Die Rückkehr des Bösen
herum und trat ihm zwischen die Beine. Vermutlich werde ich alt und langsam. Natürlich war er viel schneller, als es jemand von seiner Größe sein sollte. Er neigte sich zurück, bekam meinen Fuß zu fassen und warf mich quer durch den Raum. Zwei Reichsmänner zerrten mich in die Höhe und schleiften mich hinaus. Ich ging mit der Befriedigung, daß der große Mann zumindest humpelte. Ich versuchte noch ein paar Tricks, um die Sache hinauszuzögern. Sie bewirkten nicht viel mehr, als daß ich herumgeprügelt wurde. Die Reichsmänner schnallten mich an einem hochlehnigen Holzsessel in einem Zimmer fest, das Wisper zur Erprobung ihrer Zauberkünste eingerichtet hatte. Mir fiel nichts besonders Schurkenhaftes auf. Das machte das Warten nur noch schlimmer.
Man entlockte mir zwei oder drei anständige Schreie und machte sich gerade für die richtig
unangenehmen Sachen warm, als die Szene sich plötzlich auflöste. Die Reichsleute zerrten mich aus dem Sessel in die Höhe und hasteten mit mir zu meiner Zelle. Ich war zu benebelt, um mich darüber zu wundern.
Bis wir in einem Durchgang kurz vor meiner Zelle auf die Lady trafen. Nun ja. Also. Meine Botschaft war durchgekommen. Ich hatte die kurze Berührung, die mir gelungen war, seinerzeit für Wunschdenken gehalten. Aber sie war hier. Die Reichstruppen stürzten davon. Ist sie für ihre eigenen Leute so schrecklich? Wisper hielt ihr stand.
Was auch immer zwischen ihnen vorging, blieb unausgesprochen. Wisper half mir auf die Beine und stieß mich in meine Zelle. Ihr Gesicht war wie aus Stein, aber ihre Augen brannten. »Verflucht noch eins. Schon wieder nichts«, krächzte ich und ließ mich auf die Pritsche fallen.
Als die Tür sich schloß, war es hellichter Tag. Als ich erwachte, war es Nacht, und sie stand in ihrer schönen Gestalt neben meinem Lager. Sie sagte: »Ich hatte dich gewarnt.« »Ja.« Ich versuchte mich aufzurichten. Mir tat alles weh, einerseits wegen der Mißhandlungen und andererseits, weil mein alter Körper vor meiner Gefangenschaft über seine Grenzen hinaus angetrieben worden war. »Bleib liegen. Ich wäre nicht hergekommen, wenn meine eigenen Interessen es nicht verlangt hätten.«
»Ich hätte auch sonst keinen Ruf ausgesandt.« »Und wieder erweist du mir einen Gefallen.« »Nur im Interesse meiner Selbsterhaltung.« »Wie man so sagt, könntest du vom Regen in die Traufe geraten sein. Wisper hat heute viele Männer verloren. An was?«
»Ich weiß es nicht. Goblin und Einauge…« Ich klappte den Mund zu. Mein verdammter wabernder Schädel. Ihre verdammte mitfühlende Stimme. Ich hatte schon zuviel gesagt. »Das waren sie nicht. Sie sind nicht fähig, etwas dieser Art herbeizurufen. Ich habe die Leichen gesehen.«
»Dann weiß ich es auch nicht.«
»Ich glaube dir. Dennoch… Wunden wie diese habe ich schon früher gesehen. Ich werde sie dir zeigen, bevor wir zum Turm aufbrechen.« Hatte daran denn je Zweifel bestanden? »Wenn du deine Untersuchungen vornimmst, denk über den Umstand nach, daß mein Gatte die Welt beherrschte, als das letzte Mal auf diese Weise Menschen starben.« Nichts davon paßte zusammen. Aber darüber machte ich mir keine Sorgen. Ich sorgte mich um meine eigene Zukunft.
»Er hat sich bereits zu regen begonnen. Lange bevor ich es erwartet habe. Wird er denn
niemals ruhig liegen bleiben und mich meine Arbeit tun lassen?« Einige Dinge begannen ineinander zu passen. Einauge hatte gesagt, daß etwas entkommen war. Raven war deshalb eingefangen worden. »Raven, du dummer Arsch, du hast es mal wieder geschafft.« Während er versuchte, auf Darling achtzugeben, hätte er beinahe eigenhändig dafür gesorgt, daß der Dominator bei Juniper in unsere Welt einbrach. »Was hast du diesmal angestellt?«
Warum sollte es Einauge und den anderen folgen und sie beschützen? »Das ist also Raven?«
Patzer Nummer Zwei für Croaker. Warum kann ich nicht mein verdammtes Großmaul halten?
Sie beugte sich über ihn und legte eine Hand auf seine Stirn. Ich sah mit verschwommenem Blick unter meinen Brauen hervor. Direkt konnte ich sie nicht ansehen. Sie hatte die Macht, einen Stein zu erweichen.
»Ich bin bald zurück«, sagte sie, als sie zur Tür ging. »Hab keine Furcht. Während meiner Abwesenheit wirst du sicher sein.«
Die Tür schloß sich.
»Na klar«, murmelte ich. »Vielleicht in Sicherheit vor Wisper. Aber wie sicher bin ich vor dir?« Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und überlegte, ob ich meinem Leben ein Ende setzen
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