Die Rückkehr des Drachen
Schritt entfernt von ihnen an. Staub und Schmutz spritzte beim Anhalten vor den Hufen ihrer Pferde auf.
Nynaeve knurrte wütend etwas und Elayne setzte sich stolz kerzengerade im Sattel auf. Sie schien im nächsten Augenblick die Weißmäntel ihrer schlechten Manieren wegen beschimpfen zu wollen. Hurin hielt noch immer seinen Schwertgriff gepackt. Er schien bereit, sich zwischen die Frauen und die Weißmäntel zu werfen, gleich, was Verin gesagt hatte. Verin fächelte sich derweil milde lächelnd den Staub vor dem Gesicht weg. Die Reiter in den weißen Umhängen bildeten einen Bogen um sie und versperrten ihnen den Weg vollständig.
Ihre Brustpanzer und die kegelförmigen Helme schimmerten, so gut waren sie geputzt, und selbst die Metallschuppen an ihren Armen glänzten noch. Jeder Mann hatte auf der Brust eine strahlende goldene Sonnenscheibe. Einige legten Pfeile auf. Sie hoben wohl die Bögen nicht, hielten sie aber kampfbereit. Ihr Anführer war ein junger Mann, und doch trug er schon die beiden goldenen Knoten, die seinen hohen Rang auswiesen, unter der Sonne auf seinem Umhang.
»Zwei Hexen aus Tar Valon, wenn mich meine Augen nicht täuschen, oder?« sagte er mit einem angespannten Lächeln, das sein schmales Gesicht kaum berührte. Sein Blick war von Arroganz überschattet, als wisse er etwas, was die anderen zu sehen zu dumm waren. »Und zwei Hühnchen und ein Paar Wachhunde, einer krank und der andere alt.« Hurin schäumte, doch Verins Hand hielt ihn zurück. »Wo kommt ihr her?« wollte der Weißmantel wissen.
»Wir kommen aus dem Westen«, sagte Verin gelassen. »Geht uns aus dem Weg und laßt uns weiterreiten. Die Kinder des Lichts haben hier keine Befehlsgewalt.«
»Die Kinder haben überall Befehlsgewalt, wo das Licht ist, und wo kein Licht ist, bringen wir es hin. Beantwortet meine Fragen! Oder muß ich Euch in mein Lager und zu den Zweiflern bringen lassen, damit die Euch befragen?«
Sie konnten sich Mats wegen keine weitere Verzögerung leisten. Ihm mußte in der Weißen Burg geholfen werden. Und was noch wichtiger war, obwohl Egwene bei dem Gedanken innerlich zusammenzuckte, daß es wichtiger sei als Mat: Sie konnten den Inhalt des Sacks nicht in die Hände der Weißmäntel fallen lassen.
»Ich habe Euch geantwortet«, sagte Verin immer noch in ruhigem Tonfall, »und höflicher, als Ihr verdient.
Glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet uns aufhalten?« Einige der Weißmäntel hoben erzürnt ihre Bögen, als habe sie eine Drohung geäußert, doch sie fuhr mit gleichmäßiger Stimme fort: »In einigen Ländern gibt man vielleicht Eurer Drohungen wegen nach, aber nicht hier in Sichtweite von Tar Valon. Glaubt Ihr im Ernst, daß man Euch an diesem Ort gestatten wird, Aes Sedai zu entführen?«
Der Offizier rutschte unsicher im Sattel umher, als hege er plötzlich Zweifel daran, seine eigenen Forderungen durchsetzen zu können. Dann blickte er zu seinen Männern zurück - entweder um bei ihnen Rückhalt zu gewinnen, oder weil er sich daran erinnerte, daß sie ihn beobachteten - und brachte sich wieder unter Kontrolle. »Ich fürchte Eure Schattenfreund-Methoden nicht, Hexe. Antwortet mir, oder Ihr antwortet den Zweiflern.« Es klang aber nicht so entschlossen wie vorher.
Verin öffnete den Mund, als wolle sie ein wenig Konversation machen, doch bevor sie etwas sagen konnte, warf Elayne mit einer wahren Kommandostimme ein: »Ich bin Elayne, die Tochter-Erbin von Andor. Wenn Ihr nicht sofort Platz macht, werdet Ihr es mit Königin Morgase zu tun bekommen, Weißmantel!« Verin zischte frustriert durch die Zähne.
Der Weißmantel blickte einen Moment lang verblüfft drein, aber dann lachte er. »Das glaubt Ihr vielleicht, ja? Möglicherweise werdet Ihr feststellen, daß Morgase die Hexen gar nicht mehr so sehr liebt, Mädchen. Wenn ich Euch denen wegnehme und zu ihr zurückbringe, wird sie mir dafür dankbar sein. Der Lordhauptmann Eamon Valda würde gern mit Euch sprechen, Tochter-Erbin von Andor.« Er hob eine Hand. Egwene wußte nicht, ob er es nur als Geste verstanden haben wollte oder seinen Männern ein Zeichen gab. Einige der Weißmäntel strafften ihre Zügel.
Wir können nicht mehr warten, dachte Egwene. Ich lasse mich nicht noch einmal in Ketten legen! Sie öffnete sich dem Fluß der Einen Macht. Es war einfach für sie, und nachdem sie ja nun einige Übung hatte, ging es auch viel schneller als beim erstenmal. Ein Herzschlag, und ihr Geist war von allem geleert außer einer einzelnen
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