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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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gewusst hätte – wäre sie fündig geworden? Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Mörder eben doch jemand, den sie gar nicht kannte. Vielleicht hatte er ihr Foto in einer Zeitschrift oder im Fernsehen gesehen. Möglich auch, dass er ein Interview mit ihr im Radio gehört hatte oder zugegen war, als sie eins ihrer Bücher signierte. War es denkbar, dass er sie als eine Art Kontaktperson ausersehen hatte, weil er in ihr eine Expertin sah? Er hatte ja nichts weiter tun müssen, als mit einer geeigneten Suchmaschine eine Internetrecherche zu starten. Schon hätte er massenhaft Informationen über ihren beruflichen Hintergrund bekommen. Jedenfalls genug, um ihr das Gefühl zu vermitteln, er kenne sie in- und auswendig, obwohl er ihr niemals begegnet war.
    Sie fingerte an einem der plastikumhüllten Zettel herum und las die in Blockbuchstaben geschrieben Worte, knappe aber eindeutige Anweisungen, die von einer Drohung unterstrichen wurden. Die erste, die sie erhalten hatte, erinnerte sie irgendwie an die Sprüche, wie man sie gemeinhin in Glückskeksen fand: BEFOLGEN SIE DIE ANWEISUNG, ODER JEMAND, DEN SIE LIEBEN, MUSS BÜSSEN. Bei der dritten Botschaft war sie zum ersten Mal auf den Gedanken gekommen, dass es sich um j emanden handeln musste, den sie kannte: KEIN WORT ZUR POLIZEI – WENN IHNEN IHR VATER LIEB IST.
    Doch mittlerweile zweifelte sie an dieser Theorie. Wer ihr Vater war, konnte schließlich jeder X-Beliebige im Handumdrehen herausfinden. Und wer wusste, dass er ebenfalls ein prominenter Psychologe war, konnte zudem mit einiger Sicherheit annehmen, dass er und Gwen sich nahe standen. Dr. John Patterson lebte gute achthundert Kilometer entfernt in New York City. Er arbeitete in einer Forschungseinrichtung, in die man nur nach entsprechender Sicherheitsüberprüfung hineingelangte, und hatte in dem Hochsicherheitskomplex auch seine Wohnung. Sie wusste, dass er die Drohung, würde sie ihn damit konfrontieren, nicht ernst nehmen und lachend abtun würde. Ach, meine Kleine, lass dir doch von einem Spinner keine Angst einjagen.
    „Meine Kleine.“ Allein wenn sie nur daran dachte, geriet sie in Rage. All ihre Hochschulabschlüsse und Diplome, dazu ein Bestseller sowie Dutzende von Beiträgen in renommierten Fachblättern – was hatte sie nicht alles geleistet und erreicht! Und trotzdem behandelte er sie noch immer wie ein kleines Mädchen, das seine Zeit und seinen brillanten Verstand mit einer – wie er es immer nannte – zwanghaften Leidenschaft für die Abgründe der menschlichen Psyche vergeudete.
    Mit einem Seufzer legte sie die Zettel beiseite und griff nach dem Stapel Klientenakten, die sie mit nach Hause gebracht hatte. Sie zog eine heraus und begann nochmals, ihre Aufzeichnungen durchzusehen. Vielleicht hatte sie ja etwas übersehen. Irgendwas, das bei einer ihrer Sitzungen mit Rubin Nash geschehen war. Eine Andeutung, die er möglicherweise gemacht hatte. Ein Wort.
    Im Allgemeinen beschränkte sie sich auf karge Notizen, kurz und knapp. Sie konzentrierte sich lieber auf den Klienten als auf das Schreiben. „Unberechenbar, 11“, stand da etwa oder: „Vater abgehauen“. Ein Außenstehender konnte damit nicht viel anfangen, doch Gwen genügte ein Blick, und schon wusste sie, dass Rubin Nash innerlich ausnippte, wenn die Rede auf seinen elften Geburtstag kam. An jenem Tag hatte seine Mutter den Vater aufgefordert, doch endlich abzuhauen, was der dann auch postwendend tat.
    Natürlich erinnerte sie sich auch gut daran, wie ihr Klient ihr anvertraut hatte, dass ihn immer wieder diese Vorstellung befiel, einen Menschen zu erwürgen, eine Frau. Keine bestimmte, irgendeine. Die Frauen hätten ihm so viel genommen, dass er es ihnen endlich heimzahlen wollte, hatte er plötzlich laut geschimpft. Dann hatte er das lachend als Fantasie abgetan, quasi im selben Atemzug aber hinzugefügt – und das hatte Gwen wörtlich mitgeschrieben –, dass er schon gerne wüsste, „wie sich dieses Knacken anhört, wenn ein Genick bricht“.
    Natürlich bedeutete dieses Bekenntnis noch lange nicht, dass Rubin Nash tatsächlich fähig wäre zu einer solchen Tat. Sie hatte von ihren Klienten schon die absonderlichsten Drohungen zu hören bekommen, die in der Regel jedoch schlicht dazu dienten, Dampf abzulassen. Es war nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine destruktive oder gemeingefährliche Veranlagung, wenn ein Klient seine dunkelsten Katakomben öffnete und seine Zwangsvorstellungen oder eben auch Rachegelüste

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