Die Rückkehr des Drachen
dar. Er klemmte sich den Bogen zwischen die Beine und bog ihn mühelos. Dann legte er die Schlingen der Sehne in die dafür vorgesehenen Hornnocken an den Enden des Bogens. Als er sich aufrichtete, konnte er die Schattenhunde bereits sehen.
Sie jagten dahin, wie Pferde im Galopp, und als er sie gerade entdeckt hatte, wurden sie noch einmal schneller. Es waren zehn große Gestalten, die durch die Dunkelheit hetzten, zwischen den einzeln stehenden Bäumen hindurchfegten, und er zog einen Pfeil mit breiter Spitze aus dem Köcher und legte ihn auf. Aber er spannte die Sehne nicht. Er war keineswegs der beste Bogenschütze in Emondsfeld gewesen, doch unter den jüngeren Männern war nur Rand besser.
Bei dreihundert Schritt Entfernung würde er schießen, entschied er. Narr! Auf die Entfernung triffst du doch kaum ein stehendes Ziel. Aber wenn ich warte, wo sie sich doch so schnell bewegen... Er trat neben Moiraine und hob den Bogen. Ich muß mir nur vorstellen, dieser huschende Schatten sei ein großer Hund. Dann zog er die Gänsefedern des Pfeilendes bis an sein Ohr und ließ los. Er war sicher, daß der Pfeil mit der nächsten Schattengestalt verschmolz, aber das einzige Ergebnis war ein Knurren. Das hat keinen Zweck. Sie sind zu schnell! Er zog bereits einen weiteren Pfeil heraus. Warum unternimmst du denn nichts, Moiraine? Er konnte ihre Augen erkennen, wie Silber glänzend, und ihre Zähne schimmerten wie polierter Stahl. Schwarz wie die Nacht und so groß wie kleine Ponies, so hetzten sie auf ihn zu, stumm, voller Mordlust. Der Wind trieb den Gestank nach brennendem Schwefel heran. Die Pferde wieherten angstgepeinigt, selbst Lans Streitroß. Seng dich, Aes Sedai, tu irgend etwas! Er schoß erneut. Der führende Schattenhund zauderte, jagte aber dann weiter. Sie können sterben! Er schoß wieder, und der vorderste Schattenhund strauchelte, kam taumelnd wieder auf die Beine und fiel dann. Und doch hätte er in diesem Moment beinahe verzweifeln können. Einer weg, und die anderen neun hatten bereits zwei Drittel der Entfernung bis zu ihnen hinter sich gebracht. Sie schienen nun noch schneller zu werden - wie Schatten, die über den Boden flogen. Noch mal ein Pfeil. Vielleicht genug Zeit für einen letzten dann, und anschließend die Axt. Seng dich, Aes Sedai! Er zog wieder durch.
»Jetzt«, sagte Moiraine, als sein Pfeil die Sehne verließ. Die Luft zwischen ihren Händen fing Feuer, und das fauchte auf die Schattenhunde zu und besiegte die Nacht. Die Pferde wieherten schrill und bäumten sich auf.
Perrin hielt sich einen Arm vor das Gesicht, um die Augen vor diesem weißen Glühen zu schützen, vor einer Hitze, als sei ein Rennofen aufgeplatzt. Ein plötzlicher Mittag flammte durch die Dunkelheit und war verschwunden. Als er den Arm wegzog, sah er zunächst nur tanzende Lichtflecke und das ferne, verblassende Abbild dieses Feuerstroms. Wo sich die Schattenhunde befunden hatten, war nun nichts als der nachtbedeckte Boden und der sanfte Nieselregen. Die einzigen Schatten, die sich bewegten, waren die von Wolken, die vor dem Mond vorbeiflogen.
Ich dachte, sie wurde Feuerbälle auf sie schleudern oder Blitze, aber das... »Was war das?« fragte er heiser.
Moiraine spähte schon wieder in Richtung Illian, als könne sie durch diese meilenweite Dunkelheit hindurchblicken. »Vielleicht hat er es nicht gesehen«, sagte sie mehr zu sich gewandt. »Es ist weit, und falls er nicht gerade hierhergeschaut hat, hat er es vielleicht nicht bemerkt.«
»Wer?« wollte Zarine wissen. »Sammael?« Ihre Stimme bebte ein wenig. »Ihr habt gesagt, er sei in Illian. Wie kann er irgend etwas von dort aus sehen? Was habt Ihr getan?«
»Etwas Verbotenes«, sagte Moiraine kühl. »Verboten durch Eide, die beinahe so stark sind wie die Drei.« Sie nahm Aldiebs Zügel dem Mädchen aus der Hand und tätschelte den Hals der Stute, um sie zu beruhigen. »Etwas, das fast zweitausend Jahre lang nicht mehr benützt wurde. Man könnte mich schon für das Wissen darüber einer Dämpfung unterziehen.«
»Vielleicht...?« Loials Stimme war wie ein schwächliches Grollen. »Vielleicht sollten wir jetzt gehen? Es könnte noch mehr davon geben.«
»Ich glaube nicht«, sagte die Aes Sedai, stieg aber dabei auf. »Er würde nicht gleichzeitig zwei Rudel riskieren, falls er überhaupt zwei besitzt. Außerdem würden sie untereinander kämpfen, statt ihre Beute zu reißen. Und ich glaube nicht, daß wir sein eigentliches Angriffsziel darstellen. Sonst
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