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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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zusammen, und sie ist zauberhaft und geheimnisvoll und wunderbar, wie in den alten Liedern. Dann lernt ihr euch näher kennen. Die Aufregung verblaßt. Es wird gemütlich. Dann verblaßt auch das. Sie wird fett und bekommt graue Haare, und du fühlst dich betrogen. Du erinnerst dich an das wundervolle schüchterne Mädchen, mit dem du dich getroffen und dich unterhalten hast, bis ihr Vater drohte, dir einen Tritt in den Hintern zu verpassen. Diese Fremde, die magst du nicht. Also fängst du an zu sticheln. Vermutlich ist es für deine Mutter dasselbe. Innendrin bin ich immer noch zwanzig, Stance. Nur wenn ich an einem Spiegel vorbeigehe, oder wenn mein Körper nicht das tut, was ich will, erst dann begreife ich, daß ich ein alter Mann bin. Den Bierbauch und die Krampfadern und die grauen Haare, die noch übrig sind, die sehe ich gar nicht. Sie muß damit leben. Ich wundere mich immer wieder, wenn ich in einen Spiegel sehe. Dann denke ich darüber nach, wer mir da eigentlich sein Äußeres aufgezwungen hat. Ein widerlicher alter Bock, so wie es aussieht. Von der Art, die ich ausgelacht habe, als ich noch zwanzig war. Er macht mir Angst, Stance. Er sieht aus wie ein Mann, der im Sterben liegt. Ich bin in ihm gefangen, und ich bin noch nicht bereit, abzutreten.« Stancil setzte sich. Sein Vater sprach sonst nie über seine Gefühle. »Muß es denn so sein?« Vielleicht nicht, aber es ist immer so… »Denkst du an Glory, Stance? Ich weiß es nicht. Um das Altwerden kommst du nicht herum. Du kommst auch nicht darum herum, daß sich eine Beziehung verändert.«
»Vielleicht muß nichts davon passieren. Wenn wir das hier schaffen… « »Komm mir nicht mit Vielleichts, Stance. Seit dreißig Jahren lebe ich von Vielleichts.« Sein Magengeschwür zwickte ihn sanft. »Vielleicht hat Besand ja recht. Aus den falschen Gründen.«
»Papa! Wovon redest du? Du hast doch dein ganzes Leben dafür geopfert.« »Ich sage nur, Stance, daß ich Angst habe. Einem Traum hinterherzujagen ist eine Sache. Ihn einzuholen, ist eine andere. Man bekommt niemals das, was man erwartet. Ich habe eine Vorahnung, daß sich schreckliches Unheil ereignen wird. Der Traum ist vielleicht eine
    Totgeburt.«
Stancils Miene durchlief eine Reihe von Veränderungen. »Aber du mußt doch…« »Ich muß nichts anderes tun als Bomanz, der Antiquitätenhändler, zu sein. Deine Mutter und ich haben nicht mehr viel Zeit. Diese Ausgrabung sollte genug hergeben, daß wir über die Runden kommen.«
»Wenn du es durchziehen würdest, hättest du noch viele Jahre und sehr viel mehr als nur…« »Ich habe Angst, Stance. Vor beiden Möglichkeiten. Wenn du älter wirst, sind Veränderungen etwas Bedrohliches.«
»Papa…«
»Ich rede jetzt vom Sterben der Träume, mein Sohn. Vom Verlust dieser großen, wilden Phantasien, die einen am Laufen halten. Von den unmöglichen Träumen. Diese Art fröhliche Täuschung ist gestorben. Für mich jedenfalls. Ich sehe nur noch die verfaulten Zähne im Antlitz eines Mörders.«
Stancil schwang sich aus der Grube. Er pflückte einen süßen Grashalm ab und kaute darauf herum, während er in den Himmel starrte. »Papa, wie hast du dich eigentlich gefühlt, kurz bevor du Mama geheiratet hast.«
»Wie betäubt.«
Stancil lachte. »Also gut, wie war es dann, als du ihren Vater um ihre Hand gebeten hast? Auf dem Weg zu ihm?«
»Ich hab gedacht, daß ich mir gleich in die Hosen mache. Du bist deinem Großvater nie begegnet. Nach seinem Vorbild haben sie die Trollgeschichten erfunden.« »Fühlst du dich jetzt so ähnlich?«
»Ein bißchen. Ja. Aber es ist nicht das gleiche. Ich war jünger, und ich hatte eine Belohnung in Aussicht.«
»Und jetzt etwa nicht? Sind die Einsätze nicht sogar noch höher?« »In beide Richtungen. Beim Gewinnen und beim Verlieren.« »Weißt du was? Du hast nur das, was man eine Krise des Selbstvertrauens nennt. Das ist alles. In ein paar Tagen bist du wieder ganz heiß aufs Weitermachen.« Als Stancil am Abend noch spazierengegangen war, sagte Bomanz zu Jasmine: »Wir haben da einen wirklich klugen Jungen. Wir haben uns heute unterhalten. Zum ersten Mal richtig unterhalten. Er hat mich überrascht.«
»Warum? Er ist doch dein Sohn, oder nicht?«

    Der Traum kam, stärker und rascher als je zuvor. In einer Nacht weckte er Bomanz zweimal
    auf. Dann gab er es auf, weiterschlafen zu wollen. Er ging hinaus und setzte sich auf die
vordere Eingangstreppe und ließ sich vom Mondlicht bescheinen. Die Nacht war hell. Er

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