Die Rückkehr Des Bösen
er anfangen solle. „Okay, die gute zuerst.“
„Ich habe mir die Liste der Gespräche besorgt, die der Monsignore von seinem Handy aus getätigt hat. Ein Anruf ging ans Pfarramt der Kirche ,Our Lady of Sorrow’, Dauer etwa eine Minute. Und dann noch einer an das Handy eines Tony Gallagher, den Vikar der Gemeinde. Das Gespräch hat etwas über sieben Minuten gedauert. Ungefähr eine Stunde, bevor sein Flug ging. Mehr Telefonate hat er nicht geführt.“
„Dann war dieser Gallagher also der Letzte, der mit dem Monsignore gesprochen hat.“
„Höchstwahrscheinlich, ja. Es sei denn, er hat am Flughafen noch jemand getroffen.“
„Klingt so, als müssten wir uns diesen Gallagher mal vorknöpfen. Können Sie das in die Wege leiten?“
„Klar doch.“
„Und die schlechte Nachricht?“
„Ich bin am Flughafen gewesen, um das Gepäck von unserem Monsignore abzuholen. Sie wissen ja, die hatten uns zugesagt, das werde in New York abgefangen und bis spätestens heute Morgen nach Omaha zurückbefördert.“
Pakula unterbrach ihn. „Lassen Sie mich raten. Es ist jetzt in Rom.“
„Irrtum. Es wurde tatsächlich zurück nach Omaha geschickt. Allerdings hatte es schon jemand abgeholt, als ich dort ankam.“
„Wie bitte? Das kann ja wohl nicht wahr sein! Welcher Schwachmat hat das denn verbockt?“
„Dem Mitarbeiter an der Gepäckausgabe wurde gesagt, es habe alles seine Ordnung so.“
„Ja, Menschenskind, und von wem?“
Kasab blätterte in seinem Notizbuch herum. „Moment, hier hab ich’s ... Von einem Bruder Sebastian. Angeblich vom erzbischöflichen Sekretariat Omaha. Der Typ am Schalter hat sich gedacht, wenn er einem Boten des Erzbischofs nicht trauen kann, wem denn dann?“
12. KAPITEL
Washington, D. C.
Es waren Tage wie dieser, an denen Maggie O’Dell sich ernsthaft fragte, ob sie etwas falsch machte. Da war, nachdem der Regen alles rein gewaschen hatte, ein herrlicher Morgen angebrochen, der Nationalfeiertag stand bevor – und es gab nichts, was sie hätte absagen können. Keine Pläne, die sie ändern, keine Freunde oder Angehörigen, denen sie einen Korb geben konnte. Selbst Harvey hatte sie an diesem Morgen nur gelangweilt angesehen, seinen Kopf auf ihr Kopfkissen gebettet, und schien sonst nichts von ihr zu wollen.
Jetzt, wo es endlich losging, wurden ihre Selbstzweifel allerdings überlagert von der Ungeduld, mit der sie der Obduktion förmlich entgegenfieberte. Nicht etwa, dass sie sich darauf freute, nein, das natürlich nicht. Aber andererseits konnte sie es auch kaum erwarten zu erfahren, ob es nicht doch noch Hinweise gab, die sie weiterbrächten. Sie hatte in der Nacht kaum geschlafen und war schließlich um zwei wieder aufgestanden, um sich die Akten noch einmal vorzunehmen.
Morde, bei denen es verstümmelte Leichen gab, gingen selbst langjährigen Profis an die Nieren, und Maggie war keinesfalls immun gegen das flaue Gefühl im Magen und den Ekel. Vor allem Verstümmelungen und Morde an Kindern beschäftigten sie noch viele Monate nach der Verhaftung der Täter, wenn die längst überführt und verurteilt waren. Manchmal wurde sie von Albträumen heimgesucht, in denen ein Kerl namens Albert Stucky menschliche Organe in Fastfood schachteln verpackte.
Und dann waren da noch die Träume von toten Jungen, die nackt und mit bläulich verfärbter Haut im Schlamm des Platte River lagen. Albert Stucky war tot und begraben, davon hatte sie sich persönlich überzeugt. Nur Vater Michael Keller war ungestraft entkommen und angeblich in Südamerika untergetaucht. Selbst die katholische Kirche wusste nicht, wo er sich verkrochen hatte.
Maggie blieb vor dem Eingang zum Obduktionssaal stehen, um ihre Cola light auszutrinken und einen klaren Kopf zu bekommen. Stan Wenhoff stand in dem Ruf, Besucher während seiner Autopsien bei der geringsten Störung rauszuschmeißen. Da reichte es, nur mit einem Bonbonpapier zu rascheln. Immerhin konsequent, obwohl Maggie seine Begründung, das geschähe aus Respekt vor den Toten, nicht glauben mochte. Immerhin war er es, der seinen Mitarbeitern Anweisungen erteilte wie „in den Sack mit dem Ding“.
Sie kam sich vor, als marschiere sie geradewegs in einen Kühlschrank. Maggie schnappte sich zwei Kittel und begrüßte Stan, der jedoch lediglich mit einem Grunzen antwortete. Julia Racine schien auch nicht viel besser gelaunt.
„Wieso ist das hier drin eigentlich so arschkalt?“ maulte sie.
„Wir haben die Wahl, Detective. Entweder ertragen wir die
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