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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Kälte, oder wir nehmen in Kauf, dass überall Maden rumwimmeln.“
    Maggie konnte sich nicht entsinnen, dass Stan die Klimaanlage schon einmal benutzt hätte. Die im Kellergeschoss gelegenen Obduktionssäle waren erst kürzlich renoviert worden, die alten Stahlleitungen allerdings ausgenommen. Schaltete man also während einer Obduktion die Klimaanlage ein, dann bestand die Gefahr, möglicherweise Beweismittel durch das Zuführen von Fremdstoffen zu verfälschen. Während der ein bis zwei Stunden, die eine Leichenöffnung gewöhnlich dauerte, verzichtete Stan daher normalerweise auf die Klimaanlage. Heute allerdings fand er sich wohl lieber mit den Fremdstoffen und der Kälte ab als mit Krabbelgewürm.
    Detective Racine gab sich mit Stans Antwort zufrieden und blickte zu Maggie hinüber, die sich gerade den zweiten Kittel über den ersten zog. Sie nahm sich ebenfalls noch einen vom Stapel und tat es Maggie nach. Maggie hatte den Eindruck, als habe Julia Racine seit ihrer letzten Begegnung abgenommen. Maggie hatte gehört, dass sie ziemlich häufig zwischen Washington und Connecticut hin und her reiste, um ihren immer hinfälliger werdenden Vater zu besuchen. Sie mochte den alten Mann, der früh an Alzheimer erkrankt war. Zuweilen fragte sie sich, ernsthaft, ob seine Tochter und sie wohl hätten gute Freundinnen werden können, wenn sie sich unter anderen Umständen begegnet wären – etwa unter solchen, die weder einen beinahe verpfuschten Fall beinhalteten noch einen sexuellen Annäherungsversuch.
    Sie bemerkte, wie Racine ihre Frisur in einer blank polierten Sezierschale überprüfte. Hinter der äußeren Schale aus Schnoddrigkeit und aufgesetzter Zielstrebigkeit verbarg sich, so vermutete Maggie, eine empfindsame, zuweilen unsichere Frau, die eine Gratwanderung vollführte. Einerseits durfte sie keinen Bockmist bauen, andererseits wollte sie sich nicht den geringsten Anschein von Furcht oder Zweifel geben. Genau das aber hatte Maggie schon mehrfach gespürt und in diesen kurzen Momenten begriffen, dass es zwischen ihr und Julia Racine eine Gemeinsamkeit gab. Sie beide verstanden sie sich bestens darauf, ihr wahres Ich zu kaschieren.
    Maggie reichte Racine ein Paar Latexhandschuhe, woraufhin die angesichts der violetten Farbe eine Augenbraue hochzog.
    „Alles, was recht ist, Stan“, bemerkte sie, wobei sie die exotisch gefärbten Dinger überstreifte. „Sie haben immer die ausgefallensten und coolsten Spielzeuge.“
    Er warf ihr einen Blick zu, als sei er sich nicht sicher, wie sie das wohl gemeint haben mochte. Dann nahm er den noch verpackten Schädel aus der Kühlbox und legte ihn auf ein Tablett. Maggie begriff, dass er inRacines Scherz eine Anspielung auf den Vorwurf vermutete, der ihm in letzter Zeit wiederholt gemacht worden war, nämlich dass er öffentliche Haushaltsmittel verschleudere. Dass ihre flapsige Bemerkung schlicht ein Versuch gewesen war, ihr Unbehagen angesichts der bevorstehenden Obduktion zu überspielen, konnte er sich wohl nicht vorstellen.
    „Brauchen Sie Hilfe?“ erbot sich Maggie, in erster Linie, um die angespannte Stimmung im Raum etwas zu lockern.
    „Dieses Ding hab ich mir mal selbst zusammengebastelt.“ Er überging ihr Angebot und wies auf ein Gestell, das wie eine aus PVC-Rohren und Aluminium fabrizierte Schraubzwinge aussah. „Hätte nicht gedacht, dass ich es so schnell wieder brauchen würde“, brummelte er. Dann griff er in die durchsichtige Plastiktüte, die aussah wie ein Leichensack im Miniaturformat, holte vorsichtig den Schädel heraus und platzierte ihn auf seinem Gestell.
    Die Maden hatten sich tief ins Schädelinnere zurückgezogen und ballten sich dort zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Infolgedessen waren die Augen der Leiche nun klar und blickten starr geradeaus. Das verfilzte Haar klebte seitlich am Kopf. Urplötzlich entwich dem Mund eine kleine Dampfwolke. Und obgleich dieser Mund bis obenhin gefüllt war mit Gewürm, schien es doch so, als täte die Frau einen letzten Atemzug.
    „Großer Gott!“ stieß Detective Racine hervor und wurde kreidebleich. „Was war denn das?“
    „Der Stoffwechsel der kleinen Mistviecher sorgt dafür, dass ihre Körpertemperatur ungefähr zehn bis fünfzehn Grad höher ist als die der Umgebung“, erklärte Stan. „Vergleichbar mit einem Spaziergang bei Minusgraden, wenn man die eigene Atemluft sieht.“
    „Direkt unheimlich“, murmelte Racine.
    Maggie fragte sich, wie lange Julia Racine der Prozedur, die

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