Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
Gesicht starr zum
Himmel empor, als ordne er gerade seine Informationen und wäge sorgsam ab, was als nächstes zu tun sei.
Beim nächsten Donnerschlag rannte das Kind davon und suchte instinktiv Schutz in einem hohlen Baum. Ich folgte ihm und beobachtete, wie es sich dort zusammenkauerte. Es schien schüchtern zu sein – es sagte kein Wort. Als ich es ansah, fühlte ich mich tiefer in sein schimmerndes Licht hineingezogen.
Im Bruchteil einer Sekunde war mein Bewußtsein mit dem des Kindes verschmolzen. Ich sah das Leben durch seine Augen und erlebte alle seine Gefühle mit. Verwirrt durch Tausende von Erinnerungen an vergangene Gewitter und Assoziationen, die sich über unzählige frühere Leben erstreckten, kauerte ich mich instinktiv noch enger zusammen. Schreckliche Bilder, ein buntes Flickwerk genetischer Erinnerungen durchzuckten mein kindliches Bewußtsein.
Wo es mir an klarer Logik fehlte, zog ich meine Urinstinkte zu Rate. Ich spürte einen Riesenvorrat an Lebensenergie in mir; all meine Emotionen waren aktiviert, intensiver als sonst. Ein primitiver Instinkt, zu überleben, mir angenehme Empfindungen zu verschaffen und Schmerz zu vermeiden, beherrschte mich und riet mir, nicht lange zu überlegen, sondern zu handeln. Meine innere Welt war ungebändigt, weder durch Kultur noch durch Regeln und Gesetze, noch durch Logik verfeinert. In meiner Wildheit und Triebhaftigkeit war ich nichts weiter als Energie in Bewegung – ich war eng mit der Natur verbunden und fühlte mich ganz und gar in meinem Körper mit seinen Gefühlen und Instinkten zu Hause.
Ich hatte kaum Möglichkeiten, feinere ästhetische Reize wahrzunehmen oder einen höheren Glauben in mir zu spüren; ich kannte nur positive und negative Empfindungen. Im Augenblick verspürte ich ein unwiderstehliches Bedürfnis nach Führung, nach jemandem, der das ganze Geschehen für mich deutete, der mich beruhigte und leitete. Ich brauchte das Bewußte Selbst.
In diesem Augenblick kam auch der Roboter in den hohlen Baum geklettert. Er hatte einen Plan gefaßt. Aber er ignorierte mich, das Kind, fast völlig, als sei ich ganz unwichtig. Ärgerlich, weil ich mich
übergangen fühlte, stieß ich ihn an, um auf mich aufmerksam zu machen. Warum hörte er denn nicht auf mich? Schließlich hatte ich den Unterschlupf zuerst entdeckt! Aber er ignorierte mich noch immer. Ich schubste ihn, ich schlug ihn ins Gesicht – ohne Erfolg. Da kletterte ich wütend aus dem Baum, holte einen Felsbrocken und schleuderte ihn gegen das Bein des Roboters. Jetzt beachtete er mich endlich.
»Was – willst – du?« fragte er mit monotoner Stimme.
»Hör mir doch endlich zu!« rief ich.
Im nächsten Augenblick verlagerte sich mein Bewußtsein von dem des Kindes auf das des Roboters und verschmolz mit ihm. Jetzt sah ich die Welt durch die Augen dieser logisch denkenden Maschine – objektiv und mit eiskalter Ruhe. Das Kind, das ich gerade eben noch gewesen war, empfand ich jetzt als Ablenkung. Ich legte mir eine Strategie zurecht, wie ich es beruhigen könnte.
In diesem Augenblick legte sich der Sturm, und das Kind lief wieder hinaus, um zu spielen. Also schob ich dieses Problem beiseite und ging mit steifen Schritten in den Wald. Mich beunruhigten keinerlei Emotionen; meine Welt war fein säuberlich geordnet, strukturiert – und entsetzlich begrenzt. Ich sah den Wald in Grautönen. Für mich war Schönheit nichts weiter als eine Definition, eine Kategorie. Ich wußte nichts vom Höheren Selbst oder vom Glauben. Ich suchte nur nach nützlichen, konstruktiven Lösungen. Der Körper war für mich eine notwendige Bürde, eine Maschine, die es mir ermöglichte, mich zu bewegen und mich fortzupflanzen – ein Werkzeug meines Verstandes.
In meinem Computergehirn war ich vor den Launen der Emotionen sicher. Und doch lebte ich ohne die Verspieltheit, die emotionale Energie und die Vitalität des Kindes eigentlich gar nicht richtig. Ohne dieses Kind existierte ich nur in einer sterilen Welt, die aus Problemen und Lösungen bestand.
Plötzlich erwachte wieder mein ursprüngliches Bewußtsein, als hätte ich vorher geträumt. Ich verspürte den überwältigenden Drang, wieder den Wald um mich herum zu spüren, die Energien des Lebens zu fühlen. Ich brach aus meinem Bewußten Selbst aus.
Von meinem neuen Blickpunkt aus konnte ich sie alle beide erkennen – das Bewußte Selbst und das Basis-Selbst. Sie standen mit dem Rücken zueinander da, jedes in seiner eigenen Welt.
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