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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Jetzt trieb ihn nur eine Ahnung vorwärts durch die dunklen Schluchten der Häuser.
    Birger Jacobsen eilte die 72nd Street Richtung Osten, von hier aus hat er den ganzen Central Park West im Auge, zumindest den wichtigsten Abschnitt.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war der Teil des Parks, in dem an den berühmtesten Bewohner des Dakota erinnert wurde, seine trauernde Witwe wohnte noch heute dort: John Lennon. Die strawberry fields , das Denkmal, das ihm Yoko Ono hier anlegt hatte, waren auch in dieser Nacht von Fans aus aller Welt umlagert. Bei flackerndem Kerzenlicht schlug eine quengelnde Gitarre die ersten Takte von Imagine an, Lennons Hymne gegen Krieg und Unmenschlichkeit. Nach und nach stimmten die Menschen mit ein.
    Nicht auszudenken, was ein Mann wie Lennon mit seinem Einfluss für den Kult bedeutet hätte. Tanaffus war schon so dicht an ihm dran gewesen. Leider hatte der gute John doch dann kein Interesse gehabt.
    Birger Jacobsen äffte ihn mit wimmernder Stimme nach: » Imagine all the people… « So ein bekloppter Text! Frieden in der Welt! Lennon war immer ein weltfremder Träumer gewesen.
    Johns Wissen um den Kult war zu tief gewesen, Tanaffus hatte sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Einer seiner wenigen Fehler. Noch ein Fehler… Dank feinem Kümmelgeruch wurde ein Mann rekrutiert, der die Drecksarbeit erledigte. Es war Birgers erster großer Auftrag gewesen.
    Die erste Zeile des Artikels in der New York Times vom 9.Dezember 1980 hatte sich tief in Birger Jacobsens Bewusstsein gebrannt.
    John Lennon, one of the four Beatles was shot and killed last night while entering the apartment building where he lived, the Dakota, on Manhattan’s Upper West Side.
A suspect was seized at the scene. [8]
    Der Verdächtige hatte vor dem Gebäude ausgeharrt und sich widerstandslos festnehmen lassen. Bei anschließenden Untersuchungen fanden die Ärzte eine hohe Dosis Glutithimide in seinem Blut, wie sie auch in der psychoaktiven Droge Methaqualon enthalten waren. Die Verurteilung erfolgte trotzdem, bis heute saß der Mann in Haft und galt als Irrer. Perfekt.

Einer Laune folgend zog Birger Jacobsen seinen Kugelschreiber aus der Tasche und kritzelte »Für John« auf seinen Kaffeebecher. Lachend hielt er sich den Becher an den Hintern und furzte knatternd hinein. Mit einem gezielten Wurf landete der Gruß auf den strawberry fields .
    Bis zum 145 Central Park West kicherte er kindisch vor sich hin. Ein bisschen Spaß konnte nicht schaden. Beim Anblick des Hauses wurde er schlagartig wieder ernst. Das doppeltürmige Apartmenthaus San Remo, 1929–31 nach Entwürfen von Emery Roth gebaut, eine der begehrtesten Adressen ganz Manhattans. Die Luxuswohnung im rechten Turm, Blick auf den Park, hatte ihm Theodorakis in seinem Dossier beschrieben. Im Kopf ging Birger Jacobsen noch einmal ihren Grundriss durch. Viele Gelegenheiten, den sa aufzuspüren, gab es sicher nicht mehr. Er durfte die Sache nicht wieder verbocken.
    Aus sicherer Entfernung taxierte er die Lage. Ein kleiner Mann und eine teuer gekleidete blonde Frau gingen durch die Eingangshalle. Als das Pärchen im Aufzug verschwunden war, überquerte Birger die Straße und ging geradewegs auf das San Remo zu. Ein Wachmann telefonierte hektisch, zwei andere nestelten unschlüssig an ihren Pistolenhalftern herum. Nichts gegen seine Waffen. Er griff in seine Jackentasche, bis er die beiden Flakons ertastet hatte.
    Birger Jacobsen schwankte: Tod oder Lähmung?

72. Kapitel
    NYC , Manhattan, 11. Oktober 2007, nachts
    Schon in der U-Bahn waren sie die ganze Zeit angestarrt worden, vor dem Empfangsschalter des San Remo stellte sich ihnen einer der Wachmänner in den Weg. Demonstrativ öffnete der Mann das Halfter seiner Dienstpistole. Sid konnte es ihm nicht verdenken: ein verdreckter Junge, dessen Haare aussahen, als wäre er unter einen Rasenmäher gekommen, ein abgerissenes rothaariges Punkgirl und ein halb nackter, stinkbesoffener Schwabbel waren nicht gerade das übliche Publikum des noblen Hauses. Erst als ein zweiter Nachtwächter hinzukam, erkannten sie Sid. Irritiert ließen sie die drei passieren. Als der Aufzug gerade losfahren wollte, stiegen noch zwei Personen ein. Ein kleiner Mann im cremefarbenen Anzug hielt seinen Lackschuh in die Lichtschranke, eine ganz in Weiß gekleidete blonde Frau folgte ihm. Sid und die beiden grüßten sich. Amüsiert bemerkte er, wie Rascal rot anlief. Seine Welt war ihr offenbar ebenso fremd wie die Bronx für ihn.
    »Ich

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