Die Rückkehr des Bösen
geschlossen zu halten. Du plapperst dich noch direkt in den Fleischwolf.
Als sie ihre Selbstbeherrschung wiedergewonnen hatte, sah sie mich an. Die Lady. Aus
weniger als einem Meter Entfernung. »In deinen Schriften kannst du dich gern sarkastisch geben. Aber wenn du dich zu Wort meldest, dann sei bereit, dafür auch einen Preis zu zahlen.«
»Ich verstehe.«
»Das habe ich auch erwartet.« Sie wandte sich wieder dem Bild zu. Über der fernen Stadt - ich glaube, es war Frost - stürzte ein brennender Windwal ab, nachdem ihn ein Bolzenhagel aus gewaltigeren Geschützen getroffen hatte, als ich sie je gesehen hatte. Dieses Fallenspiel konnten auch zwei spielen. »Wie bist du mit deinen Übersetzungen vorangekommen?« »Was?«
»Die Dokumente, die du im Wolkenwald gefunden hast. Die du meiner verstorbenen Schwester Seelenfänger übergeben, ihr dann wieder genommen hast, deinem Freund Raven gegeben hast, dem du sie dann wieder abgenommen hast. Jene Papiere, von denen du annahmst, daß sie euch die Waffe zum Sieg liefern würden.« »Ach, die Dokumente. Ha. Eigentlich nicht.« »Das konntest du auch nicht. Was du gesucht hast, steht nicht darin.« »Aber…«
»Ihr seid getäuscht worden. Ja, ich weiß. Bomanz hat sie zusammengestellt, also mußten sie meinen wahren Namen enthalten. Nicht wahr? Aber der ist ausgelöscht worden - vom Gedächtnis meines Gatten vielleicht abgesehen.« Plötzlich war sie abwesend. »Der Sieg zu Juniper wurde teuer erkauft.«
»Er hat die Lektion gelernt, die Bomanz gelernt hat.« »Das hast du also bemerkt. Er hat genug Informationen, um sich aus dem, was passiert ist, eine Antwort zusammenreimen zu können… Nein. Mein Name steht nicht darin. Aber seiner. Das hat meine Schwester so erregt. Sie hat darin eine Gelegenheit gesehen, uns beide
abzusetzen. Sie kannte mich gut. Schließlich haben wir unsere Kindheit gemeinsam verbracht. Und nur die allerverwickeltsten Netze haben uns voreinander geschützt. Als sie euch in Beryll in ihre Dienste genommen hat, hat sie keinen größeren Ehrgeiz gehegt, als meine Macht zu untergraben. Aber als ihr jene Dokumente übergeben habt…« Es war lautes Denken und Erklären zugleich. Eine plötzliche Erkenntnis traf mich wie ein Hieb. »Ihr kennt seinen Namen auch nicht!« »Es war nie eine Liebesehe, Wundarzt. Es war ein äußerst zerbrechliches Bündnis. Sagt es mir. Wie komme ich an diese Papiere heran?« »Gar nicht.«
»Dann verlieren wir alle. Das ist die Wahrheit, Croaker. Während wir streiten und unsere jeweiligen Verbündeten einander die Kehlen durchzuschneiden trachten, wirft unser aller Feind seine Ketten ab. All das Sterben wird umsonst gewesen sein, wenn der Dominator die Freiheit erlangt.«
»Vernichtet ihn doch.«
»Das ist unmöglich.«
»In der Stadt, in der ich geboren wurde, erzählen die Leute sich eine Geschichte von einem Mann, der so mächtig war, daß er es wagte, die Götter zu verspotten. Am Ende erwies sich seine Macht als reiner Hochmut, denn es gibt eine Macht, gegen die selbst die Götter nichts ausrichten.«
»Worum geht es dabei?«
»Um ein altes Klischee zu verwenden: Der Tod ist der endgültige Eroberer. Nicht einmal der Dominator kann den Tod in jedem Ringen zu Boden werfen.« »Es gibt Möglichkeiten«, räumte sie ein. »Aber nicht ohne diese Papiere. Du wirst jetzt in dein Quartier zurückgehen und nachdenken. Ich werde wieder mit dir sprechen.« Und so abrupt wurde ich entlassen. Sie wandte sich wieder der sterbenden Stadt zu. Auf einmal kannte ich den Weg nach draußen. Ein mächtiger Schub beförderte mich zur Tür. Ein Augenblick des Schwindels, und ich stand wieder draußen. Schnaufend kam der Oberst durch den Flur herbeigelaufen. Er brachte mich wieder in meine Zelle. Wie befohlen, hockte ich mich auf meine Pritsche und dachte nach. Es gab ausreichend Hinweise, daß der Dominator sich wieder regte, aber… Was mich am meisten schockierte, war, daß die Dokumente nicht jenes Druckmittel enthielten, auf das wir gezählt hatten. Das mußte ich entweder schlucken oder von mir weisen, und meine Entscheidung mochte lebenswichtige Auswirkungen haben. Sie benutzte mich für ihre eigenen Zwecke. Natürlich. Zahlreiche Möglichkeiten fielen mir ein; alle waren unangenehm, ergaben aber auch allesamt einen gewissen Sinn… Wie sie schon sagte. Wenn der Dominator ausbrach, steckten wir alle in der Klemme, die Guten und die Bösen.
Ich schlief ein. Ich träumte, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich erwachte
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