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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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und beeilte sich, seinen Lehrer einzuholen. Er musste ihm noch eine dringende Frage stellen, doch William Wallace war schon in irgendeinem Flur des alten Gebäudes verschwunden.
    Enttäuscht schlurfte Sid zum Ausgang. Er verspürte nicht den leisesten Hunger. Vielleicht sollte er lieber hier drin bleiben und ein bisschen in Naked Lunch lesen?
    »Hey, Sid, Mann!« Nigel und Steve kamen vom Klo aus auf ihn zu. Zwei Jungs, mit denen sich Sid manchmal traf. Nur so. Keine richtigen Freunde. »Kommst du mit, was essen?« Nigel schaufelte sich mit einer unsichtbaren Gabel Nahrung in den Mund.
    Als wüsste ich nicht, was das Wort essen bedeutet, dachte Sid. Er wollte gerade den Kopf schütteln, als Steve loslegte.
    »Edgar hat echt ’n Dachschaden!«, schnaubte er, während sie zum Tor gingen. Edgar , sein Spitzname für M r Wallace. Irre komisch. »Jeder hier im Seminar hat mehr Geld, als er Haare unter der Nase. Trotzdem besorgt er gebrauchte Bücher in einem Antiquariat. Was soll das?«
    »Mein Vater hätte zur Not den Verlag gekauft«, stimmte Nigel mit dem arroganten Selbstbewusstsein eines Millionärssohns ein. »Das abgegrabbelte Buch rühre ich auf jeden Fall nicht an. Vielleicht hatte sein früherer Besitzer die Krätze oder Aids oder so was!«
    Sid war wie vor den Kopf geschlagen. Wie konnten sie ihren Lehrer nur so missverstehen? Die Sache mit dem Antiquariat war doch einfach nur cool. Schon das Wort klang aufregend, Antiquariat . Nach düsteren Regalreihen, in denen versteckte Schätze der Literatur verborgen waren, und nach zerstreuten Verkäufern, die Dylan Thomas, Ginsberg und Burroughs noch persönlich die Hand geschüttelt hatten!
    »Kapiert ihr denn nicht, wie genial er ist?«, protestierte Sid stürmisch, als sie an den Wachmännern vorbei ins Freie schlenderten. »Es ist sein Weg uns zu zeigen, dass ein Buch kein normaler Gegenstand ist! Es atmet! Es lebt! Ein, zwei, vielleicht ein Dutzend Menschen haben schon in diesen Seiten geblättert.« Er fuchtelte den beiden mit seiner Ausgabe unter den Nasen herum. »Ihre Gedanken und Träume sind zwischen den Deckeln genauso gefangen wie die des Autors! Wir können es nicht sehen, aber spüren!«
    Abrupt blieben Nigel und Steve stehen.
    Die beiden sehen mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank, dachte Sid.
    »Ja. Vielleicht hast du Recht«, hörte er Nigel zu seiner Verblüffung sagen. »Vielleicht will Edgar uns genau das zeigen. Aber ich werde das Ding trotzdem erst gründlich desinfizieren, bevor ich es in mein Zimmer trage.«
    Jemand pfiff. Beinahe gleichzeitig rissen die drei ihre Köpfe herum. Sid traf fast der Schlag! Auf der anderen Straßenseite stand sie. Das rothaarige Punkgirl von heute Morgen! Er erkannte sie sofort wieder. Freudig winkte sie zu ihm herüber.
    Sie kann doch unmöglich die ganze Zeit auf mich gewartet haben, schoss es Sid durch den Kopf. Andererseits: Was hat man als Straßenmädchen schon für Termine?
    Nigel und Steve starrten ihn an. »Meint… meint die Ische etwa dich?«, stammelte Nigel. »Ische«, so hieß bei ihm alles, was älter war als dreizehn und nicht im Stehen pinkelte.
    Sid nickte. »Ich glaube schon!« Wie umnebelt trat er auf die Straße.
    »Siiiiiiiid!« Steves verzweifelte Warnung kam zu spät. Zusammen mit dem Geräusch von quietschenden Reifen drang sie erst mit tödlicher Verzögerung zu ihm durch.
    Sid wurde von etwas Hartem am Bauch getroffen und hochgeschleudert. Die Luft wurde schmerzhaft aus seiner Lunge gepresst. Dann schlug er auf dem Asphalt auf. Ein Auto fuhr davon. Braunroter Lack.
    »Hey, Sid, Mann! Bist du verletzt?«
    Nigels verschwommenes Gesicht beugte sich über ihn. Da oben. 10.00 0 Meilen entfernt. Die Augen fielen ihm zu. Seine Mutter nörgelte. »Warum haben Sie ihn nicht einfach überfahren, Morten? So dämlich, wie er ist, wird er hier sowieso nicht lange überleben!«
    Rote Haare. Knallrote Haare. Das rothaarige Mädchen. Ihre Wange ganz nah an seiner. Ein silbernes Herz baumelte vor seiner Nase.
    »Alles nicht so schlimm«, flüsterte ihr Mund. »Bleib bei mir!« Sie nahm seine Hand und drückte sie.
    In der Ferne hörte er die Sirenen des Notarztwagens. 9/11 sei Dank, dachte er. Heutzutage sind die Rettungsdienste schneller als man zwinkern kann. Er zwinkerte ihr zu. Es tat höllisch weh. Neben ihm auf der Straße lag William Burroughs.

11. Kapitel
    Oh gäbe er mir meinen Namen zurück!
Meines Namens Gedenken möge mir auf ewig verbleiben,
wo Monat nach Sandkorn und Jahr

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