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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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durch die Haare.
    Unbeeindruckt ging Rascal an ihm vorbei. »Bis morgen, Micky. Wenn du dann noch lebst!«
    Sid beeilte sich, ihr zu folgen. Er wollte nicht, dass mehr als ein Meter Platz zwischen ihnen war.
    »Was ist Speedball?«, wollte er wissen.
    »Eine Höllenmischung aus Kokain und Heroin. Soll angeblich schneller und besser knallen. Der astronomische Preis ist leider nicht der einzige Nachteil. River Phoenix ist daran krepiert. Und viele andere.«
    Sid nickte betroffen. Er hatte Joaquin Phoenix in Walk the line im Kino gesehen. River war vor ein paar Jahren in den Armen seines Bruders Joaquin an einer Überdosis gestorben. »Und warum… rauben dich die Junkies nicht aus?« Er dachte an die Kondompackungen im Autowrack. »Oder Schlimmeres?«
    »Weil sie sich auf mich verlassen können.«
    Sid war erstaunt. »Du hilfst ihnen?«
    »Nein. Junkies kann man nicht helfen, damit unterstützt man nur ihre Sucht. Es gibt eine Theorie, dass sich alle Süchtigen nach ihrem Kleinkindalter zurücksehnen. Mutti soll sich um alles kümmern. Indem sie sich den smack in die Venen jagen, werden sie wieder so hilflos und schutzbedürftig wie als Baby. Und solange es eine fürsorgliche Mama gibt, werden sie sich niemals ändern. Ich glaube an diese Theorie. Aber wenn jemand ernsthaft aufhören will, erkenne ich das. Dann gehen wir zusammen zu Beratungsgesprächen und so. Manchmal klappt’s. Leider werden die meisten schnell wieder rückfällig, die Dealer haben da so ihre Methoden. – So, wir sind da!«
    Rascal stoppte vor einem vierstöckigen Haus. Zackige Graffiti wickelten sich wie die Arme eines Kraken um die Fassade. Alle Fenster waren vernagelt, durch die Ritzen einiger Bretter fiel fahles Licht. Sie klopfte an den Backstein neben der Tür. » Brownstone [6] , ziemlich passend, nicht?«
    Sid schüttelte verständnislos den Kopf. »Was meinst du?«
    »Na, brownstone ist auch ein Slangwort für Heroin. Kennst du nicht den uralten Song von Guns N’ Roses?« Sie begann melodisch zu singen: » We’ve been dancing with MrBrownstone. He’s been knocking, he won’t leave me alone. I used to do a little, but the little won’t do, so little got more and more… Und so weiter und so weiter. Sagt eigentlich alles. Wir nennen diese Häuser hier übrigens shooting galeries . Aber jetzt komm, wer immer dir diesen komischen Glückskeks geschickt hat, hierher traut er sich sicher nicht!«
    Sofort verblassten die Bilder der Süchtigen in Sids Kopf. Jemand war hinter ihm her. Die Bedrohung wurde realer, es ging nicht mehr nur um eine kryptische Nachricht in seinem Zimmer. Schnell schlüpfte er an der ausgehängten Tür vorbei ins Treppenhaus. Überall lag Müll herum und der Putz bröckelte von den Wänden.
    Im obersten Stockwerk zog Rascal einen Schlüssel aus der Tasche. »Ich musste lange suchen, bis ich eine Wohnung mit funktionierendem Schloss gefunden hatte.« Rascal zündete eine Kerze an und stieß mit einer einladenden Handbewegung die Tür auf.
    Die Räume, die Sid betrat, waren äußerst karg. An den Wänden blätterte die Farbe ab, an der Decke machten sich feuchte Flecken und Schimmel breit. An der Wand kringelte sich ein Poster der Sex Pistols, vier versiffte Punks, die ihre neue Platte vorstellten: Never mind the bollocks . Bis auf einen Tisch, zwei Stühle und eine Matratze war das Zimmer leer.
    Ächzend schob Rascal eine Kommode vor die Tür. »Vorsichtsmaßnahme«, kommentierte sie lapidar. »Ich hab keine Lust, von einer vernebelten Birne aus dem Schlaf gerissen zu werden.« Sie entzündete die Kerzenstummel, die überall herumstanden. Nach und nach wurde es heller.
    Kerzen!, dachte Sid. Seine Eltern benutzten nicht mal an Weihnachten welche, aus der übertriebenen Angst vor einem Brand, dabei schafften sie es selbst hier eine unvergleichliche Gemütlichkeit zu erzeugen.
    Rascal ließ sich auf ihr Lager fallen, sicher die einzige saubere Bettwäsche im ganzen Häuserblock wie Sid vermutete.
    »Lass uns das Positive sehen«, beschloss sie. »Jetzt hast du wenigstens die Gewissheit, dass du nicht verrückt bist. Jemand verfolgt dich.«
    Sid setzte sich neben sie und zog Brief und Buch aus der Tasche. Rascals Nähe tat ihm gut.
    »Das Paket war nicht abgestempelt«, dachte er laut nach. »Nagy hat es also wahrscheinlich nicht bis zur Post geschafft. Aber warum wollte er ein leeres Notizbuch verschicken? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Rascal lehnte sich zurück. »Hmmm. Was würdest du tun, wenn du weißt, dass dir

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