstört, wie es ihr vorkam - die Augenbrauen zusammen. Ihm war nicht entgangen, auf welch sonderbare Weise sie die Worte meinem Herrn betont hatte, und Robin konnte nur hoffen, dass er begriff, was sie ihm damit hatte sagen wollen. Einen winzigen Augenblick lang blickte er fragend in Rothers Richtung, und Robin schüttelte kaum merklich den Kopf. Etwas im Ausdruck der dunklen Augen änderte sich. Sie hätte nicht genau sagen können, was es war, aber sie hatte das Gefühl, dass sie für diesen Moment (der Schwäche?) noch würde bezahlen müssen.
    »Der Auftrag unseres Herrn lautete …«, begann der Krieger dann auch prompt.
    »Ich weiß, wie sein Auftrag lautet«, unterbrach ihn Robin kühl. »Doch im Moment

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