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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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erkannten.
    Stofko griff nach einem Gerät, das ihn an ein Buttermesser erinnerte, und zerschnitt damit eine Masse, die aussah wie Hühnerfett. „Eine gesunde Leber hat in der Regel die Konsistenz und Farbe von Kalbsleber. Kennen Sie vermutlich vom Einkaufen.“
    „Wie Kalbsleber sieht das hier tatsächlich nicht aus.“ Angewidert verzog Pakula das Gesicht. „Also – was fehlte denn unserem Monsignore O’Sullivan?“
    „Ich würde sagen, der fromme Gottesmann hat sich des Öfteren einen hinter die Binde gekippt. Genauer gesagt nicht nur einen, und außerdem über einen längeren Zeitraum.“
    „Das wird ja immer schöner. Ein trunksüchtiger Kleriker.“ Der Detective fuhr sich mit der Hand über den kahl geschorenen Schädel. Noch ein Geheimnis in diesem ganzen undurchsichtigen Durcheinander!

26. KAPITEL
    Venezuela
    Sorgfältig faltete Vater Michael Keller das Messgewand zusammen und verstaute es in seiner hölzernen Truhe, gleich neben den Zeitungsausschnitten. Er war zufrieden mit sich. Trotz seiner Übelkeit war die Frühmesse besser gelaufen als erwartet. Wenn er nur wüsste, warum ihm so schwummrig war!
    Er hatte sich an die Hitze und Schwüle gewöhnt und gelernt, sich die Insekten vom Leibe zu halten, mit denen er nur noch selten seine Behausung teilte. Nur gegen die Moskitos war einfach nicht anzukommen. Ob er sich wohl Malaria eingefangen hatte oder vielleicht sogar das West-Nil-Virus?
    Wieder wischte er sich den Schweiß von der nassen Stirn und legte die flache Hand tastend auf die heiße Haut. Fieber, kein Zweifel. Vielleicht sollte er sich noch eine Tasse Tee kochen. Das hatte ihm vorhin bereits Linderung verschafft und ihn nicht nur die Messe überstehen lassen, sondern auch das anschließende Händeschütteln.
    Die Gespräche mit den Kirchgängern nach dem Gottesdienst, bei denen er immer so tun musste, als verstünde er ihr gebrochenes Englisch, waren ihm ein Gräuel. Aber er hatte sich eine Floskel angewöhnt, mit der offenbar jeder so zufrieden war, dass er glücklich von dannen zog: „Ich werde dich in meine Gebete einschließen.“ Das funktionierte immer. Sie hatten es auch wirklich nötig, die armen Schweine, dass jemand für sie betete. Aber irgendwie war er auch froh, Teil ihrer erbärmlichen kleinen Gemeinde geworden zu sein.
    Er war es leid gewesen, mitten in der Nacht seinen Kram packen und weiterziehen zu müssen. Deswegen hatte er sich für dieses Dorf am Ende der Welt entschieden, obwohl es sich von den anderen nicht im Geringsten unterschied. Sie sahen alle gleich aus – die gleichen verwitterten Hütten und Bretterbuden, zusammengehalten nur noch von Gottes Gnade. Und auch ihre Bewohner unterschieden sich kaum, offenbar zufrieden mit Kleidung aus Lumpen und Haferschleim als Nahrung, aber hungrig nach Zuwendung, insbesondere von Gott und folglich natürlich von ihm, Vater Michael. In ihren Herzen kam er direkt nach dem Allmächtigen.
    Nein, er würde nicht wieder aufbrechen und weglaufen. Dieser Entschluss stand für ihn fest. Obwohl er für einen kurzen Moment durchaus mit dem Gedanken gespielt hatte, das Nötigste zusammenzuklauben und sich auf den Weg zu machen. Als ihn vorgestern auch nach stundenlanger Panik angesichts der Halloweenmaske, dieser Todesmaske aus seiner Vergangenheit, die Panik überwältigte. Aber dann hatte er sich damit beruhigt, dass sich da jemand einen üblen Scherz erlaubt haben musste. Es konnte gar nicht anders sein. Dass jemand ihn hier gefunden haben könnte, war ausgeschlossen, ein Ding der Unmöglichkeit. Nein, er würde sich von niemandem mehr hinaus in die Nacht jagen lassen.
    Der Teekessel begann in dem Moment zu fauchen, als draußen der Regen einsetzte – schon wieder. Vater Michael versuchte, sich zu erinnern, wie lange er keine Sonne mehr gesehen hatte. Allmählich forderte dieser Mangel an Licht seinen Tribut. Das altbekannte Pochen in seinen Schläfen machte sich wieder bemerkbar. Vielleicht waren es ja nur die Nebenhöhlen. Diese verdammte Luftfeuchtigkeit. Ob da vielleicht der Grund lag für seine erhöhte Temperatur? Für seine Übelkeit? Und die verdammten Kopfschmerzen!
    Er goss sich den Tee ein, inhalierte den wärmenden Duft und fühlte sich sofort besser. In Momenten wie diesem schlich sich doch manchmal Wehmut in sein Herz, und er erinnerte sich an die Teezeremonie seiner Mutter, seiner geliebten, frommen Mutter. Heißer Tee und Kekse, das war der einzige Genuss, den sie sich gönnte, und selbst dieses letzte Vergnügen

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