Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
viele von ihnen es gab. Sie musste nur einen Blick auf Gertis vor Hass blitzende Augen werfen, um zu erkennen, dass Oboulds Pläne immer noch sehr gefährdet waren.
»Zu Beginn des Winters wird diese Region unter unserer Herrschaft stehen und gesichert sein«, erklärte Obould. »Wir treiben die Zwerge in ihr Loch und nehmen uns all ihr Land an der Oberfläche bis zur Biegung des Gebirgszugs. Und im Winter kämpfen wir in den Gängen von Mithril-Halle weiter.«
»Die Zwerge werden in ihren unterirdischen Hallen noch gefährlicher sein«, sagte Kaer'lic.
»Aber wie lange werden sie dort Widerstand leisten?«, fragte Obould. »König Bruenor ist tot, und sie werden keinen Handel treiben können, solange es ihnen nicht gelingt durchzubrechen.«
Das alles war durchaus vernünftig, musste Kaer'lic zugeben – ein ebenso erfreulicher wie Furcht erregender Gedanke. Vielleicht war Obould zu vernünftig geworden. Die Drow-Priesterin, die immer schon skeptisch gewesen war, was dieses ganze Unternehmen anging, sah ebenso die Möglichkeit zu einem höheren Aufstieg wie die zu einem tieferen Fall.
Das Schlimmste jedoch war, begreifen zu müssen, dass König Obould plötzlich erheblich weniger empfänglich für die Intrigen und Täuschungen der Dunkelelfen war.
Was ihn gefährlich machte.
Kaer'lic warf noch einen Blick zu Gerti und erkannte, dass die Riesin offenbar zu dem gleichen Schluss gekommen war.
Befreiung**:
In einem der seltenen ruhigen Augenblicke lehnte sich Wulfgar an einen Felsblock und blickte aufs Tal der Hüter und zum Westtor von Mithril-Halle.
»Du denkst an Bruenor«, sagte Catti-brie.
»Ja«, flüsterte der Barbar. Er warf ihr einen Blick zu und hätte beinahe gelacht, obwohl es ein Lachen reiner Resignation gewesen wäre, das nichts mit wirklicher Heiterkeit zu tun hatte. Denn Catti-brie war blutüberströmt, das blonde Haar klebte ihr am Kopf, ihre Kleidung war fleckig und ihre Stiefel waren nass von Blut. »Ich fürchte, dein Schwert schneidet zu tief«, sagte er.
Catti-brie fuhr sich durch das klebrige Haar und seufzte hilflos. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal genug davon haben könnte, Orks und Goblins zu töten«, sagte sie. »Und ganz gleich, wie viele wir umbringen, für jeden, der fällt, tauchen ein Dutzend neue auf.«
Wulfgar nickte nur und schaute wieder ins Tal hinab.
»Regis hat nun allen Priestern den Befehl gegeben, keine Versuche zu Bruenors Heilung mehr zu unternehmen«, erinnerte ihn Catti-brie.
»Sollten wir nicht bei ihm sein, wenn er stirbt?«, fragte Wulfgar, und er musste sich anstrengen, damit seine Stimme nicht brach.
Er hörte, wie Catti-brie näher kam, drehte sich aber nicht um, denn er fürchtete, sobald er ihr in die Augen sah, würde er in Schluchzen ausbrechen. Und das ging nicht, das konnten sie sich beide nicht leisten.
»Nein«, sagte Catti-brie und legte tröstend die Hand auf Wulfgars breite Schulter. »Wir haben ihn schon verloren«, flüsterte sie. »Wir haben in Senkendorf gesehen, wie er gefallen ist. Bruenor ist schon damals gestorben; er stirbt nicht erst jetzt, wenn sein Körper den letzten Atemzug tut. Die Priester haben ihn um unseretwillen am Leben erhalten und nicht in seinem eigenen Interesse. Bruenor ist schon lange tot, sitzt wahrscheinlich mit Gandalug und Dagnabbit zusammen und ärgert sich, weil wir weinen.«
Wulfgar legte seine große Hand auf die von Catti-brie und drehte sich nun doch zu ihr um, um ihr wortlos für die beruhigenden Worte zu danken. Er war immer noch nicht sicher, hatte immer noch das Gefühl, Bruenor zu verraten, wenn er nicht an der Seite des Zwergenkönigs war, wenn dieser in die andere Welt ging. Aber wie sollten Banak und die anderen ohne ihn und Catti-brie auskommen? Ihre Anstrengungen hatten viel dazu beigetragen, dass die Zwerge die Orks zurücktreiben konnten.
Und würde Bruenor ihm nicht einfach eine Kopfnuss versetzen, wenn er von solchen Gedanken hörte?
»Ich konnte mich nicht einmal wirklich von ihm verabschieden«, sagte Wulfgar.
»Als wir dachten, die Yochlol hätten dich umgebracht, trauerte Bruenor viele Zehntage lang«, erklärte Catti-brie. »Es hat ihm das Herz zerrissen.« Sie stellte sich vor den Barbaren, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und sah ihm in die Augen. »Aber er hat weitergemacht. Und in diesen ersten Tagen, als die mörderischen Dunkelelfen von allen Seiten angriffen, hat er sich von seinem Zorn leiten lassen. Keine Zeit zum Trauern, hat er immer wieder gemurmelt,
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