Die Rueckkehr des Daemons
an wie ein seltsames Tier im Brooklyn Zoo. »Aber es stimmt! Du musst mir glauben!«, wiederholte er verzweifelt. »Wir müssen sie aufhalten!«
Sid schossen Tränen der Verzweiflung in die Augen. Wie durch einen Schleier hindurch bekam er mit, wie sich sein Patenonkel neben ihn setzte. Als er seine Hand an der Schulter spürte, warf er sich in seine Arme und heulte los. Es fühlte sich gut an, in Sicherheit zu sein.
»Bei dem Unfall ist irgendwas mit mir passiert«, presste er hervor. »Oder im Krankenhaus. Vielleicht hat sich jemand auf die Intensivstation geschlichen und an meinen Geräten herumgefummelt!« Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Dankbar nahm er das Taschentuch an, das ihm sein Patenonkel hinhielt.
Theodorakis sah ihn nachdenklich an. »Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sich jemand am Pförtner und der Nachtschwester vorbeigeschlichen haben könnte… Wozu auch? Was sollte jemand von dir wollen?«
Sid ließ die Schultern hängen. In seinem Kopf drehte sich alles. Nach und nach setzte sich aus diesen Bausteinen ein finsteres Puzzle zusammen.
»Meinst du wirklich, Isaac Marblesteen hat etwas damit zu tun?«, fragte Theodorakis. »Er genießt in Fachkreisen so einen hervorragenden Ruf.«
Sid sah den Psychiater vor sich mit seiner grauen Löwenmähne, seinem feinen Humor, seinem Verständnis und den eleganten Anzügen. Alles nur Maskerade. Dahinter verbarg sich ein eiskalter, berechnender Mensch, der über Leichen ging. Ihm wurde übel, wenn er daran dachte, wie Marblesteen sein Vertrauen ausgenutzt und ihn in Hypnose versetzt hatte. Was hatte er dem Kerl alles erzählt?
»Ja«, antwortete er matt. »Es gibt keinen Zweifel. Ich habe ihn auf einem Foto erkannt. Ihm fehlte der rechte Schneidezahn. Die Priester des Kults schlagen ihn den neuen Mysten bei ihrer Aufnahme aus und hinterlegen ihn bei Seth, dem Gott des Chaos und Verderbens.«
»So ein verdammter…«, murmelte Theodorakis.
Die Türglocke ging. Es war nicht das übliche Schrillen, das einen wie ein Faustschlag im Magen traf. Das Geräusch hörte sich eher wie ein alter, asiatischer Gong an. Trotzdem zuckte Sid zusammen.
»Mach nicht auf!«, schrie er. Er ärgerte sich über seine eigene Hysterie, aber sein Körper sagte ihm einfach, dass er auf der Hut sein musste.
Theodorakis stand auf. »Auf dem Bildschirm meiner Türkamera kann ich sehen, wer es ist. Sollte Marblesteen im Hausgang stehen, muss er draußen bleiben. Okay?«
Sid nickte müde. Gerne ließ er sich die Entscheidung aus der Hand nehmen. In den letzten Tagen hatte er so viel erlebt, dass er jetzt froh war, einen Beschützer zu haben. Als Theodorakis im Flur verschwand, presste sich Sid die Fäuste auf den Mund. Wie von allein gruben sich seine Zähne in den Daumen. Schmerz fühlte er nicht. Er versuchte die Geräusche vor der Tür wahrzunehmen, aber er konnte sich nicht konzentrieren und hörte nur undeutliches Gemurmel.
»Wo ist mein Junge?«, kreischte plötzlich jemand im Flur. Caroline Martins stürzte ins Wohnzimmer. Bei Sids Anblick prallte sie wie von einer unsichtbaren Wand zurück. »Wer hat dich so zugerichtet, Darling? Du siehst aus wie dein eigener Leichnam!«
Seine Mutter hatte schon immer einen Hang zum Dramatischen gehabt, aber diesmal konnte sich Sid nicht darüber amüsieren.
»Es… es ist so viel passiert, Mum«, stammelte er müde. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit nannte er sie so. Mum. Er war einfach froh sie zu sehen. Aber wie kam sie hierher? Er war doch die ganze Zeit mit Theodorakis zusammen gewesen. Langsam dämmerte es ihm. Die Kamera! Deshalb hatte sein Patenonkel so lange gebraucht, um die Tür zu öffnen. Nach dem ersten Klingeln hatte er ihn auf dem Bildschirm gesehen und schnell seine Eltern angerufen. Sid war zu aufgeregt gewesen, um seine Stimme durch die Wände zu hören. Was für ein Glück! Die Anwesenheit seiner Eltern gab ihm etwas Sicherheit zurück.
»Ein Kult ist hinter mir her, Mum. Sie haben etwas mit mir vor und jagen mich durch die ganze Stadt. Überall beobachten sie mich. Wo ich auch hingehe, sie sind schon da. Doktor Marblesteen gehört zu ihnen und ein Professor vom Brooklyn Museum auch! Im Krankenhaus haben sie versucht mich umzubringen!«
Bob Martins erschien mit Theodorakis im Türrahmen. Die beiden Freunde sahen Sid aus traurigen Augen besorgt an.
»Mein Gott, Sid, das ist ja schrecklich!«
Bob setzte sich links neben ihn auf die Couch, Caroline auf die andere Seite.
Fast wie eine
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