Die Rückkehr des Astronauten
Essensdünste schwebten von Haus zu Haus, mischten sich mit den Düften überquellender Abfalltonnen und formten eine überwältigende Geruchskomposition.
Cramer hatte seinen Spaß an dem Lärm und Getümmel, am Gefühl, von einer Menschenmenge umgeben zu sein. Seine Füße kannten kein Ziel. Er geriet in das Vergnügungsviertel. Der Lärm nahm zu, als habe plötzlich jemand einen Lautsprecher aus Gedankenlosigkeit voll aufgedreht. Oben dröhnten Hubschrauber. Die Straßen waren mit Fahrzeugen verstopft. Reklameschilder glühten und blinkten in einem Regenbogen blitzender, verlockender Farben. Die Kaschemmen plärrten ihre fröhlichen Botschaften auf die Straßen. Marktschreierische Kundenfänger in auffälligen Kostümen versuchten, die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen. Mädchen in durchsichtigen Plastikgewändern stellten ihre Ware zur Schau. Durch die gepflasterten Straßen gellten die Rufe der fliegenden Händler: »Herbei, herbei, kommt und holt sie euch, heiße Würstchen, heiße Würstchen, vier Groschen das Dutzend … und wie sie schmecken … aus nahrungsähnlicher Masse, verdirbt nie, hmm, hmm, rot und heiß, rot und heiß, in jedem gewünschten Geschmack, jedem gewünschten Aroma, Sie brauchen nicht lange zu warten …«
Oben hing die runde, orangerote Sonne und schickte ihre Strahlen durch die stickige, schwüle Luft.
Cramer blieb vor einem Vergnügungsstand stehen und erhielt für seine Kupfermünze eine Bildzeitung. »Großen Gewinn«, sagte der Vergnügungsmann.
»Großen Gewinn«, entgegnete Cramer.
Er blätterte in den kunterbunten Seiten. Pferderennen, Lotto und Lotterie. Er warf einen kurzen Blick auf die Prominenten und entdeckte, daß sich seit seinem Rückzug aus der Gesellschaft kaum etwas geändert hatte. Die Seiten mit den Comics fesselten seine Neugier nur kurz. Dann blätterte er die letzte Seite um, die mit den Nachrichten.
Er sah ein Bild von sich.
Die kleine Überschrift bestand aus einem Wort. Das Wort hieß »Mörder«.
Das Bild war gar nicht schlecht. Ein Militärphoto, das vor etwa sechs Jahren gemacht worden war. Er hatte inzwischen ein wenig zugenommen, aber er war eindeutig zu erkennen. Sein Name stand gleich unter dem grinsenden Gesicht.
Cramer konnte sich nicht erinnern, irgend jemand umgebracht zu haben, wenigstens nicht in der letzten Zeit. Er las den kurzen Artikel durch. In den Vergnügungsblättern waren alle Nachrichten kurz gehalten. Er kam sich nicht benachteiligt vor. In den Zeitschriften der anderen Stadtsektoren würde mehr stehen, und das 3-D blähte die Sache vermutlich gewaltig auf. Ihm wurden drei Morde bescheinigt, an zwei Wärtern und einer Schwester. Man wollte ihn haben, und zwar so schnell wie möglich. Ein Starky, der sogar tötete, wenn er bei sich war. Niemand war in Sicherheit, solange er sich auf den Straßen herumtrieb.
Cramer blickte sich verstohlen um.
Ihm war, als wären überall Augen. Niemand blickte ihn an. Vor einer Sekunde war er eben noch von allen angestarrt worden … Die Straße war voller Menschen, und die Menge drängte sich an ihm vorbei. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Immer mit der Ruhe, sagte er sich. Erinnere dich, die haben in der nächstbesten Klapsmühle eine prächtige Gummizelle für dich. Die Augen gab es gar nicht, und außerdem waren die Morde ebenso unwirklich.
Was war mit den Morden?
War nicht so einfach zu verstehen.
Hatte irgend jemand, oder besser drei Personen, das Leben in verdunkelten Gebäude bei der Bekämpfung des Feuers verloren, oder waren sie in der Panik aufeinander losgegangen? Oder waren sie von den Verrückten, die rausgekommen waren, umgebracht worden, und man hatte es ihm irrtümlicherweise angehängt? Oder wollte man ihm die ganze Sache in die Schuhe schieben, damit kein Schönheitsfehler die Berichtsbücher verunstaltete?
Auf jeden Fall würde es stürmisch hergehen.
Man würde jetzt alle Behörden einschalten. Man würde die Suchaktion gemeinsam in die Hände nehmen. Ein Starky auf der Flucht war von allgemeinem Interesse. Und Leib und Leben waren gleichsam doppelt bedroht, die stärkste Herausforderung an die Gesellschaft. Einer, der unter allen Umständen morden würde.
Alle würden ausschwärmen, um ihn einzufangen.
Man würde ihm keine Chance lassen.
Selbst wenn sie ihn unter normalen Umständen fänden, würden sie ihn sofort umblasen. Er müßte dazu gar nicht erst Leute abschlachten. Er müßte lediglich von jemand erkannt werden.
Ihm hatte nur wenig
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