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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schien alles gleichzeitig zu geschehen. Der Schatten zuckte an die Decke zurück, zehn Fuß hoch droben, und riß etwas Blasses mit. Tropfen klatschten auf Perrins Gesicht. Ein markerschütternder Schrei zerriß die Luft.
    Erstarrt blickte Perrin auf die blutige Gestalt hinunter, die die Kleider des Mannes trug und sich schreiend und um sich schlagend auf dem Boden wand. Unwillkürlich hob er den Blick und sah zu dem blassen Ding auf, das wie ein leerer Sack von der Decke baumelte. Ein Teil davon war bereits von dem schwarzen Streifen aufgesogen worden, aber er konnte dennoch unschwer darin eine menschliche Haut erkennen, die offensichtlich in einem Stück unbeschädigt dort hing. Die Schatten in seiner Nähe tanzten erregt, und Perrin rannte weiter, von den Todesschreien des Mannes gehetzt. Wellen durchliefen die Schattenstreifen und hielten Schritt mit ihm.
    »Vergeh, seng dich!« schrie er. »Ich weiß, daß du ein Traum bist. Licht, seng dich, vergeh!«
    Farbige Wandbehänge hingen zwischen hohen, goldenen Leuchtersäulen, auf denen Dutzende von Kerzen standen und die weißen Fußbodenkacheln sowie eine mit flauschigen Wolken und bunten Vögeln bemalte Decke beleuchteten. Nur die flackernden Kerzenflammen bewegten sich in dem ganzen Saal, der sich so weit erstreckte, wie er sehen konnte. Die Wände wurden gelegentlich von spitzen Steinbögen unterbrochen.
    Gefahr. Der Gedanke kam noch schwächer als zuvor. Und noch dringender, falls das überhaupt möglich war.
    Mit der Axt in der Hand schritt Perrin vorsichtig weiter durch den Saal und murmelte in sich hinein: »Wach auf. Aufwachen, Perrin. Wenn du schon weißt, daß es ein Traum ist, dann verändert er sich entweder gleich oder du wachst auf. Wach auf, seng dich!« Der Saal blieb so real wie jeder, den er jemals durchwandert hatte.
    Er erreichte den ersten weißen Spitzbogen. Er führte in ein riesiges Zimmer, offensichtlich ganz ohne Fenster, das so prachtvoll wie ein Palast eingerichtet war. Die Möbel waren alle kunstvoll geschnitzt und vergoldet und mit Elfenbein eingelegt. Eine Frau stand in der Mitte des Zimmers und betrachtete mit ernster Miene ein zerfleddertes Manuskript, das auf einem Tisch lag. Eine schwarzhaarige, dunkeläugige, wunderschöne Frau, die in Weiß und Silber gekleidet war.
    In dem Moment, als er sie erkannte, hob sie den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen weiteten sich erschreckt und zornig. »Ihr! Was tut Ihr hier? Wie konntet Ihr... ? Ihr werdet alles verderben - Dinge, die Ihr euch noch nicht einmal vorstellen könnt!«
    Plötzlich erschien ihm der Raum flach, als betrachte er nur noch das Abbild eines Raums. Das flache Abbild drehte sich seitwärts und wurde zu einer hellen, senkrechten Kante in der Mitte der Dunkelheit. Die Kante blitzte weiß auf und war verschwunden. Zurück blieb nur die Dunkelheit, schwärzer als schwarz.
    Direkt vor Perrins Stiefeln endeten die Fußbodenkacheln. Beim Zusehen noch löste sich die weiße Kante im Schwarz auf wie Sand, der vom Wasser weggewaschen wird. Er trat erschrocken zurück.
    Renn!
    Perrin wandte sich um, und da stand Springer, ein großer, grauer Wolf, an der Schnauze weiß vom Alter und von Narben übersät. »Du bist tot. Ich habe dich sterben sehen. Ich habe gefühlt, wie du starbst!« Wolfsgedanken fluteten durch Perrins Verstand.
    Renn jetzt! Du darfst nicht mehr hier bleiben. Gefahr. Große Gefahr. Schlimmer als alle Ungeborenen. Du mußt weg! Geh jetzt! Jetzt!
    »Wie denn?« schrie Perrin. »Ich will ja weg, aber wie?«
    Geh! Mit gefletschten Zähnen sprang Springer Perrin an die Kehle.
    Mit einem unterdrückten Schrei fuhr Perrin von seinem Bett hoch. Seine Hände umklammerten den Hals, um das Blut am Herausquellen zu hindern. Sie trafen auf unverletzte Haut. Er schluckte schwer vor Erleichterung, doch im nächsten Augenblick berührten seine Finger eine feuchte Stelle.
    Er krabbelte aus dem Bett, stürzte noch beinahe vor Eile, stolperte hinüber zum Waschtisch und griff nach der Kanne. Als er die Schüssel füllte, verspritzte er eine Menge Wasser. Das Wasser, mit dem er sein Gesicht abwusch, färbte sich rosa. Rosa vom Blut des seltsam gekleideten Mannes.
    Auf seinem Mantel und den Hosen waren weitere dunkle Flecke zu sehen. Er riß sich beides herunter und warf sie in die hinterste Ecke. Dort wollte er sie liegenlassen. Simion konnte sie verbrennen.
    Ein Windstoß drang durch das offene Fenster. Er zitterte in seiner Unterwäsche vor Kälte, setzte sich auf den Fußboden und

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