Die Rückkehr des Astronauten
Er fuhr einen Zaun entlang und hielt neben einem buschigen Gelände an, bis sich das Geräusch aus seinen Ohren verloren hatte.
Schließlich hörten die Felder auf. Er konnte dann unter mehreren Straßen wählen. Ein gewundener Feldweg mit Kies und Sand schien die richtige Strecke zu sein. Er fuhr ihn entlang. Er war ein wenig besser als die Felder, doch nicht viel. Er hatte genug damit zu tun, das Rad auf dem Kies zu halten. Es machte ihm nichts aus. Der Weg lief auf seinen Bestimmungsort zu.
Dieser Feldweg stand in keiner direkten Verbindung mit der Autobahn oder ihren Zubringern. Und wenn er ein wenig Glück hatte, spielten sich alle Aktionen anderswo ab. Er lehnte sich zurück und versuchte, die Fahrt zu genießen. Schon bald rollte er erst durch kleine, dann durch größere Städte.
Vor ihm tauchten die Lichter der Großstadt auf. Sie stiegen wie tausende funkelnder Leuchtfeuer am Nachthimmel auf. Die Stadt erwartete ihn. Doch von seinen Bekannten war niemand mehr dort. Alles würde anders sein. Die alten Sehenswürdigkeiten, die alten Gesichter waren zum größten Teil ausgelöscht worden. Einige Menschen waren einfach fortgezogen. Den wenigen, die geblieben waren, mußte er aus dem Weg gehen. Für sie war er jetzt Gift.
Die Straße wurde glatter, gerader, mündete in eine achtspurige Schnellstraße. Jetzt tauchte er wieder in den Verkehr ein. Über Zubringer und Nebenstraßen wälzte er sich heran. Er wurde Teil des Hauptstroms, wurde von den sausenden Fahrzeugen aufgesogen. Die Burschen wußten schon, was Geschwindigkeit war. In ein paar Minuten würde das Pflaster Manhattans unter seinen Rädern singen.
Aber wie so oft hatte er sich mit seiner Heimkehr zu sehr verspätet. Sie war die drei Hochrufe nicht wert, die er sich für die Gelegenheit aufgehoben hatte.
15.
Er mietete sich in einem billigen Hotel ein. Die Tapete war mit einem Blumenmuster bedruckt, ein mattes, verblichenes Blau, das die Wände vom Boden bis zur Decke einhüllte. Das eine Fenster ging auf eine fensterlose Ziegelwand. Das Zimmer war so gemütlich und geräumig wie das Innere einer Kanalröhre. Ihm blieb nichts zu tun, als auf den Morgen zu warten. Er legte sich auf das schmale Bett und schloß die Augen.
Hier würde er eine Zeitlang wenigstens in Sicherheit sein. Er befand sich in Shanty Town. Hier kümmerte sich jeder nur um seine Angelegenheiten. Selbst sein merkwürdiger Aufzug hatte keine Augenbraue in die Höhe gehen lassen. Er hätte in schmutzigen langen Unterhosen mit einem Zylinderhut auf dem Kopf und einem Bambusstock in der Hand auftauchen können, und niemand hätte sich nach ihm umgedreht. Das konnte man dem Stadtteil wenigstens lassen. Er hatte seine grünen Scheine auf den Empfang geblättert, und der kleine, kahlköpfige Mann mit den zusammengekniffenen Augen und der großen Nase hatte ihm einen Zimmerschlüssel ausgehändigt. Kein Theater, kein Ärger.
Und niemand würde sich an ihn erinnern.
Shanty Town war die unterste Sprosse der Leiter, und früher war hier sein Zuhause gewesen. Ein guter Platz, um sich verborgen zu halten.
Zu schade, daß er es nicht ausnützen konnte.
Der Gedanke war ihm schon oft durch den Kopf gefahren: er hatte die Klapsmühle gesprengt, war jetzt draußen. Am liebsten wäre er mit einer Verbeugung abgegangen, hätte seine Siebensachen gepackt und wäre ganz heimlich, still und leise verschwunden. Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt und war aus dem Ganzen als Sieger hervorgegangen. Das müßte eigentlich genügen. Es war Zeit, sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Es gab eine Menge Möglichkeiten für einen Kerl, der wußte, wo es langgeht, sich versteckt zu halten. Er konnte sich eine Höhle bauen, die so tief war, daß sie ihn nie aufspüren würden. Er mußte sich an den Gedanken gewöhnen, daß er es wirklich geschafft hatte, daß er sich in Freiheit befand. Er konnte von vorn anfangen und es diesmal richtig machen.
Klar. Da war nichts zu sagen, von einer Kleinigkeit abgesehen: es war undurchführbar.
Ihm blieben höchstens zwei Wochen. Nichts auf dieser feinen Erde konnte etwas daran ändern und seine Zeit verlängern. Verkürzt konnte sie allerdings werden. Und man konnte nicht wissen, um wieviel. Das. Auf und Nieder der Starky-Krankheit, die Schwankungen waren völlig unvorhersehbar. Nur eins war sicher: sein erstes Überschnappen auf einer der Straßen der Stadt würde auch sein letztes sein.
Nein, viel Zeit blieb ihm nicht.
Er konnte die Tage
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