Die Rückkehr Des Bösen
leicht einzuschüchtern war. Eben hatte er ihr unmissverständlich zu verstehen geben, dass er es ernst meinte.
11. KAPITEL
Polizeipräsidium Omaha
Detective Tommy Pakula nahm noch einen Schluck von dem längst kalten Kaffee. Da er katholisch erzogen worden war, hatte er die Existenz Gottes nie angezweifelt, in letzter Zeit allerdings stellte er immer häufiger fest, dass er dem Humor des Allmächtigen nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Dies war einer dieser Augenblicke. Auf seinem unbequemen Stuhl hockend, war er seit nunmehr gut zwanzig Minuten dem scheinbar nicht enden wollenden Redeschwall von Special Agent Bob Weston ausgeliefert und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als wolle der liebe Gott ihn auf diese Weise strafen.
Schließlich hob er entkräftet die Hände. „Stopp mal kurz“ bat er, worauf Weston schlagartig verstummte, offenbar völlig verdattert, dass er es wagte, ihn zu unterbrechen. „Dein Vortrag dauert jetzt schon eine halbe Stunde , aber eins habe ich noch immer nicht kapiert: Die Verbindung zwischen diesem Ellison, der während eines Open-Air-Festivals in Minneapolis abgestochen wurde, und unserem Monsignore am Flughafen – wo soll die sein?“
„Soll ich von vorn anfangen?“
„Um Gottes Willen, nein!“ riefen Pakula und Carmichael wie aus einem Munde. „Erzähl uns einfach nur die Pointe.“ Um ein Haar hätte Pakula noch ein flehendes „Bitte“ angefügt. „Nun spuck’s schon aus, wo ist der Zusammenhang?“
Weston grinste und schien die Situation sichtbar auszukosten. „Würde normalerweise kein Mensch drauf kommen. Da ich aber ursprünglich aus Minneapolis stamme, bin ich natürlich stutzig geworden. Ich habe da oben noch einen Bruder wohnen. Familienvater.“
Stöhnend rieb sich Pakula die Augen, was Weston nicht entging. Er hielt inne. Pakula lehnte sich zurück und starrte den FBI-Beamten so lange an, bis der den Blick senkte.
„Los, Weston!“ brach Carmichael schließlich das Schweigen. „Dass du ‘ne Kanone bist, wissen wir. Nun rück endlich mit dem dämlichen Clou raus!“
„Versuch ich doch die ganze Zeit. Mein Bruder und seine Familie sind in der Saint-Patrick-Gemeinde, in der Daniel Ellison mal Vikar war. Aber dann quittierte er den Kirchendienst, heiratete und wurde leitender Angestellter in der Werbebranche.“ Am Ende seiner Ausführungen angelangt, setzte sich Weston, offenbar mit sich und der Welt zufrieden, auf die Kante von Pakulas Schreibtisch, wobei sein Hintern einen Stapel Protokolle gefährlich aus dem Gleichgewicht brachte. Doch das fiel ihm offenbar gar nicht auf. Stattdessen sah er in die Runde, als erwarte er jetzt Applaus.
„Das war’s?“ fragte Carmichael. „Das ist deine geheimnisvolle Verbindung? Dass Ellison ebenfalls Geistlicher war?“
„Soweit ich weiß, zählt eine aufgeschlitzte Brust nicht gerade zu typischen Berufsrisiken bei Klerikern. Und beide wurden in aller Öffentlichkeit abgestochen. Am helllichten Tag.“ Inzwischen hatte sich Weston wieder erhoben. „Was bei dem Open-Air-Festival passiert ist, hat kein Mensch richtig mitgekriegt. Ellisons Frau meinte sich nur zu erinnern, dass ihr Mann mit jemandem zusammenstieß, dann plötzlich zusammensackte und hinfiel.“ Er reichte Pakula die Akte, die er mitgebracht hatte.
„Vergleicht die Fälle mal, sobald euer Obduktionsbericht vorliegt.“
„Und wonach soll ich suchen?“
„Woher soll ich das wissen? Aber Parallelen gibt es bestimmt, jede Wette!“
„Und daraus schließt du, dass da draußen jemand rumläuft, der es auf Priester abgesehen hat?“ Pakula schüttelte den Kopf. Das überzeugte ihn nicht. „Ein toter Monsignore und ein ehemaliger Kirchenmann – sieht mir mehr nach Zufall aus.“
„Na, hör mal, du wolltest doch wissen, welche Gründe Erzbischof Armstrong haben könnte, das FBI unbedingt außen vor lassen zu wollen!“
In diesem Moment erschien Kasab im Türrahmen und machte Pakula ein Zeichen, dass er mal eben rauskommen solle. Normalerweise hätte Pakula ihn angeblafft, er solle verschwinden, doch jetzt kam ihm Kasab äußerst gelegen.
„Bin gleich zurück“, raunte er Carmichael zu und bedachte Weston mit einem Kopfnicken. Schon auf dem Weg zur Tür beschlich ihn das Gefühl, dass irgendwas schief gelaufen war.
„Was gibt’s denn?“
„Ich habe eine gute Nachricht und eine schlechte.“
„Na los“, stöhnte Pakula. Es dauerte etwas, bis er verstand, dass Kasab offenbar von ihm hören wollte, mit welcher von beiden
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