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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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konnte die Umrisse der Gebäude entlang der schmutzigen Straße erkennen. Das ist schon eine fabelhafte Stadt, dachte er, als er sich an die Pracht von Oar erinnerte. Die Garde, wir Antiquitätenhändler und ein paar Leute, die ihr Leben damit fristen, indem sie uns und den Pilgern zu Diensten sind. Von denen gibt es auch nicht mehr viele, auch wenn die Unterdrückung gerade wieder in Mode ist. Das Gräberland hat einen derart schlechten Ruf, daß es sich niemand ansehen mag.
Er hörte Schritte. Ein Schatten näherte sich. »Bo?« »Besand?«
»Hmm.« Der Wachwart setzte sich auf die Stufe unter ihm. »Was machst du hier?« »Konnte nicht schlafen. Ich habe gerade darüber nachgedacht, daß das Gräberland mittlerweile so schäbig geworden ist, daß nicht einmal anständige Neuersteher noch hierherkommen wollen. Und du? Du gehst doch wohl nicht selbst auf Nachtstreife, oder?« »Ich konnte auch nicht schlafen. Dieser verdammte Komet.« Bomanz musterte den Himmel.
»Von hier aus kann man ihn nicht sehen. Man muß auf die andere Seite gehen. Du hast recht. Niemand weiß noch, daß wir hier sind. Wir oder diese Wesen dahinten in der Erde. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Die Mißachtung oder die schiere Dummheit.« »Hmm?« Irgendetwas plagte den Wachwart. »Bo, die lösen mich nicht ab, weil ich alt bin oder unfähig, obwohl ich mal schätze, daß ich wohl beides bin. Man zieht mich ab, damit der Neffe vor irgendjemandem einen Posten bekommt. Ein Exil für ein schwarzes Schaf. Das tut weh, Bo. Das tut wirklich weh. Sie haben vergessen, was dieser Ort eigentlich ist. Die sagen mir, daß ich mein ganzes Leben damit verschwendet habe, eine Arbeit zu tun, die jeder Idiot im Schlaf machen könnte.« »Die Welt ist voll von Narren.«
»Narren sterben.«
»Hä?«
»Die lachen über mich, wenn ich von dem Kometen spreche oder davon, daß die Neuersteher diesen Sommer zuschlagen werden. Sie können nicht fassen, daß ich daran glaube. Sie glauben nicht, daß unter diesen Hügelgräbern etwas ist. Jedenfalls nichts, was noch lebt.«
»Bring sie hier raus. Führ sie nach Einbruch der Dunkelheit durch das Gräberland.« »Das habe ich versucht. Sie haben gesagt, ich solle aufhören zu winseln und lieber an meine Pension denken.«
»Dann hast du alles getan, was du tun konntest. Dann sind sie selbst schuld.«
    »Ich habe einen Eid abgelegt, Bo. Ich habe ihn damals ernst gemeint, und jetzt meine ich es
auch ernst. Diese Arbeit ist alles, was ich habe. Du hast Jasmine und Stance. Ich hätte genausogut ein Mönch sein können. Und jetzt schicken sie mich fort für irgendeinen jungen…« Er gab seltsame Geräusche von sich. Schluchzen? dachte Bomanz. Vom Wachwart? Von diesem Mann mit dem Herzen aus Feuerstein und der Barmherzigkeit eines Hais? Er berührte Besand am Ellbogen. »Komm, wir schauen uns den Kometen an. Ich habe ihn noch nicht gesehen.« Besand fand wieder zu sich. »Wirklich nicht? Das ist schwer zu glauben.« »Warum denn? Ich bin in letzter Zeit nicht so spät aufgewesen. Stancil hat die Nachtarbeit gemacht.«
»Schon gut. War wohl wieder in meine widerspenstige Art verfallen. Du und ich, wir hätten Anwälte werden sollen. Wir haben die nötige streitbare Einstellung.« »Da magst du recht haben. Ich hab viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, was ich hier eigentlich mache.«
»Und was machst du hier, Bo?«
»Ich wollte reich werden. Ich wollte die alten Bücher studieren, ein paar ergiebige Gräber öffnen, wieder nach Oar zurückgehen und mich in das Fuhrunternehmen meines Onkels einkaufen.« Müßig fragte sich Bomanz, wieviel von seiner falschen Vergangenheit Besand tatsächlich akzeptierte. Er hatte sie nun schon so lange gelebt, daß er jetzt selbst einige erlogene Anekdoten als Tatsachen ansah, wenn er nicht scharf nachdachte. »Was ist passiert?«
»Faulheit. Simple altmodische Faulheit. Ich habe festgestellt, daß es ein großer Unterschied ist, ob man träumt oder ob man losgeht und tatsächlich etwas tut. Es war einfacher, gerade so viel auszugraben, daß man über die Runden kam, und den Rest der Zeit zu vertrödeln.« Bomanz machte ein saures Gesicht. Das war ziemlich dicht an der Wahrheit. Seine Forschungen waren tatsächlich zum Teil eine Entschuldigung, sich nicht auf den Wettbewerb einzulassen. Ihm fehlte einfach der Antrieb, der einem Tokar zu eigen war. »Du hast kein allzu schlechtes Leben gehabt. Ein oder zwei harte Winter, als Stance noch klein war. Aber die haben wir alle

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