Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
(obwohl meine Freunde mir genau das häufig vorgeworfen haben, und selbst die offensichtliche Tatsache, dass wir noch nicht tot sind, konnte sie nicht davon abbringen). Nein, ich hoffe, noch viele Jahrhunderte zu leben. Ich hoffe, ewig zu leben und auf jedem Schritt dieser unendlichen Reise von meinen lieben Freunden umgeben zu sein.
Woher also dieser Mangel an Angst? Ich begreife durchaus, dass dieser Weg, den ich willig gehe, der Weg, für den ich mich entschieden habe, voller Gefahren ist und durchaus die Möglichkeit besteht, dass ich eines Tages, vielleicht sogar schon bald, getötet werde, oder dass es einen meiner Freunde trifft. Aber obwohl es mich umbringen würde, umgebracht zu werden – das ist wohl offensichtlich –, und es noch schlimmer wäre, erleben zu müssen, wie einer meiner Freunde Schaden nimmt, werde ich von diesem Weg nicht abweichen. Ebenso wenig wie sie.
Und jetzt verstehe ich, warum. Jetzt – dank Bruenor – verstehe ich, wieso ich keine Angst habe zu sterben.
Zuvor nahm ich an, dass mein Mangel an Angst mit so etwas wie dem Glauben an ein höheres Wesen zusammenhing, an eine Gottheit, ein Leben nach dem Tod. Aber das ist nur ein Teil der Gleichung, und der Teil, der auf Gebeten und blindem Glauben beruht und nicht auf dem sicheren Wissen dessen, was mich aufrechterhält, was mich leitet, was mir wirklich gestattet, jeden einzelnen Schritt dieses gefährlichen Weges mit einem tiefen Gefühl innerer Ruhe zurückzulegen.
Ich habe keine Angst zu sterben, weil ich weiß, dass ich Teil dieser Sache bin, einer Idee, eines Glaubens, der größer ist als ich selbst.
Als ich Bruenor fragte, wieso er diesen Weg beschreite, der von Mithril-Halle wegführt, habe ich die Frage ganz einfach gestellt: Was werden die Leute von Mithril-Halle tun, wenn du unterwegs getötet wirst?
Seine Antwort war noch schlichter und offensichtlicher: Es wird ihnen damit immer noch besser gehen, als wenn ich nach Hause gehen und mich verstecken würde.
So sind die Zwerge nun einmal – und solche Erwartungen richten sie an alle Anführer. Selbst jene, die ihren König stets beschützen wollen, wie der ergebene Leibwächter Pwent, verstehen eines ganz genau: Wenn sie Bruenor wirklich vor allem bewahren, haben sie den König von Mithril-Halle bereits getötet. Bruenor erkennt, dass die Idee von Mithril-Halle – einer Theokratie, die in Wahrheit eine subtile Demokratie ist – mehr ist als der einzelne Zwerg, der gerade auf dem Thron sitzt. Und Bruenor weiß, dass Könige vor ihm im Kampf gestorben sind, dass Könige nach ihm im Kampf sterben werden und die Zwerge, die sie zurücklassen, nicht auf einen solchen Abschied vorbereitet waren oder sein werden. Aber derart unvermeidlichen Tatsachen entgegenzutreten, das ist am Ende die Idee, die Mithril-Halle immer wieder aus der Asche des Scheiterhaufens aufsteigen lässt. Als die Drow nach Mithril-Halle kamen, stand der König wie jedes Mal in der Vergangenheit, wenn ein Feind diesen Ort bedrohte, stolz und aufrecht an der Spitze seiner Leute und führte den Angriff an. Tatsächlich war es Bruenor Heldenhammer und nicht irgendein Krieger, der in seinem Auftrag handelte, der Oberin Baenre tötete – die schönste Kerbe, die er je in diese unangenehme Axt geschlagen hat.
Und der Platz an der Spitze seiner Krieger ist der, der einem Zwergenkönig ansteht. Denn ein Zwergenkönig muss verstehen, dass das Königreich wichtiger ist als der König, dass die Sippe größer ist als der König, dass die Prinzipien, die die Existenz der Sippe sichern, die richtigen sind und über die Sterblichkeit von König oder Untertan hinausgehen.
Würde Bruenor das nicht glauben, könnte er seinen Feinden nicht kalt und ohne Angst um die eigene Sicherheit ins Auge schauen, dann sollte er nicht König von Mithril-Halle sein. Ein Anführer, der sich versteckt, wenn Gefahr droht, ist kein Anführer. Ein Anführer, der sich für unersetzlich hält, ist ein Dummkopf.
Aber ich bin kein Anführer, also wieso sollte dies auch auf mich und den Weg zutreffen, für den ich mich entschieden habe? Denn ich weiß im Herzen, dass ich einen Weg der Wahrheit gehe, einen Weg der besten Absichten (selbst wenn einige dieser Absichten fehlgeleitet sind), einen Weg, der für mich ein ehrlicher ist. Ich glaube, dass mein Weg der richtige ist (zumindest für mich) und dass ich mich, sollte ich das jemals nicht mehr bis tief ins Herz hinein glauben, anstrengen muss, meinen Kurs zu ändern.
Auf diesem Weg habe ich
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