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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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deine Schülerin ist!« sagte ich nach langem Schweigen.
    Wir saßen eine Weile stumm im Schatten des Baumes. Dann verkündete Mama Chia: »Morgen gehen wir auf eine Wanderung,«
    »Zusammen?« fragte ich.
    »Nein«, neckte sie mich. »Du gehst den Berg hinauf und ich ins Tal.«
    Ich kannte Mama Chia immer noch nicht so gut, und manchmal war es schwer herauszufinden, ob sie scherzte oder es ernst meinte. Als sie mein verdutztes Gesicht sah, lachte sie und sagte: »Ja, wir gehen zusammen.«

    Ich hatte das Gefühl, daß jetzt endlich etwas geschehen würde. Dann sah ich an mir herab, auf meine zerschlissene Badehose, meine nackte Brust und meine bloßen Füße und meinte entschuldigend: »Ich weiß allerdings nicht, ob ich weit wandern kann, ohne …«
    Lächelnd zeigte sie hinter sich. »Schau mal, was da hinter dem Baum liegt.«
    »Mein Rucksack!« rief ich verblüfft. Als sie bestätigend schmunzelte, lief ich hinüber und schaute hinein. Meine Brieftasche mit ein paar Dollar Bargeld und der Kreditkarte, meine Uhr, saubere Shorts, meine Turnschuhe, Zahnbürste, Rasierapparat – es war alles noch da!
    »Sachis Vater ist Schreiner und hatte auf Oahu zu tun«, erklärte Mama Chia. »Ich habe ihn gebeten, zum Makapuu Point zu gehen und deine Sachen zu suchen. Du hast sie gut versteckt, sagt er.«
    »Ich möchte ihn kennenlernen und mich bei ihm bedanken!« bat ich.
    »Er freut sich auch darauf, dich kennenzulernen; aber er mußte nach Oahu zurückfahren, um seine Arbeit fertigzumachen. In ein paar Wochen kommt er wieder. – Ich freue mich, daß du jetzt neue Shorts hast«, setzte sie hinzu, hielt sich mit der einen Hand die Nase zu und zeigte mit der anderen auf meine zerlumpte Badehose. »Dann kannst du die endlich waschen.«
    Lächelnd ergriff ich ihre Hand. »Danke, Mama Chia. Ich bin dir wirklich dankbar für alles, was du für mich getan hast.«
    »Ja, ich habe wirklich viel für dich getan«, sagte sie und fegte meine Dankesworte mit einer wegwerfenden Handbewegung beiseite. »Hast du schon von der neuen Hunderasse gehört, einer Kreuzung aus Pitbullterrier und Collie? Erst beißt er einem den Arm ab, und dann holt er Hilfe.« Sie lächelte. »Ich habe schon genug Schaden angerichtet. Das ist jetzt meine Art, ›Hilfe zu holen‹.«
    Sie packte die Reste unseres Mittagessens ein und erhob sich. Ich wollte auch aufstehen, war aber so erschöpft, daß ich es kaum schaffte. »Ich fühle mich wie ein Schwächling«, klagte ich, als sie mich auf dem Weg zurück in die Hütte stützen mußte.

    »Deine Muskeln sind so schwach, weil dein Körper deine ganze Energie braucht, um zu genesen. Du hast viel durchgemacht. Die meisten Menschen hätten aufgegeben und wären gestorben. Du hast ein sehr starkes Basis-Selbst.«
    »Basis… – was?« fragte ich verblüfft und setzte mich aufs Bett.
    »Ein sehr starkes Basis-Selbst«, wiederholte Mama Chia. »Das Basis-Selbst ist ein Teil von dir – ein von deinem rationalen Verstand getrenntes Bewußtsein. Hat Socrates dir nie von den drei Selbsten erzählt?«
    »Nein«, antwortete ich neugierig. »Das mußt du mir erklären, scheint eine interessante Idee zu sein.«
    Mama Chia stand auf, ging zum Fenster und blickte hinaus. »Die drei Selbste sind viel mehr als nur eine Idee, Dan. Für mich sind sie so real wie die Erde, die Bäume, der Himmel und das Meer.«
    Sie lehnte sich ans Fensterbrett und erklärte: »Vor ein paar hundert Jahren, als das Mikroskop noch nicht erfunden war, glaubte kaum jemand an die Existenz von Bakterien und Viren; und deshalb war die Menschheit diesen unsichtbaren Eindringlingen machtlos ausgeliefert. Die wenigen, die doch daran glaubten, waren als ›Spinner‹ verschrien.
    Auch ich arbeite mit Elementen zusammen, die für die meisten Menschen unsichtbar sind – mit Naturgeistern und feinstofflichen Energien. Aber wenn etwas unsichtbar ist, bedeutet das noch lange nicht, daß es nur in unserer Phantasie existiert, Dan. Jede neue Generation vergißt das, und so wiederholt sich der Kreislauf immer wieder aufs neue – die Blinden führen die Blinden. Unwissenheit und Weisheit werden von Generation zu Generation weitergereicht wie wertvolle Erbstücke.
    Die drei Selbste – Basis-Selbst, Bewußtes Selbst und Höheres Selbst – sind Bestandteile einer geheimen Lehre. In Wirklichkeit wurde diese Lehre zwar nie geheimgehalten; aber es interessieren sich nur wenige Menschen dafür, und noch weniger haben Augen, um diese Wahrheit zu

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