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Die Rückkehr des Astronauten

Die Rückkehr des Astronauten

Titel: Die Rückkehr des Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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gab es noch Straßensperren.
    Das würde schwierig genug sein, aber die Möglichkeit bestand auf jeden Fall. Die Öffentlichkeit war ganz und gar gegen die Starkys. Von nichts wurde sie unruhiger als von einem Starky-Ausbruch. Wenn ihn der Mann im weißen Kittel wirklich wieder hinter Schloß und Riegel setzen und es zum Äußersten kommen lassen wollte, waren Straßensperren nicht einfach von der Hand zu weisen.
    Der Verkehr bewegte sich inzwischen nur noch im Schrittempo vorwärts. Kugelautos, Räder und Lastwagen fuhren Stoßstange an Stoßstange.
    Weiter vorn schien irgend etwas los zu sein. Eine Art Stau. Ein Unfall? Oder hatte die Jagd schon begonnen? Dafür schien es noch zu früh zu sein, aber hundertprozentig sicher konnte man sich nicht sein. Wenn das die hier übliche Geschwindigkeit war, konnten sie gar nicht anders, als bald ein paar Maßnahmen einzuleiten.
    Er befand sich mitten auf der Straße. Er kam sich wie ein Lockvogel vor. Er war zu lange eingesperrt gewesen, da lag die Schwierigkeit. Er hatte vergessen, wie der Verkehr aussah.
    Er konnte seine Zeit nicht länger mit Warten vergeuden. Er mußte den Luxus einer zwölfspurigen Autobahn aufgeben. Er würde sich auf lange Sicht als zu teuer erweisen.
    Er war vor etwa einer halben Meile an einer Ausfahrt vorbeigekommen. Das schien für den Augenblick die beste Sache zu sein.
    Eins mußte man den Rädern lassen, dachte Cramer, man konnte Dinge mit ihnen anstellen, die ihre großen Brüder, die Kugelautos und die Lastwagen, weit hinter sich ließen und ihnen das Aussehen unbeweglicher Felsbrocken gaben.
    Er zwängte das Rad zur Seite, schlüpfte zwischen dem langsam rollenden Verkehr durch. Hupen, Klingeln und Hörner krächzten, heulten und klingelten ihm entgegen. Männer reckten die Köpfe aus den Fenstern und zeigten ihm den Vogel, beschimpften ihn. Cramer winkte ihnen fröhlich zu, auf dem Gesicht das Grinsen eines ausgewachsenen Narren.
    Bald glitt er auf der anderen Seite bei leichtem Verkehr zurück.
    Er hatte seine Fassung noch nicht ganz wiedergewonnen. Der Ausbruch lag noch nicht lange genug hinter ihm. Er war noch immer wie aus dem Häuschen. Allein das Fahrgefühl gab ihm ein Gefühl der Trunkenheit. Er spürte die kalte Luft auf der Haut, roch den Duft der Felder, gemischt mit den Abgasen des Verkehrs, und das machte mehr Spaß, als einem Menschen eigentlich zustand. Cramer bemerkte, daß er glücklich vor sich hin lachte. Es kam ihm selbst vor, als sei er nicht ganz frei vom Gefängniskoller. Es kostete ihm einige Anstrengung, wieder klar zu denken.
    Er bog auf eine Nebenstraße ab. Die Autobahn war verschwunden. Er fuhr eine Zeitlang weiter und begegnete nur wenigen Wagen. Straßenlampen kamen nur in weiten Abständen. Dunkelheit hüllte Straße und angrenzende Felder ein. Er konnte auf dieser Strecke rasch vorankommen, aber sie führte nicht in die Richtung, die er im Sinn hatte. Er mußte sich wieder ins Gedächtnis rufen, daß noch nichts gewonnen war. Sie konnten sich ihm jederzeit und überall in den Weg stellen. Die konnten ihm den Ausbruch immer noch verderben. Bis jetzt war alles glatt gelaufen, aber er war noch ein gutes Stück von zu Hause entfernt.
    Die Straße führte ihn zu einem Kiesweg, der in der Richtung zu stimmen schien. Nach zehn Minuten hörte der Kies auf, und Cramer befand sich auf einem Feldweg. Der Weg mündete auf ein Feld, das frisch umgepflügt war. Lichter waren längst keine mehr zu sehen. Hier herrschte Finsternis, die nur von der blassen Mondsichel erhellt wurde.
    Er durchquerte mit dem Rad das Feld. Er wühlte sich durch gefurchte Erde. Es war fast so schlimm, als ritte er ein wildes Pferd. Es ging alles gut, wenn ihm auch fast die Knochen aus dem Leib geschüttelt wurden. Ein paar Zäune stellten sich ihm in den Weg. Cramer stieg ab, zog das Rad über die Zäune und fuhr weiter. Er begriff, daß es wirklich Dutzende von Vorteilen brachte, ein Rad sein eigen zu nennen.
    Er fuhr parallel zur Autobahn, die er verlassen hatte. Sie war irgendwo da drüben, weit weg. Die ganze Suche würde sich auf die Straßen konzentrieren. Niemand würde ihn für so verrückt halten, es über die Felder zu versuchen. Er begann auch zu verstehen, warum.
    Er hatte seine Scheinwerfer schon vor geraumer Zeit ausgeschaltet. Er rumpelte in einem Ozean der Finsternis weiter. Die einzigen Anzeichen von Zivilisation waren ferne Bauernhöfe, das Bellen eines Hundes irgendwo. Er hörte einen Hubschrauber, der sehr weit entfernt war.

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