Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
auf. Wulfgar musste Catti-brie festhalten, die aussah, als würde sie gleich umfallen. Aber in Wahrheit brauchte der Barbar die Stütze ebenso sehr wie sie.
Denn es sah tatsächlich so aus, als würde sich Bruenor bei Cordios Worten verändern. Er hatte die Augen halb geschlossen und beugte sich vor, seine Schultern sackten herab …
»Du brauchst keinen Schmerz mehr zu spüren, mein König«, fuhr Cordio mit brechender Stimme fort. Er hob die Hand, um Bruenor zu stützen, denn es sah tatsächlich so aus, als würde der Zwergenkönig vornüberfallen. »Moradin hat dich bereits willkommen geheißen, und nun kannst du nach Hause gehen.«
Regis keuchte laut, und viele andere schluchzten.
Bruenor schloss die Augen. Dann öffnete er sie wieder, und zwar weit! Er richtete sich auf und bedachte den Priester mit dem ungläubigsten Blick, den je ein Zwerg gesehen hatte.
»Hast du den Verstand verloren?«, brüllte er. »Mein Zuhause ist von stinkenden Orks und Riesen umringt, und du sagst mir, dass ich mich hinlegen und sterben soll?«
»Aber … aber …«, stotterte Cordio.
»Pah!«, schnaubte Bruenor. »Schluss mit dem dummen Gerede. Wir haben zu tun!«
Einen Moment lang bewegte sich niemand, niemand sagte etwas, niemand atmete auch nur. Dann erklang solcher Jubel in Mithril-Halle, wie man ihn seit dem Sieg über die Drow einige Jahre zuvor nicht mehr gehört hatte. Ja, sie waren nach drinnen getrieben worden, und das ließ sich wohl kaum als Sieg bezeichnen, aber Bruenor war wieder bei ihnen, und er war wütend.
»Hoch lebe Bruenor!«, rief ein Zwerg, und die Masse tat es ihm gleich. »Er ist der Held des Tages!«
»Ich habe nicht mehr gekämpft als ihr alle«, erwiderte Bruenor. »Es war einer von uns, der den Weg gefunden hat, mich zurückzurufen.«
Und sein Blick führte die Blicke aller anderen erneut zu einem gewissen Halbling.
»Dann ist Verwalter Regis der Held des Tages!«, rief ein Zwerg von hinten.
»Einer von vielen!«, warf Wulfgar ein. »Nanfoodle der Gnom hat unseren Rückzug von oben viel einfacher gemacht.«
»Und Pikel!«, rief Ivan Felsenschulter.
»Und Pwent und seine Jungs«, sagte Banak. »Und ohne Pwent würde König Bruenor jetzt tot auf unserer Schwelle liegen.«
Auf jede dieser Erklärungen folgte Jubel.
Bruenor hörte sie genau und ließ sie fortfahren, aber er machte nicht mehr mit. Er war immer noch nicht ganz sicher, was passiert war. Er erinnerte sich an ein Gefühl von Glück, von vollkommenem Frieden, an einen Ort, den er nie wieder hatte verlassen wollen. Aber dann hatte er von weitem den Hilferuf seines Halbling-Freundes gehört und sich auf den dunklen Weg zurück ins Reich der Lebenden gemacht.
Gerade noch rechtzeitig, um mit beiden Füßen in den Kampf zu springen.
Es würde einige Zeit brauchen, bis er den Nebel des Kampfes vertrieben hatte und sah, wo Erfolg und Versagen lagen. Aber eins war auch in diesem Augenblick sicher: Die Heldenhammer-Sippe war zurück nach Mithril-Halle getrieben worden. Wie viele Tote auch immer da draußen liegen mochten, Orks und Zwerge, es war kein Sieg gewesen. Bruenor wusste, dass er und seine Leute viel zu tun hatten.
In einem Flur abseits des Haupteingangsbereichs saß Nanfoodle an die Wand gelehnt und weinte.
Wulfgar fand ihn dort zwischen den vielen Verwundeten und den vielen Zwergen, die sich um sie kümmerten.
»Du hast dich heute gut geschlagen«, sagte der Barbar und hockte sich neben den Gnom.
Nanfoodle blickte zu ihm auf, das Gesicht tränennass.
»Shoudra«, flüsterte er und schüttelte den Kopf.
Wulfgar konnte dieser schlichten Bemerkung und den schrecklichen Bildern, die sie heraufbeschwor, nichts entgegensetzen, also tätschelte er dem Gnom nur den Kopf und stand wieder auf. Er legte vorsichtig eine Hand an die Rippen und fragte sich, wie schwer er von diesem schrecklichen Schlag, den der mächtige Ork ihm versetzt hatte, verletzt war.
Aber alle Gedanken an Schmerz fielen von ihm ab, als er eine vertraute Gestalt erkannte, die den Flur entlang auf ihn zugerannt kam.
Delly umarmte ihren Mann, und sobald sie beieinander waren, schien alle Kraft die Frau zu verlassen, und sie versank in Wulfgars starken Armen, von Schluchzen geschüttelt.
Wulfgar hielt sie sehr fest.
Vom Eingang des Gangs aus wurde Catti-brie Zeugin dieser Szene, und sie lächelte und nickte.
Im Tal der Hüter waren die Orks etwa in einem Verhältnis von vier zu eins zu den toten Zwergen umgekommen, was Obould durchaus für akzeptabel hielt.
Weitere Kostenlose Bücher