Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
der Worg auf, stieß ein langes, tiefes Heulen aus und legte dann den Kopf wieder auf die Pfoten.
»Keine Zeit für Selbstmitleid«, flüsterte der Halbling. »Deine Freunde brauchen dich, Regis, also was wirst du für sie tun? Hier sitzen bleiben und heulen?«
Nein, beschloss er, und er richtete sich auf und schüttelte energisch den Kopf. Selbst diese Bewegung bewirkte, dass sein gebrochener Arm heftiger pochte. Es war Zeit, den Ork zu wecken und zu hoffen, dass er sich immer noch im Bann des verzauberten Rubins befand. Falls er gegen beide kämpfen musste, Ork und Worg, dann würde er es eben tun. Seine Freundschaft zu denen, die so oft für ihn ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, verlangte das einfach.
Regis fühlte sich ein bisschen größer und stärker. Er rollte sich über den Ast und fand weiter unten Halt für seine Füße, was ihn in eine Position brachte, aus der er den Ork besser wecken und sein Verhalten einschätzen konnte.
Aber dann fuhr er plötzlich herum, als etwas ins Lager polterte.
Ein alter Stiefel.
Der Worg sprang darauf zu und verbiss sich darin – und dann verzog sich sein Maul gewaltig, als sich in dem Stiefel mehrere kleine Explosionen ereigneten.
Der Worg heulte und wimmerte und sprang hoch in die Luft, wo er einen vollständigen Salto schlug.
Das seltsamste Geschöpf, das Regis je gesehen hatte, eilte ins Lager, um sich dem Tanz anzuschließen: ein Zwerg mit einem grünen Bart und einem hellgrünen Gewand, offenen Sandalen an den schmutzigen Füßen und einem Kochtopf auf dem Kopf. Der Zwerg rannte direkt zu dem Worg und begann, die Finger und die Lippen zu bewegen. Der große Wolf hörte auf zu winseln und zu hopsen und erstarrte. Er legte die Ohren zurück und riss die Augen auf.
Mit einem Laut, der nur als Kreischen beschrieben werden konnte, klemmte der Worg den Schwanz zwischen die Beine und rannte davon.
»Hihihi«, sagte der Zwerg.
»Was ist los«, wollte der erwachende Ork brüllen, aber sein Protestgeschrei kam nicht mehr heraus, wie es passieren kann, wenn einem der Schädel von einer Streitaxt gespalten wird.
Hinter dem zusammensackenden Ork kam ein zweiter Zwerg hervor, der einen gelbblonden Bart hatte und konventioneller gekleidet war als der andere – wenn man einmal von einem riesigen Helm mit dem Geweih eines ausgewachsenen Hirschs absah.
»Du hättest den verdammten Köter auch umbringen sollen«, brüllte der blondbärtige Zwerg. »Ich habe Hunger!«
Während das grünbärtige Wesen dem anderen tadelnd mit dem Finger drohte, rutschte Regis so schnell es ging vom Baum herunter.
»Wer seid ihr?«, fragte er.
Beide Zwerge fuhren herum – und der Gelbbärtige hätte beinahe auch Regis mit seiner tödlichen Axt erschlagen.
»Kein Freund von Orks wie du!«, brüllte der gelbbärtige Zwerg.
»Nein, nein, nein!«, rief Regis, der den Boden erreicht hatte, und hob die Hand zum Zeichen, dass er sich ergab. »Ich komme aus Senkendorf.«
»Kenne ich nicht«, sagte der gelbbärtige Zwerg. Er sah den anderen an, der mit einem »Nö, nö« zustimmte.
»Und von König Bruenor Heldenhammer«, fuhr Regis fort.
»Ah, das ist schon besser!«, sagte der Zwerg mit dem gelben Bart. »Ivan Felsenschulter, zu deinen Diensten, Kleiner. Und das hier ist mein Bruder …«
»Pikel!«, rief Regis.
Er hatte von Drizzt und Catti-brie einiges über diese beiden gehört, obwohl er, wenn er ehrlich war, zugeben musste, dass er sich Pikel Felsenschulter ein wenig anders vorgestellt hatte.
»Ja«, sagte Ivan, »aber sag mir, Kleiner, woher weißt du das, und was hast du bei diesen beiden hier gemacht?«
»Wir müssen uns beeilen«, erwiderte Regis, dem plötzlich wieder einfiel, weshalb er hier war. »Bruenor braucht uns – uns alle! –, und ich muss nach Mithril-Halle … nein, in das Lager, das Thibbledorf Pwent bauen sollte, nördlich von der Halle.«
»Ja, dahin sind wir auch unterwegs«, sagte Ivan. »Zu Pwent. Wir haben einen kleinen Umweg gemacht, aber ein Vogel hat meinem Bruder erzählt, wo wir sie finden können. Wir wollten gerade hingehen, als ein anderer Vogel meinem Bruder von diesem Ork und seinem Hündchen erzählt hat.«
»Er spricht oft mit Vögeln, wie?«, fragte Regis trocken.
»Ja, und mit den Bäumen. Komm mit. Er wird uns zu Pwent bringen, bevor du mich noch fragen kannst, wie er das macht.«
»Wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte Regis zu den Felsenschulters, zu Thibbledorf Pwent und den übrigen Anführern im zweiten Außenposten der Zwerge.
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