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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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breit. Vermutlich kann ich Ihnen auch die Länge sagen, sobald ich die Leiche seziere und den Stichkanal freilege.“
    Wieder tastete sie sich in die Öffnung vor, diesmal so tief, dass ihr Zeigefinger beinahe ganz darin verschwand. „Aufwärts geführter Stoß“, meldete sie. „Wenn ich den Stichkanal geöffnet habe, weiß ich mehr.“
    „Links- oder rechtshändig?“
    „Kann ich noch nicht sagen.“
    Die Forensikerin sah sich die Hände und Arme des Toten an. „Offenbar keine Anzeichen, dass er sich gewehrt hätte.“
    „Ist mir auch schon aufgefallen“, bestätigte Pakula. „Wir haben ihn vor dem Waschbecken gefunden. Ich denke, der Mörder hat sich von hinten angeschlichen und das Opfer damit überrascht.“
    „In dem Falle würde ich sagen, wir gehen von einem Rechtshänder aus. Vermutlich kam er von hinten oder von rechts, führte den Stoßarm um den Stehenden herum und stach dann zu, direkt unter dem untersten Rippenbogen.“
    „Glück? Oder woher weiß man, wo man zustechen muss, ohne auf Knochen zu treffen?“
    „Die Chancen stehen fifty-fifty“, erklärte die Medizinerin. „Er hat mit ziemlicher Wucht zugestoßen. Sehen Sie sich mal das Hämatom an.“ Sie wies auf den etwa fünf Zentimeter langen Bluterguss unter dem Einstich, eine schmale, gerade, blauviolett verfärbte Linie. „Das stammt vom Heft der Waffe.“
    „Lässt das vielleicht auf die Statur des Täters schließen?“
    „Nicht unbedingt. Die Schnelligkeit der Bewegung ist entscheidender als Körpergröße oder Kraftaufwand. Dieser ganze Bereich hier“, fuhr Stofko fort, wobei sie mit ihrer behandschuhten Rechten über den Unterleib des Toten fuhr, „ist ziemlich empfindlich. Die Haut ist das widerstandsfähigste Gewebe des menschlichen Körpers. Ist das durchstoßen, bedarf es kaum noch großer Anstrengung, um andere Organe oder anderes Gewebe zu verletzen. Dieser Abdruck erleichtert mir das Ermitteln der Messerlänge erheblich, auch wenn bei einem so wuchtigen Stoß der Stichkanal oft länger ist als die Klinge selbst. Das muss ich also ebenfalls in Betracht ziehen.“
    „Irgendeine Vorstellung, was für ein Messer das war?“
    „In Anbetracht der langen, schmalen Klinge ist der Griff eher breit. Eine Art Dolch, würde ich spontan sagen. Und sehen Sie diese dunkle Verfärbung in der Mitte des Hämatoms?“ Sie wies mit dem Finger darauf.
    Pakula war überrascht, dass er die Stelle nicht früher bemerkt hatte. „Was ist das denn?“
    „Auch nur eine Vermutung, aber ich könnte mir denken, dass Griff und Heft verziert waren. Durchaus denkbar, wenn es sich um einen Dolch oder Brieföffner handelt.“
    Die Rechtsmedizinerin öffnete nun den Brustkorb und machte sich daran, die Haut- und Fettschichten beiseite zu ziehen, wobei sie sorgsam darauf achtete, dass der Stichkanal so lange unbeschädigt blieb, bis sie ihn ebenfalls aufschneiden konnte.
    Obgleich er das Knacken von Knorpel auf den Tod nicht ausstehen konnte, wandte Pakula den Blick nicht ab, sondern sah zu, wie die Ärztin die Öffnung zunächst mit wäscheklammerähnlichen Spangen sicherte und dann zu schneiden begann. Was er wissen wollte, hatte er zwar erfahren, aber er gedachte Dr. Stofko noch ein paar Minuten Gesellschaft zu leisten und anschließend zum kriminaltechnischen Institut zu fahren. Möglicherweise hatte die Spurensicherung ja etwas gefunden, das bei der Suche nach der Identität des Täters Licht ins Dunkel bringen konnte.
    Der Erzbischof sowie Bruder Sebastian hätten sich wohl mit der Annahme zufrieden gegeben, der Monsignore sei das unglückliche Opfer eines zufälligen Gewaltverbrechens geworden. Weit mehr als das Schicksal ihres Amtsbruders beschäftigte sie offenkundig die Frage, was aus der ledernen Aktenmappe geworden war. Sein Instinkt sagte Pakula, dass an diesem Mord ganz und gar nichts zufällig war. Und wenn er Recht hatte, dann ging es hier mit Sicherheit um weit größere Geheimnisse, als in der verschwundenen Tasche Platz gehabt hätten.
    „Hier hab ich was Interessantes!“ meldete sich die Ärztin, womit sie Pakula aus seinen Gedanken riss.
    Sie holte einen gelblichen Klumpen aus dem geöffneten Brustkorb hervor und legte ihn auf eine Waage. „Fünfzehnhundert Gramm“, murmelte sie, notierte die Zahl und packte den Klacks auf eine Sezierschale.
    „Was haben wir denn da?“ fragte Pakula und trat neben sie. So sehr er sich auch bemühte, er selbst sah immer nur einen Klumpen Gewebe, wo Mediziner bereits Tumore und Knötchen

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