Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
Bewußtes Selbst zurück; dann kann ich direkt mit deinem Basis-Selbst – deinem Unbewußten – zusammenarbeiten. Dieses Selbst hat die Aufgabe, deinen Körper zu heilen.«
»Du wolltest mir doch mehr über das Basis-Selbst erzählen.«
Mama Chia sah mich lange an, als denke sie über etwas nach. Dann griff sie nach einem Zweig und zeichnete damit einen Kreis in den Sand. »Zeigen ist besser als erklären«, sagte sie und zeichnete
eine menschliche Gestalt mit ausgestreckten Armen in den Kreis hinein – eine entfernte Wiedergabe der berühmten Zeichnung von Leonardo da Vinci.
Ohne weiteren Kommentar setzte sie sich auf einen Sandhügel, kreuzte die Beine und sagte: »Ich muß jetzt etwas innere Arbeit leisten, um meine Batterien wieder aufzuladen. Wenn du noch nicht weißt, wie man das macht, schlage ich dir vor, einfach ein bißchen zu schlafen. Vielleicht können wir uns später weiter unterhalten.«
»Aber …«
Mit einem einzigen Atemzug schien Mama Chia sofort in tiefe Trance zu versinken. Ich beobachtete sie eine Weile; dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder ihrer Zeichnung im Sand zu. Plötzlich wurde ich schläfrig, denn es war ein sehr schwüler Tag. Froh über den Schatten der schützenden Klippen streckte ich mich auf der Decke aus und schloß die Augen. Meine Gedanken kehrten zu Holly und Linda in Ohio zurück – sie schienen Lichtjahre von dieser abgeschiedenen kleinen Bucht entfernt zu sein, in der ich mich jetzt ausruhte, ein paar Meter von einer Schamanin entfernt, die mir ihre wahren Kräfte erst noch offenbaren mußte. Noch vor ein paar Wochen hatte sie für mich nur im hintersten Winkel meines Gedächtnisses existiert. Das Leben ist schon merkwürdig, dachte ich. Dann versank ich kopfüber in einer traumähnlichen Vision. Ich erinnere mich zwar nicht immer an meine Träume, aber diese Vision werde ich nie vergessen.
Ich schlief und war doch hellwach. Ich sah sogar klarer als je zuvor. Mama Chias lächelndes Gesicht blitzte vor mir auf, dann verschwand es wieder. In der Schwärze, die mich anschließend einhüllte, erschien eine menschliche Gestalt: der Körper eines Mannes mit ausgestreckten Armen in einem Kreis – aber nicht die Figur, die Mama Chia in den Sand skizziert hatte, sondern ein genaues Abbild des Originals von da Vinci.
Dann erschien plötzlich mein eigener Körper in dem Kreis und begann sich zu drehen, Rad zu schlagen.
Dann sah ich, wie mein Körper allmählich wieder zur Ruhe kam. Er stand jetzt aufrecht in einem Wald unter dem Sternenhimmel. Vom blassen Mondlicht erhellt, außer einem Paar Shorts völlig nackt, stand er mit weit ausgebreiteten Armen da, als wolle er das ganze Leben umarmen – den Kopf leicht schräg nach oben gewandt. Er blickte durch die Baumwipfel zu den Sternen empor, die am samtschwarzen Himmel funkelten. Das alles sah ich in allen Details deutlich vor mir – ich sah jeden Schatten auf den mondbeschienenen Blättern.
Dann erschienen an dem Körper drei glühende Lichter, die von den Auren oder Energiefeldern des Körpers gesondert waren. Zuerst richtete meine Aufmerksamkeit sich auf einen erdigen rötlichen Schimmer, der die Bauchregion der Gestalt erhellte. Diesen Schimmer erkannte ich sofort als das Basis-Selbst.
Dann verlagerte sich meine Aufmerksamkeit auf den Kopf der Gestalt, wo das Bewußte Selbst als weißes Licht des Bewußtseins saß. Dieses Licht leuchtete so strahlend, daß der Kopf in diesem Leuchten kaum noch zu sehen war.
Dann stieg mein Bewußtsein über den Kopf hinaus, wo ich einen Wirbel leuchtender, schillernder Farben erkannte …
Plötzlich neigte sich das Ganze bedrohlich schräg, und in der Ferne krachte ein Donner. Blitze zuckten am Himmel auf. Heulend erhob sich ein Sturm; Bäume stürzten um. Und dann spaltete sich die physische Gestalt vor mir in drei verschiedene Wesen auf!
Das Höhere Selbst, das ich in seinen strahlenden, hell auflodernden Farben gerade erst über dem Kopf erkannt hatte, verschwand wieder. Die beiden anderen Wesen verwandelten sich in deutlich erkennbare körperliche Gestalten. Das Basis-Selbst nahm jetzt die Gestalt eines Kindes an, das von einem rötlichen Schimmer umgeben war. Das Kind zitterte und wich erschrocken zurück, als der nächste Blitz sein Gesicht erhellte. Es war von nackter Angst besessen.
Das Bewußte Selbst nahm die Gestalt eines grauen Roboters mit elektrisch glühendem Computerkopf an. Der Roboter surrte und klickte und blickte dann mit ausdruckslosem
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