Die Rückkehr des Bösen
hatte. »Ja. In Ordnung.«
»Das wäre alles.«
»Corbie…«
»Keine Fragen jetzt. In ein paar Wochen kann ich vielleicht alles erklären. In Ordnung?« »Ja, gut.«
»Jetzt noch zu niemandem ein Wort. Und denk daran. Das Päckchen an Sand, den Schmied.
Und dann sag dem Oberst Bescheid. Ich sag dir was. Wenn ich kann, hinterlasse ich dem Oberst auch einen Brief.«
Case nickte bloß.
Corbie holte tief Luft. Es war zwanzig Jahre her, daß er auch nur den simpelsten Aufspürzauber versucht hatte. Noch nie hatte er etwas in der Größenordnung dessen unternommen, was ihm jetzt bevorstand. In jenen längst vergangenen Zeiten, als er ein anderer Mann oder Junge gewesen war, war Zauberei ein Zeitvertreib für reiche Söhne aus gutem Hause gewesen, die lieber Hexer spielten, als ihre Zeit anständigen Studien zu widmen. Alles lag bereit. Die magischen Gerätschaften, die für dieses Unterfangen nötig waren, lagen auf dem Tisch im Obergeschoß des Hauses, das Bomanz erbaut hatte. Es war nur angemessen, daß er dem Alten folgte.
Er berührte das Wachstuchpäckchen für Case, den zusammengerollten Brief für Sweet und betete, daß keiner der beiden in die Hände des jungen Mannes geraten würde. Doch wenn sich sein Verdacht bestätigte, war es besser, daß der Feind Bescheid wußte, als daß die Welt überrascht wurde.
Außer der Tat selbst blieb nichts mehr zu tun. Er stürzte einen halben Becher kalten Tees herunter und setzte sich. Er schloß die Augen und begann einen Zaubersang, den er gelernt hatte, als er noch jünger als Case gewesen war. Seine Methode war nicht die gleiche, die Bomanz verwendet hatte, aber sie war ebenso wirksam. Sein Körper wollte sich nicht entspannen, lenkte ihn immer wieder ab. Doch schließlich setzte die Lethargie ein. Sein Ka löste die zehntausend Verankerungen zu seinem Fleisch. Ein Teil von ihm beharrte darauf, daß er ein Narr war, diesen Versuch zu unternehmen, ohne über die Fähigkeiten eines Meisters zu verfügen. Aber er hatte nicht die Zeit für die Ausbildung gehabt, die nötig gewesen wäre, um wie Bomanz zu werden. Das, was er bewirken konnte, hatte er während seiner Abwesenheit vom Alten Wald gelernt. Frei von seinem Körper und dennoch mit unsichtbaren Banden damit verbunden, die ihn zurückführen würden. Wenn sein Glück anhielt. Vorsichtig entfernte er sich. Er benutzte die Treppe, die Tür und die Laufstege, die die Wache errichtet hatte. Wenn man immer noch so tat, als ob man sich leibhaftig bewegte, würde man den Körper nicht so rasch vergessen. Die Welt sah anders aus. Jeder Gegenstand hatte seine eigene Aura. Es fiel ihm schwer, sich auf die große Aufgabe zu konzentrieren. Er begab sich zur Grenze des Gräberlandes. Unter der Gewalt der dröhnenden alten Zauberbanne, die den Dominator und etliche seiner Untertanen geringeren Ranges fesselten, erschauerte er. Was für eine Kraft! Vorsichtig folgte er der Grenze, bis er den immer noch nicht zur Gänze verheilten Pfad gefunden hatte, den Bomanz einst geöffnet hatte. Er trat über die Grenzlinie.
Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit eines jeden im Gräberland gefangenen Geistes auf
ihn, mochten sie nun guter oder böser Natur sein. Es waren viel mehr, als er erwartet hatte.
Viel mehr, als die Karte des Zauberers angezeigt hatte. Jene Soldatensymbole, die das Große Hügelgrab umgaben… Das waren keine Statuen. Es waren Menschen, Soldaten der Weißen Rose, die als Geisterwachen aufgestellt worden waren, um auf ewig zwischen der Welt und dem Ungeheuer, das sie verschlingen wollte, auszuharren. Wie getrieben mußten sie gewesen sein. Welche Hingabe hatten sie ihrer Sache entgegengebracht. Der Pfad wand sich um die früheren Ruheplätze von alten Unterworfenen, schlängelte sich durch den äußeren Kreis, dann durch den inneren. Im inneren Kreis sah er die wahren Gestalten von einigen Ungeheuern geringeren Ranges, die in den Diensten der Unterdrückung gestanden hatten. Der Pfad erstreckte sich wie eine Spur aus silbrigem Nebel. Hinter ihm wurde dieser Nebel dichter, weil sein Durchgang dem Weg neue Kraft gab. Vor ihm lagen stärkere Zauberkräfte. Und all jene Männer, die unter die Erde gegangen waren, um den Dominator zu umringen. Und dahinter die größere Furcht. Das Drachenwesen, das sich auf Bomanz’ Karte um die Gruft mitten im Großen Hügelgrab geringelt hatte. Geister kreischten ihm Worte in TelleKurre entgegen, in UchiTelle, in Sprachen, die er nicht kannte, und anderen Zungen, die ihn undeutlich an
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