Die Rückkehr des Drachen
den Schiffsanlegestellen. Ich werde Euch nicht in der Burg festhalten, aber Tar Valon verlaßt Ihr nicht eher, als bis Ihr gesund seid. Solltet Ihr versuchen, Euch in der Stadt zu verstecken, wird Euch der Hunger schließlich wieder hierher treiben, und wenn nicht, finden wir Euch schon, bevor Ihr verhungert.«
»Warum wollt Ihr mich unbedingt hierbehalten?« wollte er wissen. Er hörte im Geist Selenes Stimme. Sie wollen Euch benützen. »Warum kümmert es Euch, ob ich verhungere oder nicht? Ich kann für mich selbst sorgen.«
Die Amyrlin lachte kurz auf, doch das Lachen klang nicht sehr amüsiert. »Mit zwei Silbermark und ein paar Kupfermünzen, mein Sohn? Ihr müßtet wirklich besonders viel Glück beim Würfeln haben, wenn Ihr damit all das Essen kaufen wolltet, das Ihr in den nächsten Tagen benötigt. Wir heilen nicht die Menschen, damit dann unsere Mühe umsonst war und sie sterben, obwohl sie noch pflegebedürftig sind. Und zudem könnte es sein, daß wir Euch noch weiter behandeln müssen.«
»Noch weiter? Ihr sagtet doch, ich sei geheilt. Warum sollte ich weitere Behandlung benötigen?«
»Mein Sohn, Ihr habt diesen Dolch monatelang getragen. Ich glaube, daß wir alle Spuren davon in Euch gefunden und beseitigt haben, aber sollten wir nur die kleinste übersehen haben, könnte sich das als tödlich erweisen. Und wer weiß, welche Wirkung es haben könnte, daß Ihr ihn so lange in Eurem Besitz hattet? In einem halben Jahr oder in einem Jahr wünscht Ihr euch vielleicht, es wäre eine Aes Sedai da, die Euch wieder heilt.«
»Ihr wollt, daß ich ein Jahr lang hierbleibe?« Er sagte das ungläubig und sehr laut. Leane verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß und sah ihn scharf an, doch die Gesichtszüge der Amyrlin blieben ruhig und gelassen.
»Vielleicht nicht ganz so lang, mein Sohn. Aber lang genug jedenfalls, bis wir sicher sein können. Das wollt Ihr doch wohl auch. Würdet Ihr in einem Schiff lossegeln, wenn Ihr nicht einmal wißt, ob es dicht ist oder ob vielleicht Planken angefault sind?«
»Ich habe noch nie was mit Schiffen zu tun gehabt«, brummte Mat. Es mochte ja stimmen. Die Aes Sedai logen nie, aber es enthielt für seinen Geschmack zu viele Ungewißheiten. »Ich bin schon eine lange Zeit von zu Hause weg, Mutter. Mein Pa und meine Mutter glauben vielleicht, ich sei tot.«
»Wenn Ihr ihnen einen Brief schreiben wollt, sorge ich dafür, daß er nach Emondsfeld gebracht wird.«
Mat wartete auf weitere Äußerungen, doch die blieben aus. »Danke, Mutter.« Er brachte ein kurzes Auflachen zustande. »Ich bin ja schon einigermaßen überrascht, daß mein Pa nicht gekommen ist, um mich aufzuspüren. Er ist die Art von Vater, die das tun würde.« Er war sich nicht sicher, glaubte aber, ein ganz kurzes Zögern in der Stimme der Amyrlin zu vernehmen, bevor sie antwortete: »Er ist gekommen. Leane hat mit ihm gesprochen.«
Die Behüterin fuhr ihrerseits gleich fort: »Wir wußten zu der Zeit nicht, wo Ihr wart, Mat. Ich habe ihm das gesagt, und er reiste noch vor den schwereren Schneefällen wieder ab. Ich gab ihm etwas Gold mit, damit die Heimreise leichter würde.«
»Zweifellos wird er froh sein«, sagte die Amyrlin, »von Euch zu hören. Genau wie Eure Mutter. Gebt mir den Brief, wenn Ihr ihn fertig habt, und ich kümmere mich darum.«
Sie hatten es ihm gesagt, aber er hatte danach fragen müssen. Und Rands Pa haben sie nicht erwähnt. Vielleicht dachten sie, es sei mir gleich, und vielleicht... Seng mich, ich weiß es nicht. »Ich war mit einem Freund unterwegs, Mutter. Rand al'Thor. Erinnert Ihr euch? Wißt Ihr, ob es ihm gutgeht? Ich wette, sein Vater macht sich auch Sorgen.«
»Soweit ich weiß«, sagte die Amyrlin verbindlich, »geht es ihm gut genug, aber wer weiß das schon genau? Ich habe ihn nur einmal gesehen, zur gleichen Zeit wie Euch, in Fal Dara.« Sie wandte sich der Behüterin zu. »Vielleicht könnte er doch noch ein kleines Stück Auflauf vertragen, Leane. Und etwas für seinen Hals, wenn er soviel redet. Sorgt Ihr dafür, daß ihm etwas gebracht wird?«
Die hochgewachsene Aes Sedai ging mit einem gemurmelten: »Wie Ihr wünscht, Mutter.«
Als sich die Amyrlin wieder Mat zuwandte, lächelte sie, doch ihre Augen waren wie blaues Eis. »Es gibt Dinge, die zu gefährlich für Euch sind, um vor anderen, selbst vor Leane, darüber zu sprechen. Eine lose Zunge hat schon mehr Männer umgebracht als plötzliche Gewitterstürme.«
»Gefährlich, Mutter?« Sein Mund war
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