Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
wenn er glaubte, dass ihm niemand zuhörte.«
»Und wir müssen ebenso stark sein«, stimmte Wulfgar ihr zu.
Sie waren das alles selbstverständlich schon mehrmals durchgegangen, hatten dabei beinahe die gleichen Worte gewechselt. Wulfgar verstand, dass er und Catti-brie dieses Gespräch immer wieder führten, weil ihre Zweifel und Ängste so tief verwurzelt waren, weil die Situation so vollkommen außer Kontrolle geraten war.
»Bruenor Heldenhammer wird leichter bei seinen Ahnen ruhen können«, fuhr er fort, »wenn er weiß, dass Mithril-Halle gesichert ist und dass seine Freunde und seine Sippe in seinem Namen und für unsere gemeinsame Sache weiterkämpfen.«
Catti-brie küsste ihn auf die Stirn und umarmte ihn, und mit einem tiefen Einatmen ließ Wulfgar seinen Schmerz los – wenn auch nur kurzfristig, wie er genau wusste. Seine ganze Welt hatte sich verändert, und die ganze Welt würde sich abermals verändern, und nicht zum Besseren, wenn sie König Bruenor neben seinen Ahnen begruben. Catti-bries Worte waren vernünftig, und Wulfgar verstand, dass Bruenor im Kampf um Senkendorf so ruhmreich gestorben war, wie ein Zwerg sterben sollte und wie der Zwergenkönig es sich selbst gewünscht hätte.
Diese Erkenntnis machte es irgendwie leichter.
Aber nur ein wenig.
»Und was ist mit dir?«, fragte Wulfgar. »Du machst dir solche Sorgen darum, wie alle anderen sich fühlen, und dennoch sehe ich den Schmerz in deinen Augen, liebe Freundin.«
»Was für ein Geschöpf wäre ich, wenn ich den Zwerg verlöre, der mich wie sein eigenes Kind aufgezogen hat, und es mich nicht schrecklich quälte?«, erwiderte Catti-brie.
Wulfgar hob die Hand und packte sie fest am Unterarm. »Ich rede von Drizzt«, sagte er leise.
»Ich glaube nicht, dass er tot ist«, war ihre Antwort.
Wulfgar stimmte ihr aus ganzem Herzen zu. »Orks und Riesen?«, sagte er. »Nein, Drizzt ist am Leben, und wahrscheinlich bringt er da draußen ebenso viele Feinde um wie wir hier mit der gesamten Armee.«
Catti-brie nickte, aber als sie den Mund verzog, hatte das mehr mit zusammengebissenen Zähnen als mit einem Lächeln zu tun.
»Aber das meinte ich nicht«, fuhr Wulfgar fort. »Ich weiß, wie durcheinander du sein musst, so wie es alle wissen, die dich kennen und dich lieben.«
»Sei nicht albern«, erwiderte Catti-brie und versuchte sich abzuwenden.
Wulfgar hielt sie fest. »Liebst du ihn?«, fragte er.
»Ich könnte dir die gleiche Frage stellen und bin sicher, ich würde die gleiche Antwort erhalten.«
»Du weißt, was ich meine.« Wulfgar gab nicht auf. »Selbstverständlich liebst du Drizzt als Freund, so wie ich und Regis es tun. Ich wusste, dass ich einen Weg aus der Trunksucht und aus meiner Qual herausfinden konnte, als ich zu euch vieren, meinen Freunden, zurückkehrte. Zu meinen wahren Freunden, zu meiner Familie. Aber du verstehst, was ich dich nun frage. Liebst du ihn?«
Er ließ Catti-brie los, und sie trat einen Schritt zurück, auch wenn sie den Blick nicht abwandte und nicht einmal blinzelte.
»Als du weg warst…«, begann sie.
Wulfgar lachte über ihren offensichtlichen Versuch, ihn zu schonen. »Das hat nichts mit mir zu tun!«, erklärte er. »Wenn man einmal davon absieht, dass wir Freunde sind. Freunde, die einander sehr gern haben. Bitte, um deiner selbst willen, weiche nicht aus. Liebst du ihn?«
Catti-brie seufzte tief, und dann senkte sie den Blick. »Drizzt«, sagte sie, »ist mir auf eine Weise wichtig, die über das hinausgeht, was ich für die anderen in unserer Gruppe empfinde.«
»Und ihr liebt euch?«
Diese persönliche Frage bewirkte, dass Catti-brie ruckartig wieder zu dem Barbaren aufblickte. In seinen blauen Augen lag jedoch nichts als echtes Mitgefühl, und so wurde sie nicht wütend.
»Wir haben Jahre miteinander verbracht«, sagte sie leise. »Als wir annehmen mussten, dass du gefallen und für uns verloren warst, haben Drizzt und ich Jahre miteinander verbracht, auf der Jagd und auf Deudermonts Schiff.«
Wulfgar lächelte sie an und hob die Hand, um ihr mitzuteilen, dass er genug gehört hatte, dass er verstand, was sie meinte.
»War es Liebe oder Freundschaft, was dich in diesen Jahren und auf diesen Straßen geleitet hat?«, fragte er.
Catti-brie blickte in die Ferne und dachte eine Weile darüber nach.
»Die Freundschaft war immer da«, sagte sie schließlich. »Wir beide haben sie nie verloren. Es waren vor allem Freundschaft und Kameradschaft, was mich und Drizzt unterwegs am
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