Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Haushaltsgegenstände auf der Straße herumlagen. Der Wind packte auch sie und warf sie umher. Nichts Lebendiges rührte sich im Dorf bis auf einen halbverhungerten Hund, der das vorübergleitende Schiff nicht weiter beachtete und hinter den eingestürzten Mauern eines Gebäudes verschwand, das wohl eine Schenke gewesen war. So etwas konnte sie nicht sehen, ohne ein flaues Gefühl im Magen zu spüren, doch sie bemühte sich, die leidenschaftslose Würde zu wahren, die sie sich bei einer Aes Sedai vorstellte. Es half nicht viel.
    Jenseits des Dorfes stieg eine dicke Qualmwolke in den Himmel. Drei oder vier Meilen weiter, schätzte sie.
    Das war nicht die erste solche Qualmwolke, die sie gesehen hatte, seit der Erinin an der Grenze nach Cairhien entlanggeflossen war, und es war nicht das erste zerstörte Dorf. Wenigstens sah man diesmal keine Leichen herumliegen. Kapitän Ellisor mußte manchmal der sich verschiebenden Schlammbänke im Fluß wegen ganz nahe am Ufer Cairhiens entlangsteuern. Trotzdem hatten sie bisher keinen einzigen lebenden Menschen gesehen.
    Dorf und Rauchwolke entschwanden hinter dem Schiff, doch da kam bereits eine weitere Rauchwolke voraus in Sicht, etwas weiter vom Fluß entfernt. Der Wald wurde hier spärlicher. Eschen und Lederblattbäume und Schwarzer Holunder machten Weiden Platz und Birken und Wassereichen. Ein paar der anderen Bäume kannte sie nicht.
    Der Wind packte ihren Umhang, aber sie ließ ihn ruhig flattern. Sie spürte die kalte Reinheit der Luft, die Freiheit, die ihr die braune Kleidung verlieh anstatt der weißen, auch wenn es nicht das war, was sie eigentlich tragen wollte. Doch Kleid und Umhang waren aus feinster Wolle, gut geschnitten und gut verarbeitet.
    Ein anderer Matrose trabte an ihr vorüber und verbeugte sich dabei. Sie gelobte sich, wenigstens ein bißchen darüber in Erfahrung zu bringen, was sie arbeiteten. Es paßte ihr nicht, sich so unwissend zu fühlen. Ihren Ring der Großen Schlange an der rechten Hand zu tragen brachte ihr eine ganze Menge Verbeugungen vom Kapitän bis hinunter zu den Matrosen ein. Die meisten davon waren in Tar Valon geboren.
    Sie hatte in der Auseinandersetzung mit Nynaeve den Sieg davongetragen. Nynaeve war sicher gewesen, daß nur sie allein alt genug sei, um von den Leuten für eine Aes Sedai gehalten zu werden. Doch da hatte sie sich geirrt. Egwene gab ja zu, daß sie genau wie Elayne einige überraschte Blicke abbekommen hatte, als sie an jenem Nachmittag im Südhafen an Bord des Blauen Kranich gegangen waren. Kapitän Ellisor hatte die Augenbrauen so weit hochgezogen, daß sie seinen Haaransatz erreicht hätten, doch Haare besaß er keine mehr. Trotzdem hatte er gelächelt und sich viele Male verbeugt.
    »Eine Ehre, Aes Sedai. Drei Aes Sedai wollen auf meinem Schiff mitfahren? Das ist wirklich eine Ehre. Ich verspreche Euch eine schnelle Reise, soweit Ihr zu fahren wünscht. Und keine Schwierigkeiten mit Räubern aus Cairhien. Ich lege an dieser Seite des Flusses nicht mehr an. Es sei denn natürlich, Ihr wünscht es, Aes Sedai. Ein paar Städte auf der Seite Cairhiens werden von andoranischen Soldaten gehalten. Eine Ehre, Aes Sedai.«
    Seine Augenbrauen waren noch einmal nach oben geschossen, als sie lediglich nach einer Kabine für alle drei verlangt hatten. Nicht einmal Nynaeve hatte nachts allein bleiben wollen, wenn sie es vermeiden konnte. Jede von ihnen hätte durchaus ohne Preisaufschlag eine eigene Kabine haben können, sagte er ihnen, denn er hatte keine anderen Passagiere an Bord, die Ladung war gestaut, und falls die Aes Sedai flußabwärts zu tun hatten, würde er auch keine Stunde mehr darauf warten, daß vielleicht noch neue Passagiere auftauchten. Sie wiederholten jedoch, daß sie nur eine Kabine benützen wollten.
    Das hatte ihn überrascht und an seinem Gesichtsausdruck konnte man ablesen, daß er es nicht verstand, aber Chin Ellisor, der in Tar Valon geboren und aufgewachsen war, würde die Entscheidung einer Aes Sedai niemals in Frage stellen, wenn sie ihm ihre Absicht klargemacht hatte. Und wenn zwei von ihnen auch sehr jung wirkten - nun ja, einige Aes Sedai waren eben jung.
    Die verlassenen Ruinen verschwanden hinter Egwene. Die Rauchwolke kam näher, und sie bemerkte die Andeutung einer weiteren, die aber viel weiter vom Flußufer entfernt sein mußte. Die bewaldete Landschaft änderte sich langsam und wurde zu einer grasbewachsenen, hügeligen Ebene mit vielen kleinen Dickichten dazwischen. Die Bäume trugen

Weitere Kostenlose Bücher