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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Plastikdecke.
    Rascal griff danach und drehte ihn in ihren Händen.
    »Unser lieber George ist drauf«, stellte sie fest. »Aber der Rest sieht völlig anders aus als eine normale Dollarnote. Auf der Rückseite fehlt die Pyramide. Stattdessen zeigt sie zwei gekreuzte Balken!«
    Sid ließ sich den Geldschein geben und überprüfte die Jahreszahl. »1875. Damals muss er druckfrisch gewesen sein.«
    Rascal sah ihn durchdringend an. »Hast du jetzt die Kraft, dir das Buch vorzunehmen?«
    Zögernd wickelte Sid das Notizbuch aus dem Papier. Er wusste, was Rascal meinte. Eben im Tempel hatte er es einfach nicht geschafft, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Schon der Brief hatte ihm viel zu viel Angst eingejagt. Vielleicht enthielt dieses Buch Dinge, die er lieber nicht wissen wollte.
    Er spürte ihre Finger auf seinem Handrücken. »Komm schon. Wenn alles wirklich so schlimm ist, wie du erzählst, ist es nur gut, wenn du endlich weißt, woran du bist!«
    Rascal hatte Recht. In einem Anflug von Entschlossenheit zog er beherzt den Lederriemen aus der Schlaufe, mit der die Kladde verschlossen war. Er holte tief Luft und klappte sie auf. Geschockt stieß er das Buch von sich. »Ich fasse es nicht!«, murmelte er. Die ersten Blätter waren herausgerissen! Auf den übrigen Seiten stand… nichts.
    »Das kann nicht sein!« Entgeistert riss ihm Rascal das Buch aus der Hand. Wie bei einem Daumenkino sausten die Seiten durch ihre Finger. Außer den vorgedruckten dünnen Linien waren sie leer. »Offensichtlich kann dein Kult nicht nur Menschen manipulieren , wie Nagy geschrieben hat. Sie haben auch die Macht, Blätter aus Büchern verschwinden zu lassen, die seit einhundertdreißig Jahren in Packpapier eingewickelt sind!«
    Sid spürte Wut in sich aufsteigen. »Nenn diese Spinner nicht meinen Kult , kapiert!« Gereizt haute er mit der Faust auf den Tisch. Das Körbchen mit den Dim Sum machte einen Satz. »Außerdem glaube ich sowieso nicht, dass dieser Quatsch etwas mit mir zu tun hat! Das ist doch alles nur Mist, den sich ein durchgeknallter Journalist ausgedacht hat, um seinen Kumpel zu verarschen!«
    Er legte beide Hände an die Stirn und starrte das braune Leder an. Die ganze Aufregung war umsonst gewesen.
    Von hinten näherte sich der Kellner. »Darf’s noch etwas sein, Sir?«
    »Lass uns in Ruhe!«, polterte Sid los. Nur im Unterbewusstsein wunderte er sich über die roten Haare auf dem Rücken seiner Hand, die einen kleinen Teller auf ihrem Tisch abstellte. Als er sich umdrehte, war der Mann schon wieder in der Küche verschwunden.
    »Reiß dich zusammen!«, beschwerte sich Rascal. »Der arme Kerl weiß doch nicht, was in dir vorgeht. Außerdem hat er uns einen Glückskeks gebracht.« Sie riss die Plastikverpackung von dem Gebäck und hielt es ihm hin. »Hier. Du brauchst Glück im Moment nötiger als ich!«
    Gedankenverloren brach Sid den Keks auseinander. Wie war das noch mal? Man musste ihn bis zum letzten Krümel aufessen, dann erfüllte sich die Prophezeiung des Spruchs. Nach kurzem Zögern schob er sich endlich die erste Hälfte in den Mund. In sich versunken drückte er die sich langsam auflösende Masse mit der Zunge gegen den Gaumen. Der Geschmack war ein wenig eigenartig.
    Plötzlich sprang er auf und spuckte den klebrigen Brei auf den Boden. Ohne eine Erklärung schnappte er sich Nagys Paket, packte Rascal am Arm und stürmte mit ihr aus dem Restaurant.
    Draußen auf der Mott Street begann Rascal zu kreischen. »Sag mal, spinnst du? Ist das ein Sport von euch Reichen, arme Chinesen um ihren Lohn bringen?«
    Sid hörte nicht auf zu rennen und er ließ Rascals Arm nicht los. Diese Berührung schien sein einziger Kontakt zur realen Welt zu sein.
    »Aua! Du tust mir weh!«, beschwerte sie sich halbherzig. Ihm war es egal. Er wollte nur weg.
    Erst viele Straßen weiter, in Little Italy, fand Rascal ihre gewohnte Fassung wieder. »Stopp!«, schrie sie.
    Ein paar Fußgänger drehten sich um. Zwei junge Männer nickten sich zu und kamen auf Sid zu. Endlich blieb er stehen.
    »Pfeif deine Cowboys besser zurück«, sagte er sarkastisch. »Ich habe im Moment schon genug Probleme.« Mit zitternden Händen hielt er Rascal den Papierstreifen aus dem Keks unter die Nase. Der Spruch war mit der Hand geschrieben.
    Du gehörst uns!

41. Kapitel
    NYC , Chinatown, 9. Oktober 2007, Abend
    Der chinesische Koch lag zusammengekrümmt auf dem Küchenboden. Ein kleines Rinnsal Sabber lief ihm aus dem Mund und tropfte an seinem dünnen

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