Die Rueckkehr des Daemons
geneigt: 5 1 Grad, 5 0 Minuten und 3 5 Sekunden. Verkleidet mit poliertem Kalkstein aus Tura sollte er Setepenseths Triumph über seinen Widersacher symbolisieren. Durch die geschickte Überlappung der Platten konnte Mendoza die fünf Türen, die von jeder Seite abgingen, erst sehen, als er direkt davorstand. Birger stoppte vor der zweiten, einer wuchtigen Pforte, aus einem einzigen Stück pechschwarzem Ebenholz gehauen. Auf Höhe der Augen war der Kopf eines Wildhunds aus Bronze angebracht, mit einem goldenen Ring durch die gebleckten Zähne. Diese Kammer war ihnen zugeteilt worden.
Er räusperte sich, so hatte es damals auch sein Mentor bei seiner Einführung in den Kult gemacht. Dann schlug er mit dem Ring fünfmal gegen das Holz und öffnete langsam die schwere Tür. Die Scharniere antworteten mit einem widerwilligen Quietschen.
Beim Anblick der niedrigen Felsenkammer begann Raúl Mendoza am ganzen Körper zu zittern. Im Bruchteil einer Sekunde schien sein Verstand zu realisieren, dass der zernarbte Norweger die Wahrheit gesagt hatte: Es war für jede Umkehr zu spät. Er hatte die Büchse der Pandora geöffnet und was ihm daraus entgegenschielte, reichte aus, um gestandene Männer in die Knie zu zwingen.
Fünf Fackeln, im Halbkreis angeordnet, tauchten den Raum in blutrotes Licht. Ihre Rauchfäden malten wie die Pinsel der Hölle Rußflecken an die rohe Decke.
In die Mitte der Höhle war ein unbehauener Findling gewälzt, mit einem Durchmesser von vier Königsellen, rund zwei Meter zehn. Kalt und unvergänglich strahlte der Stein ein Gefühl von Ewigkeit aus.
Als ihnen ein bedrohlicher Schatten entgegensprang, begann Mendoza zu schniefen. Auf einem schmalen Stuhl, der durch die Armlehnen und das hoch aufragende Kopfteil wie ein Thron wirkte, erwartete sie eine gesichtslose Gestalt. Ihre Umrisse waren im Dämmerlicht nur zu erahnen.
»Seid ihr durch den Stein gegangen?«, zischte eine Männerstimme.
Birger Jacobsen antwortete, wie er es schon ein paar Dutzend Male vorher getan hatte. »Das vermag nur Setepenseth, denn groß ist seine Macht und sein Herz hat fünf Kammern. Ich bin klein und benutzte das Tor.«
Die Gestalt kam ihnen entgegen, ein Mann in einer bodenlangen, braunroten Robe nach Art einer Mönchskutte. Sein Gesicht war unter der tiefen Kapuze verborgen. Drei Fetzen Fell schnürten ihm den Oberarm ein, das Zeichen der neb .
Birger Jacobsen setzte sich nun an seiner Stelle auf den Thron, die Füße eng zusammen, die Hände unter dem Kinn gefaltet, und versuchte sich zu entspannen. Der Professor musste langsam an das Entgegennehmen von Befehlen gewöhnt werden. Das Zuckerbrot hatte ihm geschmeckt, jetzt kam die Peitsche. Keine Arbeit, mit der sich ein Wesir die Hände schmutzig machen würde, dafür waren die niederen Ränge zuständig. Birger lehnte sich zurück und versuchte das Schauspiel zu genießen.
»Ausziehen!«, bellte der neb .
Mendoza wirkte wie aus dem Tiefschlaf gerissen. Seine Augen blickten Hilfe suchend zu seinem Mentor. »Was meinen Sie?«
»Du sollst dich ausziehen! Du bist ein Nichts, ein Niemand vor Setepenseth. Deshalb redest du mich mir Ihr an, verstanden?«
»Aber ich…«
Birger Jacobsen funkelte ihn böse an.
» Chai-Sechem, chau em schut, wenemu e si «, zischte der neb verächtlich, und die Macht erschien.
Hunderte von Ameisen regneten aus dem Nichts auf den Argentinier herab. Eine nach der anderen verschwanden sie in seiner Kleidung und verbissen sich in der warmen Haut. In wilder Panik begann der Mann mit der flachen Hand auf seine Arme und Beine einzuschlagen.
»Noch sind sie an der Körperoberfläche«, mahnte der neb . »Aber du kannst sicher sein, dass sie einen Weg finden werden, um…«
»Hören Sie… hört auf!«, brüllte Mendoza flehend. »Ich tue ja alles, was Ihr verlangt!«
Hastig riss er sich den grauen Anzug und das Oberhemd von seinem überdimensionalen Bauch herunter. Auf einen Wink hin stopfte er Stück für Stück in einen geflochtenen Korb.
Der neb schickte die Insekten in die Wüste zurück. Es war ein Taschenspielertrick, nur wirksam mithilfe der Fantasie des Neulings. Die wirklich nützlichen Formeln lernten erst die Wesire.
Mit Genugtuung las Birger Jacobsen die Demütigung von jeder Körperfalte des Dicken ab. So war der Mensch. Mehr Schein als Sein. Mit teuren Stoffen konnte man vieles kaschieren und Würde vorgaukeln, am Ende schlugen doch nur Haut, Knochen und Fettgewebe zu Buche.
»Alles! Die Unterwäsche auch!«
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