Die Rueckkehr des Daemons
nach Windhauch
bemessen.
Oh könnt ich im früheren Glanze
besitzen die Macht eines Mundes wieder
und hätte Augen zu sehen.
12. Kapitel
NYC , Manhattan, 2. Juli 2007, 13 Uhr 50
Birger Jacobsen hielt mit quietschenden Reifen, riss sich die schwarze Perücke herunter und fluchte. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Er war gewohnt, dass alles glattging, wenn man es gut genug plante. Und jetzt hätte diese rothaarige Schlampe beinahe alles vermasselt! Die Arbeit von Jahren! Ihr Auftritt war unvorhersehbar gewesen. Im Rückspiegel sah er aus einiger Entfernung, wie sich der Krankenwagen einen Weg durch die Menge bahnte. Hastig sprangen die Sanitäter heraus und knieten sich neben den Jungen. Dieser eine Schritt auf die Straße hätte ihn das Leben kosten können. Leicht hatte er ihn erwischen wollen, nicht schwer! Jetzt waren die Verletzungen größer, als sie sein sollten. Aber der Junge würde es überleben, so oder so.
Hektisch rannten die Sanis zwischen dem Rettungswagen und dem Verletzten hin und her. Die Bahre wurde aufgebaut, die Braunüle in die Arterie des Handrückens gejagt, die Infusion gelegt. Die Gesichtsmaske an die Sauerstoffflasche angeschlossen.
Birger Jacobsen spürte, wie der Druck langsam von ihm wich. Ein weiterer Schritt von Plan Rot war ausgeführt. Nun musste er nur noch sehen, dass er schnell den Wagen loswurde und schleunigst das Land verließ. Zufrieden stieg er aufs Gas und raste mit heulendem Motor davon. Der Junge würde durchkommen. Ein überwältigendes Glücksgefühl stieg in ihm auf. Unbeschreiblicher Triumph. Es war wie damals in Bagdad.
13. Kapitel
NYC , Dienstag, 3. Juli 2007
Da ist es so kalt…
Ein Grollen! Stimmen, fremd.
»Er ist bewusstlos.«
»Aber, er sieht mich doch an.«
Und sie? Wer ist sie?
»… kann uns nicht hören.«
Aber ja doch, ich schlafe ja, ich schlafe. Ich bin ein guter Junge.
Mir ist so kalt.
Wenn Männer singen, klingt es dunkler.
Der kleine Toto aus dem Zauberer von Oz.
Und Brummen.
Es riecht! Riecht nach, nach…
Kälte!
Die Hand auf meinen Augen.
Kalt wie Glas. Wohin?
»Bleib doch!«
Wird weggebracht…
Wer sind sie? Drei oder vier oder fünfzehn.
Die Sprache, fremd.
Dunkel, nein, halt, doch kein Feuer! Kein Feuer!
Es schmeckt mir nicht.
Glas, Stein, Pelz, Zunge.
Rote Haare, ja, knallrote Haare.
Ein silbernes Herz.
Die verdorrte Frau.
14. Kapitel
Liege ich bei einer Frau?
Es wird so warm.
Oh meine Nase!
Chufu, dein altes Fleisch entkommt mir nicht!
15. Kapitel
Kairo, 4. Juli 2007, 5 Uhr 23
verehrter sajjid tanaffus, die kleinere hälfte ist groß
16. Kapitel
Stockholm, Mittwoch, 5. Juli 2007
Birger Jacobsen schreckte in seinem Sessel hoch. Er spürte ein gleichmäßiges Zucken an seiner Brust. Mit Stromstößen holte man störrische Herzen ins Leben zurück.
Er hatte nur geschlafen.
Benommen sah er aus dem Fenster. Gamla Stan wurde langsam hell, die Gassen waren menschenleer. Die Touristen schliefen noch. Nur unten beim Brunnen auf dem Stortorget, gegenüber der Börse, wurden Zeitungsstapel von einem Lastwagen geladen. Auf geschichtsträchtigem Boden. Deshalb gefiel ihm die Wohnung, die man ihm damals zugewiesen hatte. Nie hätte er in einem sterilen Neubau leben können. 1520 hatte der dänische König Kristian II . Stockholm so lange belagert, bis dem schwedischen Regenten Sten Sture nichts anderes übrig geblieben war, als zu kapitulieren. Niemand sollte dafür bestraft werden, dass er am falschen Ort geboren worden war, versprach Kristian. Jetzt, wo er über Schweden regierte, sollte man ihn feiern, nicht fürchten. Drei Tage lang dauerte das Fest in der alten Festung Tre Kronor und hier auf dem Stortorget.
Wieder spürte er das Zucken auf dem Körper. Genauso drängelnd und fordernd wie das Telefon vor fünfzehn Jahren, schoss es Birger Jacobsen durch den Kopf. Einem Reflex folgend wollte er zu dem Kasten an der Wand gehen. Doch den Anschluss, den Graham Bell installiert hatte, gab es nicht mehr. Vibrationsalarm, eindeutig von dem roten Handy, dessen Nummer nur Sajjid Tanaffus kannte. Birger Jacobsen langte in seine Brusttasche. Immer trug er dieses Telefon bei sich. Immer. Selbst wenn er in der Badewanne war, lag es griffbereit. Sein Blick streifte die Armbanduhr. 4Uhr 47, in Kairo war es jetzt 5 Uhr 47, die sechste Morgenstunde. Die Stunde, die Tanaffus gehörte. Birger Jacobsen schüttelte den Schlaf ab wie eine tote Zecke. Er musste hellwach sein. SMS-Message stand auf dem Display. Text: Der Rüde wartet. Sonst nichts, die Nummer
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