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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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denen mein Höheres Selbst mich führte.«
    »Bist du damals auch in Berkeley in Kalifornien gewesen?« fragte ich.
    »Ja«, sagte sie. »Ich bin nach Berkeley gekommen, aber Socrates habe ich erst acht Jahre später getroffen – falls du darauf hinaus möchtest. Zuerst einmal machte ich Wallfahrten nach Nordeuropa, um die alten Überlieferungen der Wikinger und anderer nordeuropäischer Völker zu studieren; dann pilgerte ich durch Spanien und Mitteleuropa, dann nach Süden, wo ich einige afrikanische Dörfer besuchte, und schließlich in den Nahen Osten, um mich mit den arabischen Kulturen zu beschäftigen. Dann weiter nach Indien, Nepal, Tibet, zum Pamir …«
    »Da war ich auch«, unterbrach ich sie. »Aber ich habe dort nicht das gefunden, was ich suchte …«
    »Ich bin froh, daß ich damit gewartet habe, bis ich älter war. Hätte ich diese Reise gemacht, als ich noch jung war – ohne vorbereitet zu sein –, hätte ich die Schule garantiert nicht entdeckt.«
    »Was für eine Schule?« fragte ich. Socrates’ Worte fielen mir wieder ein.
    »Nach einer Chinareise, die Freunde für mich organisiert hatten, besuchte ich dann Thailand und einige indonesische Inseln …«
    »Was für eine Schule?« wiederholte ich.
    »Eine verborgene Schule – in Japan.«
    »Wieso verborgen?« fragte ich.

    »Sie macht keine Reklame für sich – alles sehr zurückhaltend«, witzelte sie; dann setzte sie in ernsterem Ton hinzu: »Nur wenige Menschen hatten bisher Augen, um diese Schule zu entdecken. Ich kannte damals schon viele Methoden, mit denen man Körper und Geist heilen kann. Ich wollte noch mehr über den spirituellen Weg erfahren, mich aber gleichzeitig auch physischen Herausforderungen stellen und sehen, ob ich meinen Körper tatsächlich verändern konnte. Der Meister zeigte mir, wozu ich imstande war. Und dort lernte ich auch einen seiner ungewöhnlichsten Schüler kennen – den Mann, den du Socrates nennst.«
    »Wirklich?« fragte ich erstaunt – und wäre beinahe über einen großen Stein gestolpert. »Erzähl mir mehr von Socrates – und über diese Schule. Was genau war das für eine Schule? Und was hat Socrates dort gemacht?«
    Mama Chia hielt inne. »Wenn Socrates dir das nicht erzählt hat, dann hatte er sicher seine Gründe dafür.« Als sie mein enttäuschtes Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Du kannst dich darauf verlassen: Was immer Socrates dir gesagt oder nicht gesagt hat, war zu deinem eigenen Besten. Und ich glaube auch nicht, daß das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um über solche Dinge zu sprechen.«
    »Wo ist diese Schule? Wer ist der Meister? Und was ist mit den anderen Orten, an die ich noch gehen soll?«
    »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt«, wiederholte sie. »Manche Dinge kannst du nur mit Hilfe deiner eigenen Intuition und Einsicht, aus deiner eigenen Erfahrung lernen.«
    Enttäuscht blickte ich auf und sah, daß wir an einem der höchsten Punkte der Insel angelangt waren. Kilometerweit war kein höherer Gipfel zu sehen.
    »Ich muß diese Geschichte zu Ende erzählen«, sagte sie, »damit wir Klarheit darüber gewinnen, wo wir jetzt im Augenblick stehen und was wir gemeinsam vorhaben. Zwei Jahre und drei Monate lang wurde ich an dieser Schule ausgebildet. Zum erstenmal in meinem Leben hatte mein Körper die richtigen Proportionen, wenn er auch nicht gerade schlank und sehnig war. Ich konnte rennen ! Ich konnte springen und herumwirbeln. Ob du es glaubst oder nicht«,
sagte sie voller Begeisterung, »Ich wurde eine ziemlich gute Akrobatin und Kampfsportlerin.« Mit eindrucksvollen, wenn auch etwas eingerosteten Bewegungen wirbelte sie ihren Stock in der Luft herum. »Ich lernte vieles über die Kräfte, die in mir wohnten, und über meinen Geist.
    Ich lernte auch noch mehr darüber, wie man heilt. Kaum war ich 1964 nach Molokai zurückgekehrt – voll neuer Begeisterung und Energie, bereit, Wunder zu wirken und selbst Leprakranke zu heilen  –, suchte mich Sei Fujimoto auf. Verzweifelt erzählte er mir, daß sein kleiner Sohn plötzlich krank geworden sei, und bat mich mitzukommen. Während wir zu seinem Lieferwagen rannten, erklärte er, sein Kind habe plötzlich Krämpfe bekommen und sei dann ohnmächtig geworden. Sei war wie betäubt vor Angst. Seiner Frau Mitsu ging es nicht besser – sie war völlig außer sich, als ich ankam.
    Die beiden waren arm und lebten an einem entlegenen Ort; ein Rettungshubschrauber kam also nicht in Frage. Und inzwischen wäre es

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