Die Rückkehr des Drachen
Behüter zum Kampf aufstacheln.«
Er grollte angewidert. »Wir sind nur Reisende auf dem Weg nach Illian, Mädchen. Wie heißt du eigentlich? Wenn ich tagelang dieses Schiff mit dir teilen muß, kann ich dich nicht immer nur ›Mädchen‹ nennen.«
»Ich nenne mich Mandarb.« Er konnte sich nicht helfen und lachte schallend los. Ein erhitzter Blick aus schrägstehenden Augen traf ihn. »Ich werde dich lehren, mich auszulachen, Bauernjunge.« Ihre Stimme blieb ruhig. Gerade so eben. »In der Alten Sprache heißt Mandarb soviel wie ›Klinge‹. Das ist ein Name, der eines Jägers nach dem Horn würdig ist!«
Er beherrschte sich mühsam, als er auf den Seilpferch zwischen den Masten deutete. »Siehst du diesen schwarzen Hengst? Er heißt Mandarb.«
Der Zorn verschwand aus ihrem Blick und ihre Wangen bekamen rote Flecke. »Oh. Ich wurde bei meiner Geburt Zarine Bashere genannt, aber Zarine ist kein Name für einen Jäger. In den Legenden haben die Jäger Namen wie Rogosh Adlerauge.«
Sie wirkte aber so zerknirscht, daß er schnell sagte: »Mir gefällt der Name Zarine. Er paßt zu dir.« Sofort kehrte hitziger Zorn in ihren Blick zurück und einen Moment lang glaubte er, sie werde gleich eines ihrer Messer ziehen. »Es ist spät, Zarine. Ich will schlafen.«
Er wandte sich um und ging hinüber zur Luke, die zu den Räumen unter Deck führte. Zwischen seinen Schulterblättern prickelte es. Besatzungsmitglieder trabten immer noch deckauf und deckab, um die Ruder zu bedienen. Narr. Ein Mädchen würde mich doch nicht mit einem Messer angreifen. Nicht, wenn all diese Leute zuschauen. Oder doch? Gerade in dem Moment, als er die Luke erreichte, rief sie ihm etwas zu: »Bauernjunge! Vielleicht nenne ich mich Faile. So hat mich mein Vater genannt, als ich klein war. Das heißt: Falke.«
Er verkrampfte und verfehlte beinahe die oberste Strebe der Leiter. Zufall. Er zwang sich dazu, hinunterzusteigen, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Es muß einer sein. Der Gang unten war unbeleuchtet, aber der Mond hinter ihm schien hell genug, daß er seinen Weg fand, ohne zu stolpern. In einer der Kabinen schnarchte jemand laut. Min, warum mußt du nur solche Dinge vorhersehen?
KAPITEL
36
Tochter der Nacht
D a er keine Ahnung hatte, welche Kabine für ihn vorgesehen war, steckte er den Kopf einfach in mehrere. Sie waren unbeleuchtet, und es schliefen jeweils zwei Männer in den engen Kojen. Nur in einer befand sich lediglich Loial, der auf dem Boden zwischen den Kojen saß - er paßte gerade so eben in die Lücke - und im Licht einer an einem Eisenring aufgehängten Laterne in sein Notizbuch kritzelte. Der Ogier wollte die Ereignisse des Tages mit ihm durchsprechen, doch Perrin, dem schon der Unterkiefer schmerzte, so gewaltsam mußte er das Gähnen unterdrücken, war der Meinung, das Schiff müsse sich jetzt weit genug flußabwärts befinden, daß er in Ruhe schlafen könne. Und vielleicht träumen. Selbst wenn sie es versuchten, würden Wölfe nicht mit einem von Rudern und einer starken Strömung vorwärtsgetriebenen Schiff mithalten können.
Schließlich fand er eine fensterlose Kabine, in der sich noch niemand aufhielt, und das paßte ihm sehr. Er wollte allein sein. Der Name muß ein Zufall sein, ganz klar, dachte er beim Anzünden der an der Wand fest angebrachten Laterne. Außerdem heißt sie in Wirklichkeit ja Zarine. Aber das Mädchen mit den hohen Backenknochen und den schrägstehenden Augen war nicht, was ihn am meisten beschäftigte. Er legte seinen Bogen und die anderen Habseligkeiten auf ein enges Bett, warf seinen Umhang darüber und setzte sich auf die andere Koje, um die Stiefel auszuziehen.
Elyas Machera hatte einen Weg gefunden, um mit dem zu leben, was er war: ein Mann, der irgendwie mit den Wölfen verbunden war, und war trotzdem nicht dem Wahnsinn verfallen. Wenn er so im Geist zurückblickte, war er sicher, daß Elyas schon jahrelang so gelebt hatte, bevor sie zusammentrafen. Er will ja so sein. Jedenfalls nimmt er es hin. Doch das war keine Lösung. Perrin wollte eben nicht so leben, wollte es nicht hinnehmen. Aber wenn du das Rohmaterial hast, um ein Messer anzufertigen, dann nimmst du es und machst eben ein Messer, selbst wenn du lieber eine Axt hättest. Nein! Mein Leben ist mehr als Eisen, das man in seine Form hämmert.
Vorsichtig fühlte er mit seinem Geist hinaus, fühlte nach den Wölfen und fand - nichts. Ja, da war ein verschwommener Eindruck von Wölfen irgendwo in großer Entfernung,
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