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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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schwarzen Schnurrbart herab. Der gelbliche Fleck auf der schmierigen Schürze wurde größer und größer. Birger Jacobsen verspürte nicht die geringste Lust, ihm seine Formel ins Ohr zu pusten. Sollten ihn doch seine Landsleute pflegen, bis er wieder zur Besinnung kam. Die chinesische Medizin konnte ja angeblich Wunderdinge vollbringen.
    Die beiden hatten einen kleinen Vorsprung, nichts, was ihn beunruhigen konnte. Er hatte bewiesen, dass er schlau genug war, die nächsten Schritte des sa vorauszuahnen. Er würde ihn jederzeit und überall wiederfinden. Eilig schob sich Birger Jacobsen an dem Herd vorbei, um den Imbiss zu verlassen.
    Aus einem bauchigen Topf drang ein penetranter Geruch in seine Nase. Brodelnd quoll eine gelbliche Flüssigkeit unter dem klappernden Deckel hervor. Zischend verdampfte sie in der Gasflamme. Ihm wurde augenblicklich übel. Irgendetwas drängte ihn dazu nachzusehen, was in dem Topf war. Schnell umwickelte er seine rechte Hand mit einem alten Küchenhandtuch und hob den emaillierten Deckel an. Durch den Stoff hindurch verbrannte er sich die Finger. Als er die Hand reflexartig zurückzog, rutschte das verfluchte Ding herunter. Scheppernd fiel es auf die Fliesen und blieb neben dem verzerrten Gesicht des Chinesen liegen. Blubbernd schwappte ein Stück Fleisch an die Oberfläche. Er brauchte einen Moment, um die Umrisse klar erkennen zu können. In dem Topf garte ein ausgewachsener Hund!
    Würgend drückte sich Birger Jacobsen die Hand vor Mund und Nase. Schweiß brach ihm aus jeder Pore. Man war ihm auf der Spur! Er musste hier raus! Kurz bevor er die Hintertür erreicht hatte, begann es an seiner Brust zu vibrieren. Sein Handy, das rote, dessen Nummer nur Tanaffus kannte, klingelte. Ausgerechnet jetzt! Er kam nicht darum herum zu antworten. Mit der freien Hand fummelte er das Ding aus seinem Jackett. Nur mit dem Daumen tippte Birger Jacobsen die Geheimnummer ein. Ein durchdringender Schmerz durchzuckte ihn. Die Brandblasen waren kurz vorm Platzen. Verzweifelt warf er sich mit der Schulter gegen die Tür mit den chinesischen Zeichen. Sie bewegte sich keinen Zentimeter.
    »Guten Tag«, meldete sich der Rüde.
    Birger Jacobsen japste ein kurzes »Ja«.
    Der ekelerregend süße Geruch des Hundes hinderte ihn daran, Tanaffus respektvoller zu begrüßen. Irgendwie schaffte er es, mit seinem Ellenbogen die Klinke herunterzudrücken. Quietschend schwang die Tür auf. Benommen stolperte er in den Hinterhof, durch den er gekommen war. Mit dem Telefon am Ohr saugte er gierig die abgasgeschwängerte Großstadtluft in sich hinein.
    »Ich habe dir schon von meiner kleinen Maus erzählt, oder?«, schnarrte Tanaffus.
    Birger Jacobsen nickte matt. Gegen die Übelkeit ankämpfend würgte er ein zweites »Ja« hervor.
    Wenn Tanaffus sich über die Wortkargheit seines Gesprächspartners wunderte, ließ er es sich nicht anmerken. »Sie hat mir ins Ohr gepiepst, dass du ein guter Wesir bist und dem sa keinen Augenblick von der Seite weichst. Ist das richtig?«
    Birger Jacobsen sah flehend zum Himmel. Die Bilder um ihn herum verschwammen. Niemand käme auf die Idee, dass man hier in der amerikanischsten Stadt der Welt war. Überall lachten ihm chinesische Zeichen wie zum Hohn entgegen. Fremdes Stimmengewirr drang an sein Ohr. Ein leichter Wind blähte unzählige Wäschestücke auf, den beißenden Gestank von gekochtem Hund konnte er nicht aus seiner Nase vertreiben. Aber der Rüde durfte von seinem Zustand nichts merken. Immer hellwach zu sein war die Hauptaufgabe eines Wesirs. Er riss sich zusammen.
    »Eure Maus hat Recht, Herr!«, antwortete er mit fester Stimme. Sofort kniff er wieder seine Nasenflügel zusammen, bis die Schleimhäute zwischen seinen Fingerkuppen pulsierten.
    »Brav!«, antwortete Tanaffus kalt. »Der sa darf unter keinen Umständen den Laden von Faux betreten.« Birger Jacobsen fühlte sich wie von einer Abrissbirne getroffen. Der Geruch, der Anruf, es war alles zu viel.
    »Natürlich nicht!«, presste er hervor. »Ihr könnt Euch auf mich verlassen!«
    Das Klicken in der Leitung verschaffte ihm diesmal keine Erleichterung. Erschöpft stolperte er zu einem verbeulten Blechmülleimer. Mit einem einzigen großen Schwall erbrach er sich in den finsteren, stinkenden Schlund.

42. Kapitel
    NYC , Bronx, 9. Oktober 2007, 22 Uhr 30
    »Glaubst du nicht, deine Eltern werden dich vermissen?« Rascal lotste Sid durch den schäbigen Ausgang einer Subway-Station in der South Bronx. Plakate waren

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