Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
Vierten Gipfels vorbei nach Osten zum Surbrin zog.
»Befehle?«, erwiderte Gerti. »Ich habe keine
Befehle gehört. Nur eine Bitte.«
»Ist das nicht das Gleiche, wenn du der Bitte nachkommst?«
Gerti lachte – ein überraschend zartes Geräusch, wenn man bedachte, dass es von einer Riesin kam – und legte die schlanke Hand auf Urulhas massige Schulter. Sie wusste, dass sie mit ihm vorsichtig umgehen musste. Urulha war einer der engsten Berater ihres Vaters und sein Leibwächter gewesen.
Und Gertis Vater, der berühmte Orel Grauhand, warf immer noch einen langen Schatten, obwohl der einstmals so beeindruckende Jarl sein Krankenzimmer seit vielen Monaten nicht mehr verlassen hatte und kaum ein Riese noch glaubte, dass er je wieder unter ihnen erscheinen würde. Nach allem, was man hörte, lag Orel im Sterben, und Gerti, seine einzige Tochter, würde Leuchtendweiß, all seine Schätze und auch die Loyalität seiner Furcht erregenden Streitmacht erben.
Dieses letzte Erbe würde sich als das wichtigste und schwierigste erweisen, das wusste Prinzessin Gerti schon lange. Wenn einer der vielen Opportunisten, die in Orels Hierarchie aufgestiegen waren, einen Staatsstreich versuchte, würde das bestenfalls mit einer Spaltung der Streitmacht enden. Und das wollte Gerti auf gar keinen Fall. Sie war alleine durchaus Furcht erregend, konnte gut mit dem Schwert umgehen und war außerdem mit Magie vertraut. Gerti konnte die Macht der Elemente auf alle herniederbeschwören, die es wagten, sich gegen sie zu stellen, konnte sie mit Blitz, Feuer und Hagel strafen. Aber wieder einmal wurde sie schmerzlich daran erinnert, dass Magie manchmal nicht genügte. »Zumindest im Augenblick ist es in unserem Interesse, dass Obould Erfolg hat. Wenn seine Armee jetzt schon zerfiele, wer sollte dann die Streitkräfte von Mithril-Halle, Felbarr, Adbar, Silbrigmond, Immerlund, Sundabar und vielleicht auch Mirabar aufhalten? Und wer weiß, vielleicht würden einige von ihnen den Krieg direkt bis vor unsere Tür in Leuchtendweiß tragen. Nein, mein guter Urulha, Obould ist der Puffer, den wir gegen diese lästigen Zwerge und Menschen brauchen. Sollen seine Krieger ausschwärmen und sterben, aber langsam.« »Ich habe einfach genug von diesem Feldzug«, gab Urulha zu. »Ich habe gesehen, wie mehr als zwanzig meiner Verwandten getötet wurden, und wir wissen noch nicht einmal, wie es unseren Brüdern am Surbrin ergangen ist. Sind die Zwerge aus Felbarr vielleicht schon über den Fluss gelangt? Liegen vielleicht bereits weitere zwanzig unserer Leute tot vor den stinkenden Füßen dieser bärtigen Geschöpfe?«
»Das ist nicht geschehen«, versicherte ihm Gerti. »Woher willst du das wissen?«
Gerti gab mit einem Nicken und einem Schulterzucken nach. »Wir werden hingehen und nachsehen. Zumindest einige von uns.«
Diese überraschende Einschränkung erweckte Urulhas Aufmerksamkeit, und er drehte leicht den Kopf und sah Gerti fragend an.
Gerti erwiderte seinen neugierigen Blick eher schüchtern und bemerkte dabei, dass Urulha für einen älteren Riesen recht gut aussah. Er trug sein Haar lang und zurückgebunden, und seine Gesichtszüge waren immer noch ausgeprägt, die Wangenknochen hoch, die Nase schmal und gerade.
Falls ihre verbalen Überredungskünste nicht genügen sollten, um Urulha als Verbündeten zu behalten, würde sie immer noch ihre anderen Reize einsetzen können, und das wäre nicht einmal unangenehm. »Ja, nur einige, mein Freund«, sagte sie leise und ließ die Finger näher zu dem kräftigen Nacken des Riesen wandern – sie bewegte sogar die Fingerspitzen, um die nackte Haut oberhalb seines Kettenhemds zu berühren. »Wir werden eine Patrouille zum Fluss schicken – die Hälfte von uns –, um nach unseren Freunden dort zu sehen und die meisten von ihnen mitzunehmen. Und dann werden wir uns langsam nach Norden wenden, in Richtung Heimat. Ich sage langsam, sodass Obould nicht denkt, dass wir offen desertieren. Er geht ohnehin davon aus, dass er den Fluss selbst sichern muss, und bei der Anzahl seiner Leute sollte es nicht schwierig sein, ihn davon zu überzeugen, dass er diese paar Riesen nicht braucht.« Sie hielt einen Moment lang inne. »Ich möchte allerdings das Bündnis nicht aufkündigen, verstehst du?«, fuhr sie dann fort. »Ich weiß nicht, wie unsere Feinde reagieren werden, aber ich möchte nicht gegen zwanzigtausend Orks kämpfen. Falls es bei zwanzigtausend geblieben ist. Inzwischen könnten es ebenso gut
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