Die Rückkehr Des Bösen
Verletzungen sahen ähnlich aus wie diese hier. Was der Sache damals am nächsten kam, war eine Axt, wie sie beispielsweise Camper benutzen.“
„Im wahrsten Sinne des Wortes die Axt im Walde, was?“ kommentierte Racine und kicherte über ihren eigenen Scherz.
Auf Bonzados Gesicht zeigte sich immerhin die Andeutung eines Schmunzeins. Er wies auf den durchtrennten Halswirbel. „Beim Zerstückeln einer Leiche werden die Gelenke und Knochen zumeist zersägt oder mit einer Klinge durchtrennt. Ein Werkzeug wie ein Beil oder eine Axt, eventuell sogar eine Machete, egal, ob scharf oder stumpf, hinterlässt am Knochen in der Regel Kerben, wie wir sie hier erkennen können.“
„Eins will mir nicht in den Kopf“, bemerkte Maggie, während Bonzado eine Lösung auf die Knochen träufelte, wodurch die Kerben sofort hell hervortraten. „Der Täter geht planvoll und methodisch vor, trotzdem hat es den Anschein, als raste er völlig aus, wenn er seine Opfer enthauptet. Das Letzte wies nicht nur Würgemale auf, sondern auch Stellen, die von Schlägen mit einem Hammer herrührten. Ich würde auf ein Beil oder eine Machete tippen. Irgendwie würde das ins Bild passen.“
„Vielleicht nimmt er einfach, was gerade zur Hand ist“, wandte Racine ein.“
„Mein alter Herr zum Beispiel hat eine Machete in seinem Gartenschuppen“, ließ Bonzado sich vernehmen. „Er behauptet, das Ding tauge zu allem, vom Abschlagen von Ästen bis hin zum Ausbuddeln von Löwenzahn. Und ein Beil hat sicher jeder im Kofferraum, der regelmäßig zeltet. Mit seinen anderen Campingsachen ... Oh, was haben wir denn hier?“
Maggie trat neben ihn, konnte jedoch nicht erkennen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. „Was ist das?“ fragte sie schließlich.
Behutsam löste der Professor einen der völlig verfaulten Hautfetzen vom Knochen ab und hielt ihn gegen das Licht. „An ihrem Nacken wurde die Oberhaut entfernt. Wenn mich nicht alles täuscht, saß hier mal eine Tätowierung. Der Mörder hat sie wahrscheinlich entfernt, weil er die Identifizierung erschweren wollte. Aber Tattoos hinterlassen Spuren auch in den tieferen Hautschichten.“
„Könnte das ausreichen, um herauszufinden, wer sie war?“
„Schwer zu sagen. Aber es gibt viele Fälle, bei denen eine Leiche aufgrund von Tätowierungen identifiziert wurde.“
„Sieht ja ganz so aus, als ob sich der Täter einen Schnitzer geleistet hätte.“ Racines Stimme klang hoffnungsvoll.
„Ich würde sogar sagen, er hat richtig Scheiße gebaut.“
28. KAPITEL
Omaha, Nebraska
Tommy Pakula sah durch das Fenster Cläre und die Mädchen draußen im Garten unter dem Sonnensegel sitzen. Sie hatten ihn nur allzu bereitwillig entschuldigt, denn so konnten sie über die später im Memorial Park stattfindende Party zum Unabhängigkeitstag diskutieren, ohne dass er ständig seine schrägen Versionen von Hits der Beach Boys zum Besten gab. Die Beat-Oldies gehörten nämlich zu den Bands, die heute Abend auftreten sollten.
Somit hatte er das Wohnzimmer für sich und auch, was noch besser war, die Fernbedienung. Er schaltete den Fernseher ein, zappte durch die Kanäle und ließ schließlich Fox News laufen, während er die Hefter mit Ermittlungsakten aus seiner Aktentasche zog. Normalerweise nahm er sich keine Arbeit mit nach Hause, aber diese seltsamen Andeutungen, die Weston gestern gemacht hatte, wollten ihm irgendwie nicht mehr aus dem Kopf gehen. Was, wenn da draußen tatsächlich jemand rumlief und Gottesmänner aufschlitzte?
Als Erstes nahm er sich den Bericht der Polizei in Minneapolis vor. Die dortigen Kollegen begrüßten offenbar seine Nachforschungen, denn ihre eigenen Ermittlungen hatten bislang ins Leere geführt. Im Augenblick ging man dort von einem Zufallsmord aus. Pakula war sich diesbezüglich indes gar nicht so sicher.
Das Kriminaltechnische Institut hatte ihm noch nicht viel zu bieten. Es war noch zu früh. Immerhin hatte Terese Medina einige ihrer Fundstücke sorgsam eingetütet und etikettiert. Sich auf das Locard’sche Prinzip zu verlassen, brachte in diesem Fall wohl am meisten. Nach dem Gesetz des französischen Forensikers Edmond Locard kam es beim Kontakt zwischen Täter und Opfer stets zu einem Austausch von Kleinstpartikeln, egal, wie umsichtig der Mörder auch vorgehen mochte. Solange er seine Tat nicht in einem keimfreien Schutzanzug ausführte, blieb es nicht aus, dass er etwas hinterließ – Textilfasern oder Hautschuppen etwa und vielleicht sogar Haare. Das war
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