Die Rueckkehr des Daemons
zutage gebracht. Bitte schenken Sie mir eine Minute. Sie werden sehen, dass ich keiner der Spinner bin, die Sie vermutlich sonst hier belästigen!«
Mit großer Geste schlug er den Bericht auf, drehte ihn um und schob ihn auf die andere Seite des Tisches. Birger Jacobsen wollte ihn genauso schnell wieder zurückschieben, aber etwas im Blick des Mannes ließ ihn zögern. Aus seinen Augen war jede Unterwürfigkeit gewichen. Sie zeigten stattdessen die Selbstsicherheit eines Mannes, der bis in die letzte Faser seines Körpers von sich überzeugt war.
Langsam stellte Birger Jacobsen seine Tasche wieder auf den Boden. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Mendoza. Mendoza. Er wusste, er hatte den Namen schon einmal gehört. Natürlich! Die Untersuchungen über die Wirkung von Folsäure… Mit geübtem Blick überflog er den Bericht. Schon nach zwanzig Seiten war ihm klar, was er hier in den Händen hielt. Plötzlich hellwach stellte er einige Verständnisfragen. Mendoza antwortete genauso, wie er gehofft hatte.
»Und nun möchten Sie endlich, dass die Welt von Ihren Ergebnissen erfährt, habe ich Recht?«, wollte Birger Jacobsen abschließend wissen. Er versuchte ihn zu provozieren. »Es geht Ihnen um Ruhm. Sie sind mediengeil, wollen ihr Foto auf jeder Titelseite sehen, richtig?«
Verächtlich schnaufte Mendoza durch die halb geöffneten Lippen. »Nichts liegt mir ferner«, presste er schließlich hervor. »Ich habe mein ganzes Leben der Forschung gewidmet. Drei Ehen sind daran zerbrochen. Mein Gehirn ist voll von Ideen! Aber das nötige Geld bekomme ich nicht zusammen.«
Er beugte sich weit über den Tisch. Für einen Moment befürchtete Birger Jacobsen ernsthaft, der Mann wolle ihm aus Rache für seine Unterstellungen in die Nase beißen. Sein Lid zuckte heftig.
»Mit dem Preisgeld kann ich die Welt verändern!«, flüsterte Mendoza heiser. »Schlagen sie mich vor!«
Birger Jacobsen rückte seinen Stuhl zur Wand. Er brauchte Abstand. »Bedaure«, sagte er achselzuckend. »Ich fürchte, ein paar Umfragen unter Kranken reichen für den Nobelpreis nicht aus!«
Professor Mendoza starrte ihn an, als habe man ihm die sichere Medaille soeben wieder aus der Hand gerissen.
»Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag!« Birger Jacobsen holte ein silbernes Zigarettenetui aus seiner Schublade und zog eine Visitenkarte daraus hervor. »Wir werden Ihnen helfen, alle Forschungen fortzuführen, die sie planen.« Mendoza wollte die Karte nehmen, aber Birger Jacobsen zog die Hand zurück. Der Argentinier griff ins Leere. Seine schwarzen Augen zeigten Verwirrung. »Allerdings müssen Sie dann den Gedanken an den Nobelpreis ein für alle Mal begraben. Überlegen Sie es sich gut. Es gibt kein Zurück!« Er hielt ihm das Kärtchen wieder unter die Nase. Wie das Leckerli für einen Hund. Beiß an, schoss es ihm durch den Kopf. Mach ein feines Fresschen!
Ohne zu zögern, nahm Mendoza die Karte entgegen. Entgeistert starrte er auf das feine Papier. »Nur eine Telefonnummer?«, fragte er verdutzt.
Während er nickte, durchsuchte Birger Jacobsen die Innentasche seines Jacketts. Den Flakon mit dem Eselskopf. Auch im kommenden Jahr würde Raúl Mendoza wieder nicht für den Nobelpreis nominiert werden. Das Komitee würde nicht einmal von ihm erfahren. Dafür war seine Arbeit viel zu wertvoll! Es roch nach Eselsblut.
» Jo-Seth, ba’ek em ach, sechau’ek em heti «, murmelte er verschwörerisch.
Fasziniert beobachtete Birger Jacobsen, wie sein Gegenüber in eine Starre fiel. Flakon und Unterlagen zum Zellgedächtnis verschwanden in Birgers Aktentasche. Nach einer Minute flüsterte er ihm die Formel noch einmal ins Ohr.
» Jo-Seth , diese Studie vergisst du, amigo .«
Mendoza zwinkerte.
»Was wissen Sie über das Zellgedächtnis?«, fragte Birger Jacobsen.
»Zellgedächtnis?« Mendoza schüttelte verwirrt den Kopf.
21. Kapitel
NYC , Manhattan, Montag, 8. Oktober 2007
Abends waren Sids Gedanken seit seinem Erwachen aus dem Koma immer besonders düster. Je dunkler es draußen im Park wurde, desto schwärzer waren auch die Schatten in seinem Kopf. Seine Eltern gingen ihm schrecklich auf die Nerven. Caroline mit ihrer Qualmerei und ihrem sinnlosen Geplapper, Bob mit seinen endlosen Monologen über das Immobiliengeschäft. Heute war wenigstens sein Patenonkel zu Gast, das versprach Abwechslung und verschaffte ihm einen größeren Auftritt für seine Überraschung. Gründlich spülte er einen letzten Rest Farbe und abgeschnittene
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