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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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durch die Luft sausen. »Ein kurzer Schnitt und die Erinnerung an dich ist keinen heißen Furz mehr wert!« Der Mann grinste schief. »Aber andere werden sich um dich kümmern. Ich bin nur ein kleines Rad im Getriebe.« Er packte Rascal am Arm. »Vorwärts! Ins Badezimmer mit euch!«
    Sid wurde grob nach vorne gerissen. Er versuchte sich loszumachen, aber der Rothaarige legte Rascal die Klinge an den Hals. »Mach keine Mätzchen, mein Junge, sonst muss deine kleine Freundin sofort dran glauben!«
    Widerwillig ließ sich Sid in den Flur treiben. Der Mann war einfach abstoßend. Dazu strömte er einen ekelhaften Geruch nach Kümmel aus.
    »Rein da!«, befahl er und schubste Rascal hinter Sid her in das Gästebadezimmer. »Ich werde jetzt abschließen, bis der Doktor kommt und dir deine Medizin verabreicht.« Mit der freien Hand zog er ein kleines Glasfläschchen aus seiner Jacketttasche. »Du wirst sehen…«
    Mitten im Satz brach Birger Jacobsen urplötzlich ab. Aus heiterem Himmel verdrehte er die Augen und knallte vornüber auf die Fliesen. Hinter ihm stand Jurgen mit einem Bügeleisen in der Hand.
    »So ’ne feine Wohnung, un dann gibs nur ’n Eimer sum Pissen!«, murmelte er. »Gut, dass deine Mudder in der Kammer wenichstens ’n paar Nahkampfwaffen aufbewaat!«
    Sid atmete tief durch. »Ich danke dir, Jurgen«, seufzte er. »Es war doch gut, dass wir dich mitgenommen haben!« Es zuckte ihn im Fuß, dem bewusstlosen Einbrecher einen schmerzhaften Tritt in die Seite zu geben. Stattdessen stieg er über ihn hinweg in den Flur zurück und eilte ins Wohnzimmer. Der Tresor stand sperrangelweit auf! Hastig kramte er sich durch die Papiere, sein Pass war irgendwo hier drin, das wusste er genau.
    »Sid, wir haben keine Zeit mehr«, drängelte Rascal.
    Sid nickte, seine Eltern mussten jeden Augenblick hier sein. Er hielt seinen Rucksack unter den Tresor und wischte den gesamten Inhalt hinein. Dann schnappte er sich den Seesack und sie rannten aus der Wohnung.
    »Jetzt wissen sie vermutlich, was du vorhast«, sagte Rascal nach langem, erschöpftem Schweigen in der U-Bahn. »Den Pass braucht man nur, wenn man das Land verlassen will. Wir müssen unseren Plan umschmeißen, die New Yorker Flughäfen sind zu unsicher.«
    Jurgen zog ein überstehendes Blatt aus dem offenen Rucksack und studierte Bobs Unterschrift. »Ich schreib dir was, Kumpel«, murmelte er. »Damit sie dich auch fliegen lassn!«
    Am Port Authority Busterminal drückte Jurgen den beiden einige Stunden später ein Schreiben in die Hand, das ihnen den Flug ins Ausland erlaubte. Unterschrieben von Sids Vater. Er küsste sie zum Abschied kräftig auf den Mund. »Macht nix, wass ich nich auch tun würde.«
    Im Greyhound Richtung Kanada versuchte Sid zu schlafen, die Fahrt würde etwa acht Stunden dauern. Er bekam kein Auge zu. Die Ereignisse hatten sich überschlagen, jetzt wiederholten sich alle grausamen Einzelheiten in einer Endlosschleife in seinem Kopf. Rascal hatte ihren Wuschelkopf an seine Schulter gelehnt und starrte aus dem Fenster. Der silberne Bus donnerte wie ein poliertes Geschoss über den Interstate North, draußen flogen die Häuser vorbei, Reklametafeln und Fabrikgebäude.
    »Vor drei Monaten kannten wir uns noch gar nicht«, flüsterte Rascal und kuschelte sich an ihn.
    Falsch, dachte Sid. Eigentlich kenne ich dich immer noch nicht. Aber das macht nichts, wenn es sich so gut anfühlt.
    Das clevere Straßenmädchen war der einzige Lichtblick in seinem Leben, und jetzt flüchteten sie gemeinsam nach Kairo, der Stadt mit dem märchenhaften Namen, der nach tausendundeiner Nacht klang. Er hoffte sehr, dass sie dort herausfinden konnten, warum er der »Auserwählte« war, wie ihn sein zernarbter Verfolger genannt hatte.
    Rastlos öffnete Sid seinen Rucksack. All diese Papiere mussten für seinen Vater von besonderem Wert sein, sonst hätte er sie nicht so sorgsam weggesperrt. Viele Kaufverträge waren darunter, dazu ihre drei Pässe. Plötzlich blieben seine Augen an einem Adressstempel hängen, der ihm bekannt vorkam. Er zog das Papier aus dem Umschlag. Der Brief stammte von Panajotis Theodorakis und bestand aus mehreren Seiten.
    Sid überflog die Zeilen. Der Mann, den er einmal so geliebt hatte, berichtete von einem kleinen Nebeneffekt bei den Hormonbehandlungen und künstlichen Befruchtungen befreundeter Gynäkologen. Dass die Zahl der Zwillingsgeburten unter den Reichen der Stadt im letzten Jahrzehnt so exorbitant in die Höhe geschnellt ist,

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