Die Rückkehr Des Bösen
nur die Spülung laufen lassen, sondern auch noch vergessen, das Licht auszuknipsen. Dieser verdammte Bastard!
Gibson machte die Badezimmertür auf und erstarrte. Vor ihm auf dem Boden lag Monsignore O’Sullivan. Er lag auf der Seite, und das Gurgeln rührte von dem Blut her, das ihm aus Nase und Mund und Brust sprudelte. Seine reglosen Augen starrten Gibson an.
Gibson schrak zurück und prallte rücklings gegen die Wand. Er kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Alles war da, wo es hingehörte, sogar das Handtuch, das er vorhin zusammengeknüllt auf den Fußboden geworfen hatte, lag noch da.
In diesem Moment bewegte der Priester die Augen.
Gibson wollte aus dem Badezimmer stürzen, doch die Tür war hinter ihm ins Schloss gefallen, und er fand den verdammten Griff nicht.
Langsam drehte er sich um. Der Monsignore wand sich zuckend am Boden und schien aufstehen zu wollen. Gibson presste sich gegen die Tür und starrte wie gelähmt auf den Körper, der sich langsam vor ihm erhob. Sein eigener Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren, und er fühlte, wie etwas Warmes an seinem linken Oberschenkel hinunterlief. Verflucht, als er den Pfaffen das letzte Mal gesehen hatte, da lag er in einer riesigen Blutlache auf dem Flughafenklo! Wie kam er jetzt bloß hierher?
Monsignore O’Sullivan grinste ihn an und klopfte sich den Staub von der Hose. „Dass das so einfach ist, hast du dir doch nicht ernsthaft eingebildet, oder, Gibson? Mich da einfach so liegen zu lassen!“ Von den Fingern seiner auf Gibson gerichteten Hand strömte Blut und tropfte auf die Keramikfliesen. „Hast du tatsächlich geglaubt, du könntest mich so einfach loswerden? Ach, Gibson, Gibson! Für so dumm hätte ich dich wirklich nicht gehalten!“
Der Monsignore schwankte auf ihn zu.
„Ich rufe meine Mutter!“ quiekte Gibson heiser.
„Die ist heute doch gar nicht da“, grinste der Monsignore und kam immer näher. „Schrei nur, kein Mensch wird dich hören.“ Seine Hand fuhr jetzt über Gibsons Brust und besudelte seinen bloßen Oberkörper mit Blut. „Auf die Knie, mein Sohn!“ befahl O’Sullivan. „Du weißt, was du zu tun hast!“ Je näher er kam, desto deutlicher roch Gibson seine Alkoholfahne.
Er schrak auf, aber es dauerte noch eine Weile, bis er aufhörte, wild um sich zu schlagen und auf die Bettdecke einzudreschen. Als er begriff, dass alles nur ein Traum gewesen war, stieg grenzenlose Erleichterung in ihm auf. Erschöpft ließ er sich auf die Matratze zurücksinken und wartete, dass sich sein pfeifender Atem langsam beruhigte.
Er lauschte. Kein Plätschern oder Gurgeln, nichts. Erst jetzt bemerkte er, daß sein Hintern in einer feuchtwarmen Lache lag. Trotzdem blieb er still liegen und starrte auf die Zimmerdecke, auf den vertrauten Schatten der Äste draußen vor seinem Fenster. Nach einer ganzen Weile, als sein Atem wieder ganz gleichmäßig geworden war und als er den beißenden Geruch nicht mehr aushalten konnte, stand er auf. Ohne das Licht anzumachen, zog er das Laken ab. Vielleicht konnte er es ja heimlich in die Waschmaschine stecken. Er wollte auf keinen Fall, dass Mom etwas merkte. Dazu war es ihm zu peinlich, auch wenn es über ein Jahr her war, seit er das letzte Mal ins Bett gemacht hatte.
10. KAPITEL
Sonnabend, 3. Juli
Washington, D. C.
Gwen Patterson hockte im Schneidersitz mitten in ihrem Wohnzimmer, bekleidet nur mit dem Bademantel und das Haar noch feucht vom Duschen. Statt der üblichen einen Tasse war sie heute Morgen bereits bei ihrem dritten Kaffee angelangt. Sie hatte den Couchtisch aus dem Weg geschoben und um sich herum auf dem Teppich Zeitungsartikel und Akten verteilt. Rechts von ihr lagen, ordentlich sortiert, die handschriftlichen Anweisungen des Mörders, einfache Zettel, säuberlich in Klarsichthüllen gesteckt. Diese Beweisstücke behandelte sie besonders vorsichtig, wie als Ausgleich dafür, dass sie sie nicht den Ermittlungsbehörden – sprich Julia Racine und seit gestern auch Maggie – übergeben hatte.
Draußen zog allmählich das Gewitter ab, nur ein dumpfes Grummeln in der Ferne und das Trommeln des Regens an der Fensterscheibe waren noch zu hören. Sie hatte das Fenster weit geöffnet, in der Hoffnung, die kühle Brise und der frische Geruch des Regens würden belebend wirken, nachdem sie sich wieder einmal die halbe Nacht schlaflos im Bett gewälzt hatte.
Sie warf einen Blick auf den Wust aus Papieren und fragte sich, wonach sie eigentlich suchte. Und selbst wenn sie es
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