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Die Rückkehr des Astronauten

Die Rückkehr des Astronauten

Titel: Die Rückkehr des Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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verstreichen lassen und alle Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und das Beste hoffen … und am Ende würde doch seine Zeit kommen, und dann wäre alles vorbei. Niemand trauert um einen Starky.
    Der Ausbruch. Die Sache mit dem leeren Mann. Sein Spezialwissen. Es wäre alles umsonst gewesen. Eine Verschwendung. Eine totale Verschwendung.
    Dazu durfte er es nicht kommen lassen.
    Die wenige Zeit, die ihm blieb, wollte er nutzen und versuchen, so aufmerksam wie möglich mit ihr umzugehen. Das würde sein Vermächtnis sein.
    Die Anwesenheit von Gains war in der Klapsmühle gefühlt worden, und er mußte in der Nähe gewesen sein. Seine Ausstrahlung war mit der Gewalt explodierender Feuerwerkskörper hereingebrochen. War er in der Nähe vorbeigefahren? Auf dem Weg wohin? Vielleicht hatte er die zwölfspurige Autobahn benutzt, die gleiche, die Cramer hierhergebracht hatte.
    In die Stadt. In irgendeinen der sechs Abschnitte.
    Das klang vernünftig.
    Ganz gleich, was Gains vorhatte, wonach er suchte, hier konnte er es irgendwo finden. Der Komplex von New York war das Industrie- und Verwaltungszentrum der Ostküste. Hier konnte man alles kaufen … oder an sich nehmen.
    Cramer schlief ein.
    Und träumte, er befinde sich in einer langen Tunnelröhre.
    Brannon stand als winzige Gestalt am anderen Ende. Sein Umriß war verschwommen, seine Stimme wie ein undeutliches Echo. Was war es nur, was er Cramer mitzuteilen versuchte?
    Versuch, ihm näher zu kommen, versuch, es zu verstehen.
    Aber er war zu schwer, irgendwie voranzukommen. Jeder bleischwere Schritt machte ungeheure Mühe. Er wog mindestens eine Tonne, war an Ort und Stelle festgenagelt.
    Wieso kam Brannon nicht näher?
    Er hörte nur die gewaltig verstärkte Stimme, die bedeutungslosen Worte, die durch den Tunnel donnerten und als unverständliches Dröhnen in seinen Ohren widerhallten.
    Er Versuchte zuzuhören.
    Er mußte einfach!
    Da war etwas. Etwas Wichtiges.
    Die Gestalt am anderen Ende des Tunnels schien zu schimmern, zu flackern. Sie stand als Umriß vor einem Kreis von Licht, das außerhalb des Tunnels schien. Hände reckten sich Cramer entgegen.
    Der Tunnel war leer.
    Brannon war nirgendwo zu entdecken.
    Seine Worte dröhnten jedoch weiter, wurden dringlicher, beinahe hysterisch. Sie endeten in einem ohrenbetäubenden Kreischen.
    Cramer stand irgendwo auf einem Flur.
    Er war wach.
    Er blickte sich um.
    Er war ganz angezogen, war in seinen Sachen eingeschlafen.
    Er erkannte den Geruch. Er war in Shanty Town, da gab es keinen Zweifel. Er befand sich in dem verwanzten Hotel, in das er sich eingemietet hatte, und es war noch Nacht.
    Er befand sich jedoch im falschen Stockwerk.
    Auf welchem Stockwerk war er eigentlich? Eine Ziffer an der Wand neben der Treppe klärte ihn auf.
    Drei Treppen von seinem Zimmer entfernt.
    Er ging Stufen hinauf, kehrte in sein Stockwerk zurück. Das Zimmer war so, wie er es verlassen hatte.
    Er setzte sich auf das Bett und überlegte. Das Schlafwandeln paßte gar nicht zu ihm. Er hatte genug alte Sorgen und konnte keine neuen brauchen.
    Er rief sich den Traum wieder ins Gedächtnis.
    Teufel, dachte er, ich kriege langsam Bammel. Ich hab’ das Irrenhaus noch im Kopf stecken. Ich hätte einen der Psychologen mitnehmen sollen, damit er mir die Hand halten kann.
    Er erhob sich von dem Bett, ging an die Tür, verriegelte sie, zog sich aus, hing die Sachen über eine Stuhllehne, schlug die Decken auf, machte das Licht aus, stieg ins Bett und schlief wieder ein.
    Er träumte nichts.
     

 
16.
     
    Am nächsten Tag kaufte er sich einen Anzug.
    Und dann spazierte er durch die Straßen der Stadt.
    Selbst die abgewohnten, halb verfallenen Gebäude von Shanty Town brachten ihn noch in Hochstimmung, die abgespannten Bewohner, die engen, verrotteten Gassen, die narbenübersäten und geborstenen Betonbunker, die früher als Wohnhäuser bezeichnet worden waren. Straßenbanden von zerlumpten und verschmutzten Jugendlichen eilten durch Bombenkrater und aufgegebene Gebäude. Die Alten und Verkrüppelten schlurften mit leeren Gesichtern und nach innen gewandtem Blick vorbei. Die Jungen, manche auf dem Weg zur Arbeit, andere arbeitslos, versuchten, sich zu amüsieren, so gut es ging. In der Wohngegend säumten Stände mit Nahrungsmitteln und anderen Waren die Straßen. Aus offenen Fenstern drang das Blöken der 3-Ds und berieselte die langen Straßen. Ruß und Autoabgase ließen die Luft zu einem greifbaren Etwas werden, das zu sehen und zu fühlen war.

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