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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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entfernte ich mich von der Bank«, erzählte Sid. »Ich weiß noch, wie ich auf Zehenspitzen durch den Sand schlich. Ein starkes Gefühl von Freiheit durchströmte mich, auch wenn ich erst drei Jahre alt war. Erst kam der Sand, dann das Wasser. Ohne zu zögern, sprang ich hinein. Ich war so wütend!«
    Isaac Marblesteen hatte aufgehört, sich Notizen zu machen. Betroffen sah er Sid an. »Und was ist dann passiert, Sid?«
    »Ein fremder Mann hat mich aus dem Atlantik gerissen und zu der Parkbank zurückgebracht. Meine Eltern hatten noch gar nicht gemerkt, dass ich weg war.« Sid seufzte tief.
    »Du musst schreckliche Angst gehabt haben!«
    »Nein.« Sid schüttelte den Kopf. »Nein. Irgendwie war das Gefühl beim Sinken schön.«

20. Kapitel
    Stockholm, 6. September 2007
    Birger Jacobsen wollte gerade nach Hause gehen, als es an seiner Bürotür klopfte. Sicher die Sekretärin, die mir mal wieder ihren dünnen Tee aufschwatzen will, vermutete er.
    »Herein!«, murmelte Birger abwesend. Mit gespielter Geschäftigkeit packte er ein paar Doktorarbeiten in seine Aktentasche.
    Die Tür wurde geöffnet, zaghaft schob sich jemand ins Zimmer. Als Birger Jacobsen aufsah, stand zu seiner Verblüffung ein Mann vor ihm. Eins sechzig klein, untersetzt, dunkles Haar, buschige dunkle Augenbrauen, schwarzer Schnurrbart, riesige, großporige Nase, an den Schläfen die ersten grauen Haare. Vermutlich irgendein Latino. Birger Jacobsen schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Zur Feier des Tages schien sich der Mann in seinen feinsten Anzug geschmissen zu haben. Der teure Stoff konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er als Bettler kam.
    »God kveld!« [3] , stammelte er auf Norwegisch. »Und entschuldigen Sie die Störung, Señor !« Er blickte sich Hilfe suchend in dem kargen Bürozimmer um. Als Birger Jacobsen ihm nur abweisend zunickte, fuhr er fort. »Mein Name ist Raúl Mendoza. Professor Mendoza. Aus Buenos Aires. Ich habe Ihnen geschrieben!«
    Birger Jacobsen versuchte sich zu erinnern. Tatsächlich war vor ein paar Tagen eine Nachricht aus Argentinien auf seinem Schreibtisch gelandet. Irgendein Mediziner hatte in knappen Worten seinen Forschungsbericht vorgestellt. Ohne ihn zu lesen, hatte er den Brief in den Papierkorb geworfen.
    Spinner wandten sich immer wieder mal eigenmächtig an das Komitee. Die meisten behaupteten empört, dass man ihre Arbeit bisher übersehen habe. Manche tobten sich auf dem Papier regelrecht aus, beschimpften jeden und alles und die ungerechte Welt im Allgemeinen. Dass jemand persönlich in Stockholm vorbeikam, war allerdings höchst ungewöhnlich. Aber der Nobelpreis war schließlich die berühmteste wissenschaftliche Auszeichnung der Welt, außerdem ging es um eine Stange Geld.
    Alfred Nobel, schwedischer Erfinder und schwerreicher Industrieller, hatte testamentarisch festgelegt, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet werden solle. Wörtlich bestimmte er, dass die Zinsen des angelegten Geldes » als Preise denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben« .
    Der Nominierungsprozess war seit 1901 derselbe geblieben. Führende Wissenschaftler des Fachgebiets konnten einen Kollegen vorschlagen. Das Komitee selbst, frühere Preisträger und die Akademie der Wissenschaften hatten ebenfalls das Recht dazu. Wichtig war auch, dass der Vorgeschlagene noch lebte. Birger Jacobsen grinste in sich hinein. Wenigstens dieses eine Kriterium erfüllte der Bettler.
    »Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause«, knurrte Birger Jacobsen unfreundlich. Er spürte nicht die geringste Lust, dem fremden Mann seinen Feierabend zu opfern. Eigentlich wollte er sich im Zita einen Film von…
    Es klopfte erneut. Fröhlich ihre Kanne schwenkend, kam seine Sekretärin herein.
    »Noch eine Tasse Tee, Birger?«, fragte sie lächelnd.
    »Ich nehme eine!«, antwortete Señor Mendoza an seiner Stelle. Er nutzte die Gunst des Augenblicks und nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Während die Sekretärin summend zwei Tassen füllte, zog er einen großen Umschlag aus seinem Rollkoffer.
    Birger Jacobsens Augenlid begann zu zucken. Der hier war hartnäckig. Und unverschämt frech. Er würde ihm die passende Antwort geben, sobald die Sekretärin aus dem Raum war!
    »Wie ich Ihnen bereits geschrieben habe, geht es um das Zellgedächtnis«, begann Mendoza. »Rein medizinisch nicht nachweisbar, aber meine Umfragen unter siebzig Transplantationspatienten haben Erstaunliches

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