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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Angst. Er schulterte den Sack und wühlte sich zu Rascal durch, die nun wieder wie verzaubert tanzte.
    »Lass uns gehen!«, schrie er ihr ins Ohr. »Dein Freund ist ja wohl nicht da.«
    Rascal schüttelte den Kopf. »Doch, er ist da, aber ich kann ihn im Moment nicht stören. Er singt gerade!«
    Sid stockte der Atem. Dieser abgehalfterte Mops war der Mann, auf den er seine Hoffnung setzte?
    Drei Songs später gönnte sich Der Verbotentrio eine kleine Kunstpause. Rascal, Sid und der fuchshaarige Sänger lehnten an einer Bar aus leeren Budwiserkisten mit einem schimmeligen Brett darüber. Sid nuckelte an einem Wasser. Rascals Bekannter verlangte einen dreistöckigen Schnaps und zwei Bier: »Older bud wiser«, kicherte er in sich hinein. Sein Schweißgestank raubte Sid fast die Besinnung. Nachdem er den Schnaps mit einem Zug hinuntergestürzt hatte, leckte sich der Sänger das Blut vom Ellenbogen.
    »Du biss also Sid und brauchs meine Hilfe bei eim klein, niedlichn Tresooor«, nuschelte er schmatzend. Sid nickte unangenehm berührt, die Sache gefiel ihm nicht. »Ich bin Jurgen, der Kaizer. Meine grose Liebe sin der Punkrock un die deutsche Sprache. Ham sogar ma ’ne echte Single rausgebracht, ’n halber Hit im Underground. Hieß Fuhrerbunker !«
    Sid vergaß alle Vorsicht, wutentbrannt stieß er sich vom Tresen ab. »Mit Nazikram will ich nichts zu tun haben, okay! So was kotzt mich an!«
    Jurgen kicherte still in sich hinein. Sid hätte ihm am liebsten eine verpasst, aber Rascal hielt ihn zurück.
    »Ich kann’s nicht glauben, dass du solche Leute zu deinen Freunden zählst!«, schnaubte er enttäuscht.
    Rascal versuchte ihn zu beruhigen. »Es ist nicht so, wie du denkst. Deutsch singen und die seltsamen Liedtitel, das ist eben Jurgens spezieller Humor – wie eine Band mit vier Leuten Trio zu nennen.« Sie blickte ihm tief in die Augen. Diesem Blau hätte er alles versprochen. »Na, kapiert? Außerdem heißt Jurgen mit richtigem Namen Samuel Rosenblatt. Er ist Jude, wenn dich das beruhigt.«
    Jurgen zupfte an Sids Ärmel. »Also, wos jez der Tresooor?« Dann kippte sein Kopf vornüber auf den Tresen und er begann zu schnarchen.
    »Okay, ich glaube dir ja, dass er sein Handwerk versteht. Aber es darf uns niemand erwischen, schließlich geht es hier um mein Leben. Wir verschieben den Einbruch, bis der Typ wieder nüchtern ist, abgemacht?«
    Rascal lachte. »Das wird nicht passieren. Und für seine Verhältnisse ist Jurgen gerade ziemlich nüchtern.«
    Sie gab einem Mann mit schwerem Nasenring und dichtem Backenbart ein Zeichen. »Hamster, bring mir noch so einen Schnaps. Und Jurgens Mantel, bitte!«
    Als Jurgen das Glas leer genuckelt hatte, warf ihm Rascal seinen speckigen Trenchcoat über. Kurze Zeit später tauchten die drei in den Straßenschluchten der Stadt ab.

71. Kapitel
    NYC , Manhattan, 11. Oktober 2007, nachts
    Der Indianer blickte mit starren Augen auf Birger Jacobsen herab. Das Relief zierte den Eingang des Dakota, 1 West 72nd Street, nahe dem Central Park. Gedächtnistraining: Das erste Luxus-Apartmenthaus New Yorks entstand von 1880 bis 1884 inmitten ärmlicher Hütten und Viehweiden. Damals lag es noch so weit vor den Toren der Stadt, dass man witzelte, es wäre schon fast in Dakota, daher der Name. Den Auftrag gab Edward S. Clark, der Erbe des Singer-Nähmaschinen-Vermögens. In seinen fünfundsechzig Luxussuiten hatten schon Judy Garland, Lauren Bacall, Roberta Flack, Kim Basinger und Leonard Bernstein gelebt. Boris Karloff, der Gruselschauspieler, den er schon so oft im Zita -Programmkino bewundert hatte, ging noch immer als Geist umher – so die Legende.
    Birger Jacobsen schauderte beim Anblick des Indianers. Diese stechenden Augen, fast wie bei dem Falken. Schnell nahm er einen Schluck Kaffee aus seinem Pappbecher. Stundenlang war er in eine Starre verfallen. Eine panische Starre. Als er endlich wieder das volle Bewusstsein erlangt hatte, war der Platz auf dem Fensterbrett leer gewesen. Und die Wohnung des Mädchens auch. Der Kleiderhaufen auf dem Boden neben der Matratze war geschrumpft, sie wollten untertauchen, so viel war ihm klar. Irgendetwas hatten die Kids herausgefunden. Ihn schauderte bei dem Gedanken an den Falken. Seine Handlungsunfähigkeit machte ihn schier rasend. Ein einfacher Vogel! Ein Vogel mit Macht über seinen Körper. Wie Tanaffus.
    Nicht mehr lange und er würde beide überwinden.
    Nichts von dem, was im Nachbarapartment gesprochen worden war, hatte er verstehen können.

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