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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte mindestens ein Dreifachkinn und trug eine fleckenlose, weiße Schürze, aus der man die Kleider für drei Novizinnen hätte nähen können. Sie trug ihren eigenen langen Holzlöffel wie ein Szepter mit sich herum. Dieser Löffel diente nicht zum Umrühren. Er wurde dazu benützt, ihre Untergebenen zu dirigieren und derjenigen eins überzuziehen, die ihr nicht schnell genug ihren Charakter formte. Sie musterte die Braten, schnüffelte verächtlich und wandte sich stirnrunzelnd den drei Aufgenommenen zu.
    Nynaeve erwiderte Laras' Blick ohne Scheu und drehte dabei weiter den Spieß. Der Gesichtsausdruck der massigen Frau änderte sich nie. Nynaeve hatte es mit Lächeln probiert, aber das bewirkte überhaupt nichts. Mit Arbeiten aufzuhören und ganz höflich mit ihr zu sprechen hatte katastrophale Auswirkungen gezeigt. Es war schon schlimm genug, sich von den Aes Sedai herumkommandieren und herumschubsen zu lassen. Damit mußte sie fertigwerden, so sehr es sie auch wurmte, wenn sie lernen wollte, ihre Fähigkeiten auszubauen und anzuwenden. Was sie tun mußte, gefiel ihr an sich auch überhaupt nicht. Einerseits waren die Aes Sedai ja noch lange keine Schattenfreunde, bloß weil sie die Macht benutzen konnten, aber andererseits graute ihr schon vor sich selbst, da sie die gleichen Fähigkeiten besaß. Aber sie mußte dazulernen, wenn sie sich eines Tages an Moiraine rächen wollte. Ihr Haß auf Moiraine, weil sie Egwene und die anderen Emondsfelder aus ihren Leben gerissen und für ihre Zwecke mißbraucht hatte, war für sie die Hauptantriebskraft bei alledem. Aber sich von dieser Laras wie ein faules, nicht gerade intelligentes Kind behandeln zu lassen, vor dieser Frau knicksen zu müssen und Laufburschendienste zu leisten, einer Frau, die sie zu Hause mit wenigen wohlüberlegten Worten zurechtgewiesen hätte, das ließ sie schon beinahe genauso mit den Zähnen knirschen wie der Gedanke an Moiraine. Wenn ich sie vielleicht nicht ansehe... Nein! Seng mich, wenn ich vor dieser... dieser Kuh kusche!
    Laras schniefte lauter und stolzierte weg. Es war wie das Rollen eines Schiffs von einer Seite auf die andere, als sie so über die frischgeputzten grauen Kacheln watschelte.
    Elayne stand immer noch gebückt mit dem Löffel und dem Fettnapf in der Hand da und blickte ihr finster hinterher. »Wenn diese Frau mich nur noch einmal schlägt, lasse ich sie von Gareth Bryne festnehmen und... «
    »Sei ruhig«, flüsterte Egwene. Sie hörte nicht auf, die Braten zu übergießen, und sie sah Elayne dabei auch nicht an. »Sie hat Ohren wie eine...«
    Laras drehte sich um, als hätte sie tatsächlich zugehört. Ihr Stirnrunzeln nahm zu, und ihr Mund öffnete sich zur vollen Breite. Bevor jedoch ein Ton herauskam, betrat die Amyrlin die Küche mit der Kraft eines Wirbelsturms. Selbst die gestreifte Stola über ihren Schultern schien aufgeladen. Ausnahmsweise einmal war Leane nirgends zu sehen.
    Endlich, dachte Nynaeve grimmig. Sie hat es nicht gerade eilig gehabt. Aber die Amyrlin blickte gar nicht zu ihnen herüber. Die Amyrlin sagte kein Wort, gleich zu wem. Sie wischte mit der Hand über eine knochenweiß geschrubbte Tischfläche, sah ihre Finger an und verzog das Gesicht, als habe sie Schmutz entdeckt. Laras war einen Moment später an ihrer Seite und lächelte über das ganze breite Gesicht, aber der ausdruckslose Blick der Amyrlin ließ das Lächeln sofort wieder verschwinden.
    Die Amyrlin wanderte in der Küche herum. Sie sah die Frauen an, die den Maiskuchen schnitten. Sie funkelte die Frauen an, die das Gemüse putzten. Sie blickte spöttisch in die Suppenkessel und dann auf die Frauen, die darin rührten. Diese Frauen waren mit einem Mal ganz versunken in den Anblick der Suppe. Ihr finsterer Blick ließ die Mädchen beinahe rennen, die Teller und Schüsseln hinaus in den Speisesaal trugen. Unter diesem Blick huschten die Novizinnen einher wie die Mäuse vor der Katze. Als sie die Hälfte des Wegs durch die Küche zurückgelegt hatte, arbeiteten alle Frauen doppelt so schnell wie vorher. Als sie die Runde beendet hatte, war Laras die einzige, die überhaupt noch wagte, sie anzuschauen.
    Die Amyrlin blieb vor dem riesigen Bratspieß stehen, stützte die Arme auf die Hüften und sah Laras an. Sie sah sie nur einfach mit ihren ausdruckslosen, kalten und harten blauen Augen an.
    Die große Frau schluckte, und ihre Kinne wabbelten. Sie glättete nervös ihre Schürze. Die Amyrlin blinzelte nicht einmal. Laras senkte den Blick

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